Drehbuchwerkstatt München
Die Drehbuchwerkstatt München ist ein, seit 1989 jährlich stattfindendes, kostenfreies 12-monatiges Fortbildungsprogramm für Drehbuchautoren in Trägerschaft der Hochschule für Fernsehen und Film München, Bayerisches Staatsministerium für Digitales und Bayerischer Rundfunk in Zusammenarbeit mit dem Freundeskreis der HFF München e. V. Die Leitung der Drehbuchwerkstatt München haben Andreas Gruber und Hubert von Spreti inne.
Umsetzung
Aus jeweils über hundert Bewerbern werden nach Maßgabe der Begabtenauswahl jährlich 13 Autoren für ein so genanntes Drehbuchjahr bestimmt.[1] Neun Teilnehmer entwickeln während des folgenden Jahres unter individueller Betreuung ein „kurbelreifes“ Drehbuch. 2017 erweiterte die Drehbuchwerkstatt ihr Fortbildungsprogramm durch die Einrichtung eines Writers’ Room. Im Mittelpunkt steht die Entwicklung einer Serie. Vier Teilnehmer erhalten hier die Möglichkeit, zusammen mit einem professionellen Headautor eine Serie zu entwickeln. Diese spezielle Arbeitsweise erfordert von den Autoren neben Kreativität auch ein hohes Maß an Teamfähigkeit und Flexibilität, um gemeinsam eine horizontal erzählte Geschichte von der Grundidee bis hin zu fertigen Drehbüchern auszuarbeiten. Kooperationspartner ist die Schwarz Foundation, München.
Seit 2019 gibt es einen weiteren Writers‘ Room im Rahmen der Drehbuchwerkstatt München. Idee und Ziel dieser BAYERN Serie ist es, Besonderheiten des Freistaates Bayern in einer horizontal erzählten und unterhaltsamen Geschichte zu thematisieren. Schlagwörter sind hier u. a.: Strukturwandel, Landflucht, Bauernsterben, Expansion der Städte. Den ersten Writers‘ Room des Bayern Projektes (Lilienreuth forever) leitete Professor Andreas Gruber (u. a. „Hannas schlafende Hunde“) als Headautor, vier erfahrene Absolventen der Drehbuchwerkstatt München bildeten das Autoren-Team. Der Writers' Room Bayern Serie Kooperationspartner ist das Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie.
Beim Filmfest München werden die Drehbücher im Rahmen einer Präsentation der Medienbranche und ihren Vertretern vorgestellt.
Die Drehbuchwerkstatt München kann auf Antrag einen Lebenshaltungskostenzuschuss als Stipendium gewähren. Das erste Stipendium 1989 erhielt Peter Renz.[2]
Zum Abschluss des 10. Jahrgangs (1998/99) richtete die Drehbuchwerkstatt erstmals eine eigene Auszeichnung ein. Der mit 3.000,- Euro dotierte Tankred Dorst-Drehbuchpreis der Drehbuchwerkstatt München wird seitdem jährlich einem Absolventen verliehen. Zum zwanzigjährigen Bestehen wurde vom Bayerischen Rundfunk eine DVD produziert.[3]
Unter den Absolventen sind sowohl erfolgreiche Film- und Fernsehschaffende als auch Schriftsteller, wie z. B. Friedrich Ani, Philip Gröning, Tanja Kinkel, Susanne Schneider (Solo für Klarinette), Bernd Lichtenberg (Good Bye, Lenin!), Daniel Speck (Bella Germania), Karin Michalke (Trilogie Beste Zeit/Beste Gegend/Beste Chance, Räuber Kneißl), Sylke Rene Meyer, Robert Seethaler (Der Trafikant), Marianne Wendt, Jana Burbach und Constantin Lieb. Zahlreiche der im Rahmen der Drehbuchwerkstatt München entstandenen Drehbücher wurden bis heute verfilmt. Davon wurden die Arbeiten folgender Autoren mit Film- bzw. Fernsehpreisen ausgezeichnet:
- Susanne Schneider – Fremde, liebe Fremde (Adolf-Grimme-Preis, 1991)
- Monika Bittl – Sau sticht (Zuschauerpreis der Zeitschrift Bild + Funk, 1995 sowie Bayerischer Fernsehpreis, 1996)
- Hans-Christian Schmid – 23 – Nichts ist so wie es scheint (Deutscher Filmpreis, Filmband in Silber 1999)
- Franziska Buch – Verschwinde von hier (Max Ophüls Preis, 2000)
- Ariela Bogenberger – Marias letzte Reise (Adolf-Grimme-Preis, 2005)
- Nana Neul – Mein Freund aus Faro (Max Ophüls Preis, 2008)
- Florian David Fitz – Vincent will Meer (Bambi sowie Bayerischer Fernsehpreis, jeweils 2010; Deutscher Filmpreis Bester Film, 2011)[4]
- Peter Meister – Das Schwarze Quadrat (Förderpreis Neues Deutsches Kino 2021 bei den 55. Internationalen Hofer Filmtagen als bester deutscher Nachwuchsspielfilm ausgezeichnet)[5]
- Marcus Pfeiffer – Beckenrand Sheriff (Regie: Marcus H. Rosenmüller)
Weblinks
Literatur
- Martin Thau: Drei Jahre Drehbuchwerkstatt München. Ein Erfahrungsbericht. In: Alexander Schwarz: Das Drehbuch. Geschichte, Theorie, Praxis. Schaudig, Bauer, Ledig, 1992. ISBN 978-3-926-37204-8 (S. 203 ff)
- Sandra Uschtrin, Michael Joe Küspert: Handbuch für Autorinnen und Autoren. Adressen und Informationen aus dem deutschen Literatur- und Medienbetrieb. Uschtrin, 2001. ISBN 978-3-932-52210-9
Einzelnachweise
- Film und Fernsehen Hartes Geschäft für Nachwuchsautoren , Süddeutsche Zeitung, 17. Mai 2010
- Wilhelm Kühlmann: KILLY Literaturlexikon, Band 9 Os - Roq. Walter de Gruyter, 2010. ISBN 978-3-110-22045-2
- Matthias Leybrand: Ohne Buch kein Film. 20 Jahre Drehbuchwerkstatt München. München, 2009
- Interview in der Glamour
- Förderpreis Neues Deutsches Kino: "Das schwarze Quadrat" von Peter Meister gewinnt in Hof. 28. Oktober 2021, abgerufen am 8. Februar 2022.