Die Wandlung (Monatszeitschrift)
Die Wandlung war eine von November 1945 bis Herbst 1949 in Heidelberg[1] erscheinende Monatszeitschrift. Sie wurde von dem Philosophen Karl Jaspers, dem Politikwissenschaftler Dolf Sternberger, dem Romanisten Werner Krauss und dem Kultursoziologen Alfred Weber gegründet. Die Publikation, direkt nach der Zeit des Nationalsozialismus, sollte zur geistigen Erneuerung der Deutschen (nicht nur) in den Westzonen beitragen. Als Herausgeber fungierte Dolf Sternberger.
Autoren waren u. a. Hannah Arendt, T. S. Eliot, Karl Jaspers, Marie-Luise Kaschnitz, Werner Krauss, Dolf Sternberger, Gerhard Storz, Wilhelm E. Süskind, Alfred Weber und Viktor von Weizsäcker. Außerdem enthielten die Ausgaben Dokumente der Zeitgeschichte, insbesondere des Nationalsozialismus.
Im Geleitwort zur ersten Ausgabe schrieb Karl Jaspers, dass es nach dem Nationalsozialismus keine gültigen, alles verbindenden Normen gebe. Er wolle es wieder wagen, verantwortlich zu sein, sich denkend in dieser ungeheuren Not zurechtzufinden. Dazu werde Erinnerung nicht genügen. Den Schwerpunkt der neuen Zeitschrift wollte er nicht auf die Geschichte, sondern auf das Gegenwärtige und die Zukunft legen. Nach den Erfahrungen mit der nationalsozialistischen Ideologie betonte Jaspers: „Wir machen kein Programm.“[2] Schlüsselbegriffe waren: geistige Erneuerung, Verantwortung, Freiheit und Humanismus.
Achtundzwanzig sprachkritische Beiträge von Sternberger, Storz und Süskind wurden 1957 unter dem Titel Aus dem Wörterbuch des Unmenschen in Buchform veröffentlicht, in der dritten Auflage 1967 enthielt das Wörterbuch 33 Begriffe.
Die Romanistin Patricia Oster untersuchte den Jg. 1946 der Zeitschrift und konstatiert: Die Wandlung ist vom Diskurs eines radikalen Bruchs mit der Vergangenheit geprägt, während „Lancelot“[3] die Kontinuität des französischen kulturellen Erbes, aber auch einer gewissen humanistischen Tradition Deutschlands hervorhebt. In dieser Reibung zwischen zwei gegensätzlichen Zeitschriften-Konzeptionen entsteht ein Potenzial deutsch-französischer Verständigung.[4]
Literatur
- Monika Waldmüller: „Die Wandlung. Eine Monatsschrift.“ Herausgegeben von Dolf Sternberger unter Mitwirkung von Karl Jaspers, Werner Krauss und Alfred Weber. Deutsche Schillergesellschaft, Marbach 1988
- Dolf Sternberger, Gerhard Storz, Wilhelm E. Süskind: Aus dem Wörterbuch des Unmenschen, Claassen, Hamburg 1957
- Patricia Oster: Die Zeitschrift als Ort der Konstitution eines „transnationalen“ kulturellen Feldes: „Lancelot, Der Bote aus Frankreich“ und „Die Wandlung“, in: dies. & Hans-Jürgen Lüsebrink (Hrsg.): Am Wendepunkt. Deutschland und Frankreich um 1945. Zur Dynamik eines 'transnationalen' kulturellen Feldes – Dynamiques d'un champ culturel 'transnational'. L'Allemagne et la France vers 1945. Jahrbuch des Frankreichzentrums. Transkript, Bielefeld 2008, ISBN 978-3-89942-668-7, S. 231–248
Weblinks
- Wissensch. Rezension des Buches von Oster u. a.
- Oster über ihren Untersuchungsgegenstand
- Bibliogr. Nachweis als Microfiche, bei Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften, Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft, Kiel. Vollständige Ausgabe 1.1945-46 bis 4.1949. Erstellt von Deutsches Literaturarchiv, Marbach 1997
Anmerkungen
- Verlag Lambert Schneider, (zusätzlich erschien ebenda eine Reihe „Schriften Der Wandlung“)
- Geleitwort: Heft 1, Nov 1945, S. 1–6
- Lancelot – Der Bote aus Frankreich, eine Monatszeitschrift der französischen Besatzungsmacht, Berlin 1946–1951.
- Oster 2008, S. 231–248. Online einsehbar auf Verlagsseite und bei google books