Deutsch-Nordischer Lloyd
Der Deutsch-Nordische Lloyd (auch Eisenbahn- und Dampfschiffs-Actien-Gesellschaft Deutsch-Nordischer Lloyd) war eine Aktiengesellschaft mit Sitz in Rostock. Diese Gesellschaft ließ ab 1883 eine direkte Eisenbahnverbindung zwischen Berlin und Kopenhagen bauen, die über die Eisenbahn-Fährverbindung Warnemünde–Gedser verlief. Sie wurde am 10. Juni 1883 gegründet und war eine Tochtergesellschaft der Société Belge de chemins de fer, die wiederum im Besitz der Société générale de Belgique war.[3]
Deutsch-Nordischer Lloyd | |
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
Gründung | 10. Juni 1883 |
Sitz | Rostock |
Leitung | A. Simonis (Aufsichtsratsvorsitz)[1] und Albert Becké (Direktor)[2] |
Branche | Eisenbahn und Dampfschifffahrt |
Geschichte
Der Deutsch-Nordische Lloyd war eine Gesellschaft, die für den Bau und Betrieb der Vollbahn Neustrelitz–Rostock–Warnemünde und die Herstellung und den Betrieb einer Dampferlinie von Warnemünde zu einem dänischen Anschlusshafen auf der Insel Falster gegründet wurde. Aufsichtsratsvorsitzender war der Rostocker Bürgermeister Georg Friedrich Adolf Simonis. Auf der Generalversammlung vom 8. Mai 1884 wurde zudem der nachträgliche Bau einer Verbindungsbahn zwischen Vollrathsruhe und Dahmen zum Anschluss der dortigen Zuckerfabrik beschlossen.
Das Kapital setzte sich im März 1884 wie folgt zusammen:
- je 4 500 000 M. St. Prior.-Actien (Lit. A und B), in Stücken zu 500 M., übernommen durch die Société Belge de chemins de fer.
- 6 000 000 M. in 4 % Prior.-Anleihen laut Privileg der Stadt Rostock, garantiert auf die gesamte Bauzeit und die ersten fünf Jahre Eröffnung der ganzen Strecke.
- Herzogtum Mecklenburg-Schwerin 625 000 M. für Verbesserung des Hafens Warnemünde und zusätzlich 10 000 M. Subvention pro Kilometer der auf diesem Gebiet verlaufenden Strecke sowie 20 000 M. pro Kilometer der Strecke Warnemünde–Rostock.
- Herzogtum Mecklenburg-Strelitz stellte 6 000 M. Subvention pro Kilometer seiner Strecke.[1]
Lloydbahn
Bereits kurz nach der Gründung erhielt die Gesellschaft sowohl von Mecklenburg-Schwerin als auch von Mecklenburg-Strelitz die Genehmigung zur Erstellung der sogenannten Lloydbahn. Die Strecke wurde zum 1. Juni 1886 fertiggestellt und nahm ihren Betrieb auf.[4]
Ziel war die Schaffung der kürzesten Eisenbahnverbindung zwischen Berlin und Kopenhagen, die von Neustrelitz im Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz über Rostock zum Hafen in Warnemünde führte. Die Gesellschaft wurde unter anderem damit beauftragt, den Hafen auszubauen, um eine regelmäßige Schiffsverbindung zu einem skandinavischen Hafen einzurichten. Finanziell wurde sie durch die mecklenburgischen Großherzogtümer unterstützt. Die geschätzten Baukosten beliefen sich auf 15 Millionen Mark.
Mit der Eröffnung der Bahnstrecke übernahm die Gesellschaft ab dem 26. Juni 1886 die bestehende Postdampferlinie nach Nykøbing Falster, für die neue Schiffe beschafft wurden.
Nach dem umfangreichen Ausbau des Hafens Warnemünde und der Errichtung der Trajektanlagen fand am 30. September 1903 in Anwesenheit von König Christian IX. von Dänemark und Großherzog Friedrich Franz IV. von Mecklenburg-Schwerin die Eröffnung der Eisenbahnfährverbindung nach Gedser statt. Dort gab es mit der seit 1886 bestehenden Bahnstrecke Nykøbing–Gedser Anschluss nach Nykøbing. Mit der neuen Bahnstrecke konnte die Reisezeit von Berlin nach Kopenhagen um rund fünf Stunden verkürzt werden.[5]
Lokomotiven
Nummern | spätere Gattung | Anzahl | Hersteller | Baujahr(e) | Bauart |
1–7 | Mecklenburgische V | 7 | Hanomag, Henschel | 1884, 1887 | 1B n2 |
8, 9 | Mecklenburgische VI | 2 | Henschel | 1891 | 1B n2 |
15, 16 | Mecklenburgische IX | 2 | Henschel | 1887 | C n2 |
21–24 | Mecklenburgische XI | 4 | Egestorff | 1884 | B n2t |
Publikationen
Literatur
- Lothar Schultz: Die Lloyd-Bahn. Neustrelitz-Rostock-Warnemünde. VBN, Neddermeyer, Berlin 2010, ISBN 978-3-941712-08-9.
Einzelnachweise
- Deutsch-Nordischer Lloyd. In: Jahrbuch der Berliner Börse. Ein Nachschlagebuch für Bankiers und Kapitalisten. Berlin / Leipzig, S. 150 (Textarchiv – Internet Archive).
- Mecklenburg-Schwerinsches Staatshandbuch. 1891, S. 320 (Textarchiv – Internet Archive).
- Geschichte der Generale Bank (Rechtsnachfolgerin der Société générale de Belgique) abgerufen am 26. Januar 2018 (englisch).
- Aufgespürt. In: Das Güstrowjournal. thema-guestrow.de, Mai 2016, abgerufen am 24. Januar 2018.
- Harald Hückstädt: „Reiset nach dem Norden“: zur Geschichte der Fährverbindung Warnemünde–Gedser. In: Deutsches Schiffahrtsarchiv. Heft Nr. 13. Ernst Kabel, 1990, ISSN 0343-3668, S. 83–110 (ssoar.info [PDF; abgerufen am 24. Januar 2018]).