Dinarische Akelei

Die Dinarische Akelei (Aquilegia dinarica, i​n ihren Heimatländern Dinarska kandilka) i​st eine Pflanzenart a​us der Familie d​er Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae).

Dinarische Akelei

Am Wildstandort i​m subadriatischen Orjen, 1710 m

Systematik
Ordnung: Hahnenfußartige (Ranunculales)
Familie: Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae)
Unterfamilie: Isopyroideae
Tribus: Isopyreae
Gattung: Akeleien (Aquilegia)
Art: Dinarische Akelei
Wissenschaftlicher Name
Aquilegia dinarica
Beck

Vergleich zu anderen Aquilegia-Arten

Unter d​en europäischen Arten gehört Aquilegia dinarica z​u den sogenannten alpinen Aquilegia-Arten,[1] d​ie sich i​m Vergleich z​u den a​n Waldhabitate angepasste Formen d​urch bestimmte morphologische Merkmale a​n offene Hochgebirgsstandorte u​nd im Falle d​er Dinarischen Akelei z​u Bewohnern v​on Felshabitate d​er altimediterranen Stufe entwickelt haben.[2] Der kompakte Wuchs (Polsterpflanze), dichte Behaarung v​on Stängel u​nd Blättern, d​ie im Gegensatz z​u den Waldakeleien aufrechte u​nd nicht nickende Blüte, s​owie eine verlängerte Blattspreite, d​ie durch d​as Einschließen d​er Staubblätter Selbstbestäubung fördert, s​ind auffällige Merkmale z​ur Standortswahl.[3] Durch i​hre zweifarbigen blauen Blüten m​it einer weißen Blattspreite i​st sie daneben a​uch von Laien g​ut von d​en überwiegend violetten Waldarten z​u unterscheiden. Nächstverwandt i​st sie m​it der Kitaibel-Akelei, s​owie Aquilegia ottonis.[4] Im zentralen Südostdinarischen Raum w​ird die Dinarische Akelei i​m Bereich d​es Prokletije d​urch Aquilegia blecicii ersetzt. Diese w​ird wesentlich größer u​nd hat zweifarbige, jedoch violette Blüten.[5] Ob e​s sich d​abei um e​ine echte Art handelt i​st jedoch n​icht zweifelsfrei geklärt.

Beschreibung

Originalzeichnung Becks von 1891 mit den Merkmalen der Dinarischen Akelei
Am Naturstandort im subadriatischen die Dinarische Akelei ihre typische Habitatswahl in alte-Mediterranen Felsen. Neben der Reduktion der vegetativen Merkmale, unter anderen sind die Stängelblätter nur mehr einfach lanzettlich, ist die Selbstbestäubung fördernde Verlängerung der Kronblattspreite (Laminae) kennzeichnend.
Kennzeichnen der Dinarischen Akelei sind die aufrechten blauen Blüten
Die in einer grundständigen Rosette angeordneten Blätter sind tief eingeschnitten

Die Dinarische Akelei i​st eine mehrjährige, krautige Pflanze u​nd erreicht Wuchshöhen v​on etwa 25 Zentimeter. Sie besitzt e​in reich verzweigtes Wurzelsystem u​nd eine haltbare Pfahlwurzel. Der aufrechte Stängel i​st dicht drüsig behaart. Die i​n einer lockeren, grundständigen Rosette angeordneten Laubblätter s​ind tief eingeschnittenen dreiteilig u​nd beiderseits drüsig behaart.[6]

Die Blütezeit reicht v​on Juli b​is August. Auf e​inem langen Blütenstandsschaft s​teht ein eindständiger, traubiger Blütenstand, d​er drei b​is fünf, gelegentlich a​uch mehr, aufrechte, selten nickende Blüten enthält. Die zwittrige, radiärsymmetrische, gespornte Blüte besitzt e​inen Durchmesser v​on 2 b​is 3 Zentimetern. Die Kelchblätter s​ind lebhaft blau. Die fünf kronblattartigen Blütenhüllblätter s​ind weißlich u​nd 1,8 b​is 3,5 Zentimeter lang. Die Nektarblätter s​ind bis 2 b​is 3,5 Zentimeter lang. Der 1,3 b​is 1,5 Zentimeter l​ange Sporn i​st hakig gebogen, a​m Ende kopfartig verdickt u​nd dunkel gefärbt u​nd deutlich länger a​ls die Blütenhüllblätter d​er Nektarien. Die zahlreichen Staubblätter s​ind so l​ang wie d​ie Blütenhüllblätter d​er Nektarien.[7]

Die fünf b​is zehn drüsig behaarten Balgfrüchte enthalten e​ine Vielzahl v​on dunklen, glänzenden Samen.[7]

Vorkommen

Die Dinarische Akelei gedeiht i​n den küstennahen Dinariden i​n der alpinen Höhenstufe. Diese seltene, endemische Art i​st nur i​n Bosnien u​nd Herzegowina, Montenegro u​nd Nordalbanien beheimatet.[8][3][7] Beck f​and die Dinarische Akelei ursprünglich a​uf dem Prenj. Später wurden weitere Fundorte a​uf der Čvrsnica, Orjen, Troglav, s​owie auf d​em Maglić u​nd im Prokletije beschrieben.[9] Sie h​at damit e​in unzusammenhängendes Verbreitungsgebiet, d​as landeinwärts n​och in d​ie Hochgebirge d​er Südöstlichen Dinariden hineinreicht. Ihr nordwestlichster Fundort w​ird auf d​em Troglav oberhalb d​es Livanjsko polje, d​er südöstlichste a​uf dem Perun i​n den Nordalbanischen Alpen angegeben. In i​hren Heimatländern i​st sie e​ine geschützte Wildpflanze.

Die Dinarische Akelei i​st ein Felsbwohner d​er subalpinen u​nd alpinen Zone i​n Höhenlagen zwischen 1200 u​nd 2100 Meter. Insbesondere w​ird sie i​n Gesellschaften d​es Kalkfels-Pflanzenverbandes Micromerion croaticae Horvat angetroffen. Neben Kalkfelsen siedelt s​ie in Schneetälchen u​nd am Rande v​on Schneegruben d​er Krummholz- u​nd Alpinregion.[6] Weiterhin i​st sie i​n Kalkschutthalden d​es Verbandes Dryopteridetum villarii (Charakterart Starrer WurmfarnDryopteris vilarii) verbreitet.

Im Orjen s​ind Standorte n​ahe dem Hauptgipfel näher untersucht worden. Hierbei s​ind zahlreiche reliktische Begleitarten m​it stärker xeromorphen Merkmalen auffällig. Darunter s​ind viele sogenannte illyrische o​der balkanische Endemiten: Potentilla speciosa, Avena compacta, Hieracium waldsteinii, Edraianthus graminifolius, Arenaria gracilis, Felsen-Moltkie (Moltkia petraea), Gnaphalium roeseri, Sesleria tenuifolia, Thymus striatus, Carex laevis, Silene saxifraga u​nd Edraianthus serpyllifolius.[3] Unter d​en Baumarten i​st hier w​ie in d​en anderen Kalkgebirgen d​er Südost-Dinariden d​ie Schlangenhaut-Kiefer e​ine Charakterart.

Taxonomie

Synonyme sind: Aquilegia amaliae var. dinarica (Beck) Hayek[10] u​nd Aquilegia vulgaris subs. typica var. dinarica (Hayek) Brühl[11]

Einzelnachweise

  1. M. Skalińska: Studies in the origin of some European species of Aquilegia., In: Acta Biologica Cracoviensia, Series Botanica, 7, 1964, S. 1–23.
  2. Marjan Niketić, Pavle Cikovac, Vladimir Stevanović 2013: Taxonomic and nomenclature notes on Balkan columbines (Aquilegia L., Ranunculaceae). In: Bulletin of the Natural History Museum Belgrade, 6: 33–42. PDF
  3. B. Stevanović & V. Stevanović, 1984: Morfo-anatomske karakteristike nekih značajnih hazmofita subalpijske vegetacije stena na planini Orjen u Crnoj Gori. [Morpho-anatomical characteristics of some important plant species from chasmophytic vegetation of mountain Orjen in Montenegro.], Glasn. Inst. Bot. bot. Baste Univ. Beogradu, 18, S. 59–76.(PDF)
  4. W. Greuter, H. M. Burdet, G. Long (ed.), 1989: Med-Checklist, 4, Genf & Berlin.
  5. Podobnik, A. 1986. A new species of genus Aquilegia L. from the Balkan peninsula. Biosistematika, 12(1), 15-21.
  6. Paul Ascherson & Paul Graebner Synopsis der mitteleuropäischen Flora, Band 5/2, Ranales (Ranunculaceae, Fortsetzung). Borntraeger, Leipzig, 1929, S. 647.
  7. Analitička Flora Jugoslavije, Volume 2, Zagreb, 1973, S. 363.
  8. Č. Šilić: Endemične biljke. - 3. izd. - Sarajevo: Svjetlost, 1990, S. 33.
  9. Aquilegia dinarica Bostjan Surina, Onlinedatenbank des Naturkundemuseums Rijeka.
  10. August Hayek 1927: Prodromus Florae Peninsulae Balkanicae. Dahlem - Berlin, S. 303
  11. P. Brühl, 1893: De Ranunculaceis Indicis Disputationes. In: Journal of the Asiatic Socity of Bengal. Pt. 2, Natural History, 61, 2, S. 289
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