Eduard Sthamer
Eduard Sthamer (* 26. Dezember 1883 in Hamburg; † 28. April 1938 in Berlin) war ein deutscher Historiker, der sich besonders der Verwaltungsgeschichte des staufischen und angiovinischen Königreichs Sizilien gewidmet hat.
Leben und Karriere
Der Sohn eines Chirurgen studierte nach dem Abitur am Johanneum in Jena, Leipzig, Würzburg und Marburg. Nach der Promotion in Jena im Mai 1907 wurde er im Oktober dieses Jahres Volontär am Preußischen Historischen Institut in Rom, 1909 wissenschaftlicher Hilfsarbeiter und 1911 Assistent, war aber seit dem 1. April 1908 nach Neapel abgeordnet, um im dortigen Staatsarchiv die Materialien zur staufischen und angiovinischen Geschichte, vor allem die originalen Register, zu erschließen. Im Mittelpunkt stand die Geschichte der Kastellbauten Friedrichs II. und Karls I. in Ergänzung zu den kunsthistorischen Studien von Arthur Haseloff. Der Erste Weltkrieg und die Schließung des Instituts 1915 unterbrachen diese Arbeiten, die nach Kriegsende nicht sofort wieder aufgenommen werden konnten. 1919 wurde er Bibliothekar der Preußischen Akademie der Wissenschaften in Berlin, gleichzeitig erhielt der den Professorentitel. Bei seinen Forschungen über staufische Kastelle hatte Sthamer vor dem Zweiten Weltkrieg die Register Friedrichs II. ausgiebig herangezogen. Sthamer erstellte Abschriften und Aufzeichnungen. Er gab außerdem Fotos in Auftrag. Das Registerfragment verbrannte 1943. Seine Materialien bilden daher eine bedeutende Grundlage für eine moderne Edition des Registers Friedrichs II.[1]
Er war korrespondierendes Mitglied der Accademia Pontaniana in Neapel.
Schriften
- Beiträge zur Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte des Königreichs Sizilien im Mittelalter. Herausgegeben und eingeleitet von Hubert Houben mit Registern von Andreas Kiesewetter. Scientia, Aalen 1994, ISBN 3-511-09231-0.
- Die Verwaltung der Kastelle im Königreich Sizilien unter Kaiser Friedrich II. und Karl I. von Anjou. Leipzig 1914 (online), 2. Auflage mit einer Vorbemerkung von Arnold Esch, Niemeyer, Tübingen 1977, ISBN 3-484-70016-5.
- Dokumente zur Geschichte der Kastellbauten Kaiser Friedrichs II. und Karls I. von Anjou. Band I: Capitinata (Capitanata). (online) Band II: Apulien und Basilicata. (online) Nachdruck der Ausgaben Leipzig 1912 und 1926 in einem Band mit einer Vorbemerkung von Arnold Esch. Niemeyer, Tübingen 1977, ISBN 3-484-70038-6.
Literatur
- Hubert Houben: Eduard Sthamer (1883–1938). Werdegang und Lebenswerk eines deutschen Mediävisten. In: Beiträge zur Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte des Königreichs Sizilien im Mittelalter Scientia-Verlag, Aalen 1994, S. IX–XVIII.
- Michael Matheus: Disziplinenvielfalt unter einem Dach. Ein Beitrag zur Wissenschaftsgeschichte aus der Perspektive des Deutschen Historischen Instituts in Rom (DHI). In: Sabine Ehrmann-Herfort, Michael Matheus (Hrsg.): Von der Geheimhaltung zur internationalen und interdisziplinären Forschung. Die Musikgeschichtliche Abteilung des Deutschen Historischen Instituts in Rom 1960–2010 (= Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts in Rom. Band 123). de Gruyter, Berlin u. a. 2010, S. 1–82.
- Pasquale Favia, Michael Matheus, Saverio Russo (Hrsg.): Arthur Haseloff e Martin Wackernagel alla ricerca della Capitanata medievale. Fotografie dall´Archivio dell´Università di Kiel. Grenzi, Foggia 2010, ISBN 978-88-8431-407-9.
Weblinks
Anmerkungen
- Olaf B. Rader: Friedrich der Zweite. Der Sizilianer auf dem Kaiserthron. München 2010, S. 163f. Online-Ausgabe der Aufnahmen bei den MGH