Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten
Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) ist die wissenschaftliche Fachgesellschaft der deutschen Gastroenterologen. Sitz der DGVS ist Hamburg, Präsident der Gesellschaft ist bis zum Jahr 2022 Frank Lammert. Die Geschäftsstelle der DGVS befindet sich in Berlin.
Geschichte
Die DGVS wurde im Jahr 1913 von Ismar Isidor Boas als „Gesellschaft für Gastroenterologie“ zur Erforschung der Verdauungsorgane gegründet. In den USA gab es bereits 1897 die American Gastroenterological Association und in Japan die 1902 gegründete Japanische Gesellschaft für Gastroenterologie.[1]
Der erste Vorstand bestand aus Carl Anton Ewald (1. Vorsitzender), Adolf Schmidt (Mediziner, 1865) (2. Vorsitzender), Ismar Isidor Boas, Hugo Starck und Curt Pariser. Daneben waren ein beratender Ausschuss und ein Schriftführer vorgesehen.[2] Die neue Vereinigung verstand sich als übernational und interdisziplinär. Tagungsorte waren zum Beispiel Amsterdam und Budapest, auch wurden Pharmakologen, Pathologen und Chirurgen in die Arbeit mit einbezogen. Den Namenszusatz „Deutsch“ erhielt die Gesellschaft dagegen erst nach ihrer 14. Tagung 1938. Die erste Tagung über Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten fand im April 1914 in Bad Homburg vor der Höhe statt.[2][3] 1932/33 waren 25 % der 480 Mitglieder mosaischer Konfession. Seit September 2021 erinnert die DGVS mit der Initiative www.dgvs-gegen-das-vergessen.de an die jüdischen Mitglieder, die nach Beginn der NS-Diktatur aus der Fachgesellschaft ausgeschlossen, entrechtet, verfolgt, zur Flucht gezwungen oder in Konzentrationslager deportiert wurden.
Heute vereint die Fachgesellschaft mehr als 6000 Ärzte und Wissenschaftler aus der Gastroenterologie unter einem Dach.
Ziele und Aufgaben
Die DGVS fördert wissenschaftliche Forschungsarbeit und die Entwicklung von Standards in der Diagnostik und Therapie von gastroenterologischen Erkrankungen. Zudem widmet sie sich der Unterstützung des Nachwuchses und der Pflege von internationalen Beziehungen auf dem Fachgebiet. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Weiter- und Fortbildung von Ärzten in Klinik und Praxis.
Im Mittelpunkt der Arbeit der DGVS stehen insbesondere die Erarbeitung und die Veröffentlichung von Leitlinien. Die DGVS ist seit 1978 Mitglied der AWMF, die Leitlinien für die evidenzbasierte Versorgung bestimmter Krankheitsbilder publiziert. Seither war die DGVS bei der Erarbeitung von 27 solcher Leitlinien federführend und bei 36 weiteren beteiligt.[4] Leitlinienkoordinatorin der DGVS bei der AWMF ist Britta Siegmund.
Institutionelle Zusammenarbeit
- Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF)
- Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten
- Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM)
- United European Gastroenterology
Literatur
- Frank Lammert, Petra Lynen Jansen, Markus M. Lerch (Hrsg.): Weißbuch Gastroenterologie 2020/21. De Gruyter Verlag, Berlin/Boston, ISBN 978-3-11-064251-3. (online)
- Harro Jenss, Guido Gerken, Markus M. Lerch (Hrsg.): 100 Jahre Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten DGVS. August Dreesbach Verlag, München 2013, ISBN 978-3-944334-17-2. (online)
- Harro Jenss, Markus M. Lerch (Hrsg.): Tagungen der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten; Die Präsidenten von 1914 bis 2014. Sardellus Vertragsgesellschaft, Greifswald 2014, ISBN 978-3-9813402-5-9. (online)
Weblinks
- Offizielle Website der DGVS
- DGVS: https://www.dgvs-gegen-das-vergessen.de
Einzelnachweise
- Harro Jenss, Guido Gerken, Markus M. Lerch (Hrsg.): 100 Jahre Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten DGVS. München 2013, S. 7.
- Jenss, Gerken, Lerch (Hrsg.): 100 Jahre DGVS. 2013, S. 22.
- Unsere Geschichte, auf dgvs.de
- Die Mitgliedsgesellschaft DGVS, auf der Website der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften, aufgerufen am 8. Februar 2021