Delikatladen
Delikatläden (kurz Delikat; umgangssprachlich Deli oder Freß-Ex) waren Einzelhandelsgeschäfte für Lebensmittel des „gehobenen Bedarfs“ in der DDR. Diese speziellen Filialen der Handelsorganisation gab es in allen Bezirks- und Kreisstädten der DDR.
Geschichte
Die ersten Delikatläden wurden 1966 eröffnet.[1] Ab 1978 erfolgte eine Ausdehnung von 109 auf 250 Geschäfte.[2] In der Umgangssprache wurden sie mitunter Deli oder in Anlehnung an die Exquisit-Läden Fress-Ex genannt.
Im Sortiment waren hauptsächlich Nahrungs- und Genussmittel (Delikatessen), überwiegend aus DDR-Produktion, darunter Exportartikel und andere selten erhältliche Waren, teilweise in West-Aufmachung, zum Ende der DDR auch West-Marken. Diese Produkte wurden häufig in der DDR in Form der Gestattungsproduktion hergestellt. Es gab meist haltbare verpackte Lebens- und Genussmittel, in größeren Filialen auch Frischetheken für Käse, Fleisch und Wurst.
Das Preisniveau der meisten Waren lag deutlich über dem der Normalgeschäfte. Ein Qualitätsvorsprung hingegen war damit nicht zwangsläufig verbunden. Höhere Preise und eine aufwendiger gestaltete Verpackung ließen eine höhere Qualität zwar vermuten. Allerdings hing das im Umfang zunehmende Sortiment des „Delikat“ damit zusammen, dass begehrte Produkte aus dem normalen Handel verschwanden um in neuer Verpackung zum höheren Preis in den Delikat-Läden wieder zu erscheinen. Damit wurde die politisch gewollte Preisstabilität bei Lebensmitteln unterlaufen, um den steigenden Geldumlauf zu reduzieren und damit letztlich die schleichende Inflation zu verschleiern.[3] Von 1974 bis 1989 stiegen die Durchschnittspreise im gesamten Einzelhandel jährlich um knapp drei Prozent.[4]
Weblinks
Einzelnachweise
- Peter Hübner: Reformen in der DDR der Sechziger Jahre. Konsum- und Sozialpolitik. In: Christoph Boyer (Hrsg.): Sozialistische Wirtschaftsreformen. Tschechoslowakei und DDR im Vergleich (= Studien zur europäischen Rechtsgeschichte, Bd. 210). Vittorio Klostermann, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-465-04005-8, S. 501–539, hier S. 527.
- Beschluss des Politbüros der SED vom 12. Oktober 1977, zitiert in: Burghard Ciesla: Eine sich selbst versorgende Konsumgesellschaft? In: Thomas Lindenberger (Hrsg.): Herrschaft und Eigen-Sinn in der Diktatur. Studien zur Gesellschaftsgeschichte der DDR Böhlau, Köln 1999, ISBN 3-412-13598-4, S. 205–234, hier S. 208.
- Annette Kaminsky: Ungleichheit in SBZ/DDR am Beispiel des Konsums. In: Lothar Mertens (Hrsg.): Soziale Ungleichheit in der DDR: Zu einem tabuisierten Strukturmerkmal der SED-Diktatur. Berlin 2002, ISBN 978-3-428-10523-6, S. 57–79.
- André Steiner: Von Plan zu Plan. Eine Wirtschaftsgeschichte der DDR. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2007, ISBN 978-3-89331-777-6, S. 217.