Deusdedit (Kardinal)
Deusdedit († 2. März 1099?) war Kardinal und ein bedeutender Kanonist in der Zeit des Reformpapsttums.
Deusdedit stammte aus Aquitanien und wurde Benediktiner in Saint–Martin in Tulle. Sein Hauptwerk, die Collectio canonum, ist in der Handschrift Vat. lat. 3833 überliefert, in vier Bücher mit 1220 Kapiteln eingeteilt. Es wurde vermutlich unter Gregor VII., möglicherweise auf seinen Wunsch, begonnen und 1087 dem neuen Papst Viktor III. gewidmet. Seit 1078 war der Verfasser cardinalis tituli sanctorum apostolorum in Eudoxia (= San Pietro in Vincoli).[1] Material für seine Sammlung schöpfte er aus dem Liber Diurnus, aus römischen Ordines und aus dem päpstlichen Archiv. Seine Sammlung ist zwar die am stärksten römisch geprägte, war aber weniger systematisch und vielseitig als etwa die von Anselm von Lucca und erzielte keine große Wirkung. Außerdem schrieb Deusdedit eine Streitschrift gegen die Anhänger des Gegenpapstes Clemens III., den Libellus contra invasores et simoniacos et reliquos scismaticos, sowie Gedichte.
Zu den in seiner Sammlung überlieferten Stücken gehört auch Dagome Iudex, eine vieldiskutierte Quelle zur frühen polnischen Staatlichkeit.[2]
Editionen
- Pio Martinucci: Deusdedit Presbyteri Cardinalis tituli Apostolorum in Eudoxia Collectio Canonum e codice Vaticano edita. Venedig 1869 (Digitalisat, zwar erster vollständiger Druck, aber unkritisch)
- Viktor Wolf von Glanvell: Die Kanonessamlung des Kardinals Deusdedit, Paderborn 1905 (Nachdruck Aalen 1967)
- Libelli de lite imperatorum et pontificum saeculis XI. et XII. conscripti. Teil 2. Herausgegeben von Ernst Dümmler, Friedrich Thaner, Ernst Sackur u. a. Hannover 1892, S. 292–365 (Monumenta Germaniae Historica, Digitalisat)
- Peter Christian Jacobsen: Die Carmina des Kardinals Deusdedit († 1098/99), Winter Heidelberg 2002
Literatur
- Hans von de Wouw: Deusdedit, Kardinal. In: Lexikon des Mittelalters (LexMA). Band 3. Artemis & Winkler, München/Zürich 1986, ISBN 3-7608-8903-4, Sp. 739 f.
- Harald Zimmermann: Deusdedit. In: Massimiliano Pavan (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 39: Deodato–DiFalco. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 1991.
Weblinks
- Deusdedit (ca. 1043-ca. 1098/1099). In: Salvador Miranda: The Cardinals of the Holy Roman Church. (Website der Florida International University, englisch), abgerufen am 14. Februar 2017.
- Deusdedit <Cardinalis>. Publikationen in der bibliografischen Datenbank der Regesta Imperii.
- Eintrag im Repertorium Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters
Einzelnachweise
- Werner Maleczek: Die Brüder des Papstes Kardinäle und Schriftgut der Kardinäle. In: Klaus Herbers, Jochen Johrendt (Hrsg.): Das Papsttum und das vielgestaltige Italien. Hundert Jahre Italia Pontificia (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Neue Folge. Band 5). Walter de Gruyter, 2009, ISBN 978-3-11-021468-0, S. 335 (737 S., eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 1. Juli 2017]).
- Walter Leitsch: Deusdedit und die Urkunde Dagome iudex. In: Heinrich Felix Schmid (Hrsg.): Festgabe zur Fünfzig-Jahr-Feier des Instituts für Osteuropäische Geschichte und Südostforschung der Universität Wien, Wien 1959, S. 116–185