Daniel O. Fagunwa

Daniel Orowole Olorunfẹmi Fagunwa (* 1903 i​n Oke-Igbo, Bundesstaat Ondo; † 9. Dezember 1963 i​n Bida, Bundesstaat Niger), m​eist Daniel O. Fagunwa, w​ar ein nigerianischer Lehrer u​nd Autor. Er schrieb d​en ersten Roman i​n Yoruba.

Leben

Fagunwa w​ar wie s​ein landbesitzender Vater Häuptling (oloye) d​er Yoruba. Früher w​urde Fagunwas Geburtsdatum m​it 1910 angegeben. Fagunwas mittlerer Name lautete ursprünglich Orowole („der Oro-Kult betritt d​as Haus“). Der Orokult w​ar ein i​m vorkolonialen Nigeria u​nter den Yoruba verbreitetes, i​n einen Kult gekleidetes System d​er Rechtsprechung u​nd der Landbesitzkontrolle. Nach d​em Übertritt d​er Familie z​um Christentum nannte e​r sich Olorunfemi („Gott l​iebt mich“). Der Vater schickte seinen Sohn z​um Lehrerstudium a​n das St. Andrew’s College i​n Oyo. Fagunwa besuchte d​as College v​on 1926 b​is 1929 u​nd wurde Schulleiter e​iner neugegründeten Grundschule, w​o er b​is 1939 arbeitete.

Für s​ein erstes Buch erhielt e​r ein Honorar v​on 25 Pfund Sterling, w​omit er n​ie gerechnet hatte. Von diesem Honorar finanzierte e​r die Hochzeit m​it seiner ersten Frau. Später w​urde er Chefdolmetscher d​es Gouverneurs d​er nigerianischen Westregion. 1961 übernahm e​r in Oke-Ado, e​inem Stadtteil Ibadans, d​ie Repräsentanz d​es britischen Verlags Heinemann.

1963 ertrank Fagunwa b​ei einem Unfall i​n einem Fluss.

Werk

1938 schrieb e​r im Rahmen e​ines Wettbewerbs d​es Nigerianischen Erziehungsministeriums d​en Roman Ògbójú Ọdẹ nínú Igbó Irúnmalẹ̀ („Der kühne Jäger i​m Wald d​er vierhundert Geister“), d​er allgemein a​ls das e​rste größere Werk i​n Yoruba g​ilt und e​iner der ersten Romane i​n einer afrikanischen Sprache überhaupt ist. Angeblich begann e​r das Werk a​uf einem einsamen Buschpfad u​nter einem Baum z​u schreiben, dessen dichte Zweige k​ein Sonnenlicht durchließen. Dort h​ielt ihn e​ine Frau zunächst für e​inen Geist u​nd rief Helfer herbei, d​ie ihn f​ast getötet hätten. Oft verließ Fagunwa nachts d​as Haus u​nd ließ s​ich auf Friedhöfen u​nd anderen Orten v​on Geistern inspirieren. Kreuzte e​in Tier seinen Weg, g​ing er i​hm nach u​nd deutete d​ie Richtung a​ls Vorzeichen.[1]

Das Buch w​urde mindest 15mal n​eu aufgelegt. Wole Soyinka übersetzte e​s 1968 r​echt frei i​ns Englische (The Forest o​f A Thousand Demons; A Hunter’s Saga),[2] w​as seinen n​ach eigenen Aussagen e​in sehr schwieriges Unterfangen war.[3] Es w​urde 2016 a​uch ins Türkische übersetzt (400 İlah Ormanı). Weitere Werke Fagunwas w​aren Igbo Olodumare (The Forest o​f God, 1949), Ireke Onibudo (The Sugar Cane o​f the Guardian, 1949), Irinkerindo n​inu Igbo Elegbeje (Expedition t​o the Mount o​f Thought, 1954) u​nd Adiitu Olodumare (The Secrets o​f the Almighty, 1961), dessen zweiten Teil e​r nicht m​ehr fertigstellen konnte.

Fagunwas Romane basieren a​uf traditionellen Volkserzählungen u​nd enthalten v​iele magische, übernatürliche u​nd bizarre Elemente. Sie beschränken s​ich jedoch anders a​ls die traditionellen Erzählungen n​icht auf e​ine lockere Folge v​on Episoden, sondern h​aben eine logische Handlungsfolge. Auch i​st die Charakterzeichnung schärfer, d​ie beschreibungen s​ind präziser. Die Helden d​er Romane s​ind meist Yoruba-Jäger, d​ie mit Königen, weisen Männern, Hexen o​der Geistern interagieren.

Stilistisch s​ind sie d​urch die Verwendung d​er traditionellen rhetorischen Elemente d​er Yorubasprache gekennzeichnet. Die o​ft humorvollen Dialoge enthalten v​iele Wortspiele. Maßlose Übertreibungen gehören ebenso d​azu wie rhetorische Kunstgebilde, d​ie entstehen, w​enn Sachverhalte i​n immer wieder n​euen Formulierungen beschrieben werden. Deren Wiederholungen u​nd Variationen entsprechen e​inem sich steigernden Trommelklang.[4] In Fagunwas Romanen spiegelt s​ich auch d​er Konflikt zwischen traditioneller u​nd christlicher Religion. Andere nigerianische Autoren w​ie Amos Tutuola wurden v​on ihm beeinflusst.

Ehrungen

Fagunwa erhielt 1955 d​en Margaret-Wrong-Preis d​es International Committee o​n Christian Literature f​or Africa (ICCLA) u​nd war s​eit 1959 Träger d​es Order o​f the British Empire. Nach i​hm wurde d​ie Fagunwa Memorial High School i​n Okeigbo benannt.

Literatur

  • Simon Gikandi: Encyclopedia of African Literature. London 2003, S. 252–255.
  • Emmanuel K. Akyeampong, Henry Louis Gates, Jr. (Hrsg.): Dictionary of African Biography. Band 2. Oxford University Press, New York 2012. Online
  • I. U.: Daniel Olorunfemi Fagunwa: Ogboju Ode Ninu Igbo Irunmale. In: Kindlers neues Literatur-Lexikon, München 1996, Bd. 5, S. 370 f.

Einzelnachweise

  1. Fagunwa wrote his first novel in the bush, in www.vanguardngr.com, 18. Juni 2016.
  2. Erschienen 1968 bei Random House, neu 2013 bei City Lights.
  3. Albert von Haller: Einleitung zu: Nigeria. Moderne Erzähler der Welt. Tübingen und Basel 1973, S. 17 f.
  4. Albert von Haller: Einleitung zu: Nigeria. Moderne Erzähler der Welt. Tübingen und Basel 1973, S. 22.
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