DAZ (Zeitung)
DAZ. Die Leipziger Andere Zeitung (zuerst Die Andere Zeitung) war eine Wochenzeitung in Leipzig von 1990 bis 1991. Ihr Kulturmagazin Kreuzer besteht bis in die Gegenwart. Ein Slogan war „Im Westen nichts Neues. Im Osten die DAZ.“
Geschichte
Seit dem 18. Oktober 1989 wurde das Informationsblatt Neues Forum Leipzig hergestellt und verteilt.[1] Es gab jeden Mittwoch eine neue Ausgabe, die dann für 1,50 Mark verkauft wurden. Die Nr. 7 wurde in 10.000 Exemplaren gedruckt. Die letzte Nummer 10 wurde am 18. Dezember 1989 herausgegeben.
Ende Dezember 1989 wurde ein eigener Verlag DAZ gegründet, in dem am 31. Januar 1990 die erste Ausgabe von Die Andere Zeitung mit 40.000 Exemplaren erschien. Diese waren nach wenigen Stunden ausverkauft.[2][3] Chefredakteur wurde Jan Peter.
Die Andere Zeitung wollte aus unabhängiger Sicht die Probleme und Entwicklungen in der DDR in der Wendezeit darstellen, ähnlich wie die neue Zeitung Wir in Leipzig. Sie stellte sich als politische Alternative zur Leipziger Volkszeitung, dem ehemaligen SED-Blatt dar.[4] Die Andere Zeitung brachte Stasi-Enthüllungen, Umweltthemen, Subkultur, Rathausskandale, Wendeverlierer.[5]
Sie setzte sich auch mit der bevorstehenden Angliederung der DDR an die Bundesrepublik kritisch auseinander.
„„Bei den neuen Medien musste 1990 nicht mehr mit dem untergehenden System die Auseinandersetzung geführt werden, vielmehr wurde gegen die Erscheinungsformen des Anschlusses der DDR an die Bundesrepublik angeschrieben, gegen die Arroganz der geschichtlichen Sieger, gegen Raub- und Glücksritter und Wendehälse. Alles in allem tapfer, aber auf verlorenem Posten. Und zu spät.“[6]“
Mehrere Versuche, mit westlichen NMedienkonzernen zu einer Zusammenarbeit zu kommen, scheiterten. Wirtschaftliche Probleme durch sinkende Verkaufszahlen und die starke Konkurrenz von westlichen Printmedien führten schließlich zum Ende der DAZ am 24. April 1991.
Zitate
Die DAZ veröffentlichte einen Text von Walter Ulbricht von 1961, in welchem er der Bevölkerung der DDR „blühende Landschaften“ versprach:
„„Als Sozialisten sind wir uns darüber klar, dass im sozialistischen Lager bis 1965 ein Überfluss an Lebensmitteln erreicht werden soll. Was da auf den Handel zukommt, diese immer mächtiger anschwellende Woge von Lebens- und Genussmitteln aus aller Herren Länder, von Kleidern und Schuhen, von wundervollen neuwertigen Stoffen, von Küchen- und Waschmaschinen, Autos, von Kunstgewerbe und Schmuck, von Fotoapparaten und Sportgeräten!“[7]“
Persönlichkeiten
Literatur
- Hong-Sook Ko: Bürgerbewegungen und Öffentlichkeit. Zeitungsneugründungen durch Bürgerbewegungen nach dem politischen Umbruch in Ostdeutschland am Beispiel der Zeitungen Die andere (Berlin), Die Leipziger Andere Zeitung (Leipzig) und Die Andere Zeitung (Magdeburg). Dissertation, Leipzig 2004, DNB 971704260.
- Peter-Hugo Scholz: DAZ war’s. In: Leipziger Blätter, 1994 Nr. 25: 12-15, DNB 1030867720.
- Jan Peter: ‘DAZ‘ überlebte den Markt nicht. In: Die Tageszeitung vom 24. April 1991 online
Weblinks
- Die Leipziger Andere Zeitung Zeitschriftendatenbank
- (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
Einzelnachweise
- Der erfolgreiche Versuch, Verlag und Zeitung zu gründen Wortgebrauch, über die Entwicklung des Informationsblatts
- (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
- Alles begann mit Größenwahn in taz
- Sven Jahny: Bohse, Reinhard. In: archiv-buergerbewegung.de. Abgerufen am 19. August 2015.
- Keine blühende Presse-Landschaft. Abgerufen am 19. August 2015.
- Geschichte des telegraphs. In: telegraph.ostbuero.de. Abgerufen am 19. August 2015. von Wolfram Kempe
- Walter Ulbrichts Träume vom Paradies. Abgerufen am 19. August 2015.
- (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
- GND 123088380; abgerufen am 19. August 2015.
- Christian Hans Schulz. In: chs-film.de. chs-film christian h. schulz, abgerufen am 19. August 2015.