Deutsche in Paraguay
Deutsche in Paraguay haben eine lange Einwanderungsgeschichte. 1886 gründete Bernhard Förster mit einer Gruppe von deutschnationalen Gesinnungsgenossen die Siedlerkolonie „Nueva Germania“. Die Stadt Hohenau wurde am 14. März 1900 mit der Hilfe von deutschstämmigen Brasilianern gegründet, die sich wegen der fruchtbaren Erde niederließen. Fernheim ist eine von Mennoniten gegründete Kolonie im Chaco von Paraguay. Sie wurde zwischen 1930 und 1932 von deutschstämmigen plautdietsch sprechenden Russlandmennoniten gegründet, die aus der damaligen Sowjetunion geflohen waren.
Die Deutschen in Paraguay identifizierten sich relativ stark mit dem Nationalsozialismus. Bereits vor 1933 existierte in Paraguay eine Ortsgruppe der NSDAP.[1] Dennoch flüchteten nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland rund 20.000 Juden aus Europa nach Paraguay, zahlreiche davon aus Deutschland. Paraguay hatte zu jener Zeit liberalere Einwanderungsgesetze als die eigentlich bevorzugten Zielländer Argentinien und Brasilien. Viele der Flüchtlinge verließen Paraguay kurz nach ihrer Ankunft und siedelten in die beiden Nachbarländer über.[2]
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs flohen zahlreiche Nazis nach Paraguay, unter ihnen war der KZ-Arzt Josef Mengele, der sich eine Zeit lang in Hohenau versteckte.[1] Paraguay verzeichnet weiterhin einen Zuzug von deutschen Familien. Laut Einwanderungsbehörden haben sich im Jahr 2020 in Paraguay 1077 Deutsche niedergelassen. Nach den Brasilianern und Argentiniern stellen die Deutschen die drittgrößte Einwanderergruppe, Tendenz steigend.[3] 5–7 % der Bevölkerung der ca. 7 Millionen Einwohner sind Einwanderer deutscher Herkunft bzw. deren Nachkommen.
Einzelnachweise
- Victoria Eglau: Saftgulasch und Sonnenschein. Deutschlandfunk Kultur, 21. März 2013
- The Jewish Community of Paraguay. In: The Museum of the Jewish People. 1996, abgerufen am 28. Dezember 2021.
- Paraguay will keine Reichsbürger und Impfgegner mehr. Deutsche Welle, 19. Januar 2022