Effie Bancroft
Marie Effie Wilton, Lady Bancroft (* 1839 in Doncaster; † 1921) war eine englische Schauspielerin und Theatermanagerin. Sie trat als Marie Wilton auf, bis sie im Dezember 1867 Squire Bancroft heiratete und seinen Nachnahmen annahm. Sie und ihr Ehemann waren wichtige Figuren in der Entwicklung des viktorianischen Theaters durch ihre Aufführung von innovativen Theaterstücken in den Londoner Theatern, die sie betrieben. Sie leiteten zuerst das Prince of Wales’s Theater und später das Haymarket Theater.
Leben und Karriere
Effie Bancroft trat bereits als Kind mit ihren Eltern auf, welche beide Schauspieler waren. Eine ihrer frühesten Rollen war die des Fleance in Macbeth (1846). Ihr erster Auftritt in London fand am 15. September 1856 im Lyceum Theater als die Rolle des Henri in Belphegor statt. Sie gewann Popularität durch ihre verschiedenen Rollen als Jungen, in Burlesque an verschiedenen Theatern, durch ihre Rolle als Cupid in zwei verschiedenen Stücken und vor allem in ihrer Rolle des Pippo in The Maid and the Magpie. Sie verbrachte viele Jahre am Strand Theater, wo sie mehrere Rollen des gleichen Typs annahm. Im Jahre 1859 wurde eine Benefiz-Aufführung für sie gegeben.
Prince of Wales’s Theater (1865–1880)
Im April 1865 übernahm sie zusammen mit Henry Byron die Leitung des Prince of Wales’s Theater. Für 2 Saisons leitete sie das Theater alleine. Als Hauptdarsteller konnte sie sich Squire Bancroft sichern, welchen sie kurz vorher in Liverpool getroffen und Dezember 1867 geheiratet hat. Ihr Sohn Charles Edward Wilton (geboren 1863) änderte seinen Namen zu Bancroft durch die Heirat seiner Mutter zu Squire Bancroft. Ihre gemeinsamen Söhne waren George Louise Pleydell Bancroft (geboren 1869) sowie Arthur Hamilton Bancroft (geboren und gestorben in 1870). Das Prince of Wales’s wurde bald bekannt für seine Komödien von T. W. Robertson, beispielsweise Society (1865), Ours (1866), Caste (1867), Play (1868), School (1869) und M.P. (1870).
In dieser Zeit spielte Bancroft oft die weibliche Hauptrolle, während ihr Mann die männliche spielte. Die Bancrofts haben zusammen mit Robertson eine neue Form des Dramas, die Salonkomödie oder das Cup and Saucer Drama, angeregt. Die Bancrofts haben Robertson eine bis dahin unerreichte Freiheit bei der Direktion der Stücke, was ein wichtiger Schritt in der Institutionalisierung der Macht des Regisseurs darstellte.
Die Bancrofts waren außerdem an der Popularisierung des Boxsets, welches zuerst von Lucia Elizabeth Vestris im Olympic Theater in den 1830ern verwendet wurde, beteiligt. Weiterhin haben sie ihren Schauspielern eine Gage gezahlt und Umkleideräume zur Verfügung gestellt. Zusätzlich haben sie ihr Theater der höheren Schicht der Zuschauer angepasst, indem sie billig Bänke durch komfortable Sitze ausgetauscht haben und Teppiche verlegt haben.
Andere Theaterstücke, welche die Bancrofts produziert haben, waren Tame Cats (1868), The School for Scandal (1874), Sweethearts (1874), The Vicarage (1877) und Diplomacy (1878). Die Bancrofts zeigten in ihrem Theater eine Reihe von prominenten Schauspielern, unter anderem Hare, Coghlan, die Kenalds und Ellen Terry. In 1879 stellte sie eine ihrer Lieblingsrollen, die der Nan, in John Baldwin Buckstones Good for Nothing dar.
Späteres Leben
In 1879 übernahmen die Bancrofts die Leitung des größeren Haymarket-Theaters, wo sie ihre erfolgreiche Aufführungen von modernen Komödien fortsetzten, bis sie am 20. Juli 1885 beide, nachdem sie ein beträchtliches Vermögen durch ihre Theateraufführungen verdient hatten, in den Ruhestand traten. Danach war sie nur noch selten auf der Bühne zu sehen. In 1895 heiratete ihr ältester Sohn, Captain Charles Bancroft, Margaret Grimstone, eine Tochter der Dame Madge Kendal und William H. Kendal. Diese Heirat wurde später annulliert.
Bücher
Effie Bancroft war die Autorin des Romans The Shadow of Neeme. Sie arbeitete weiterhin mit ihrem Ehemann an Mr. and Mrs. Bancroft On and Off the Stage, Written by Themselves (London, 1888) und The Bancrofts: Recollections of Sixty Years (Dutton and Co.: London, 1909).
Aufnahmen
Bancroft hat drei 10" Schellackplatten für die Gramophone Company im Juni 1903 aufgenommen.
- 1236 Drinking the waters.
- 1237 The Deutscher’s baby.
- 1238 (a) A boy’s philosophy; (b) Love.
Quellen
- The Bancrofts: Recollections of Sixty Years (Dutton and Co.: London, 1909)
- William Baker, Judith L Fisher, Andrew Gasson, Andrew Maunder: Lives of Victorian Literary Figures, Part V. Pickering & Chatto, 2007, ISBN 978-1-85196-819-0. (Onlinezusammenfassung hier.)
- Jane W. Stedman: W. S. Gilbert, A Classic Victorian & His Theatre. Oxford University Press, 1996, ISBN 978-0-19-816174-5.
Weblinks
- Cup and saucer drama: the Bancrofts and their theatres (Memento vom 16. April 2007 im Internet Archive)
- Informationen auf der Picture History Website (Memento vom 9. November 2005 im Internet Archive)