Cristoforo Marcello
Cristoforo Marcello (* um 1480 in Venedig; † 1527 vermutlich in der Seefestung Gaëta) war ein italienischer römisch-katholischer Theologe und Humanist des 16. Jahrhunderts aus venezianischem Adel.[1][2][3] Marcello wurde im Zeitalter der Glaubenstrennung zum italienischen literarischen Gegenspieler Martin Luthers.[2]
Leben und Werk
Genaue Geburts- und Sterbedaten von Cristoforo Marcello sind unbekannt.[1][3] Nach dem frühzeitigen Tode seines Vaters im Jahr 1484 erhielten Marcello und seine männlichen Geschwister eine vom venezianischen Senat 1485 bewilligte Rente.[3] Marcello studierte ab 1498 an der Universität Padua und promovierte dort am 26. Oktober 1501 zum Doktor der Künste.[3] 1501 wurde er Protonotar der philosophischen Fakultät dieser Universität und hielt dieses Amt bis 1503.[3] 1507 oder 1508 wurde er von Papst Julius II. zum apostolischen Protonotar ernannt.[3]
In der 4. Sitzung des Fünften Laterankonzils am 10. Dezember 1512 hielt Marcello seine berühmte Lobrede De officio principis auf Papst Julius II.[1][3] 1514 wurde Marcello Erzbischof von Korfu.[1][3] Trotzdem hielt er sich meistens in Rom auf.[1] Er veröffentlichte unter eigenem Namen unter dem Titel Rituum ecclesiasticorum sive Sacrarum caeremoniarum S. Romanae Ecclesiae libri tres das sogenannte Caeremoniale Romanum.[1][3] Dieses enthielt die von den päpstlichen Zeremoniaren Agostino Patrizi und Johannes Burckard 1488 gesammelten Gebräuche der Cappella Papale.[1] Er musste sich deswegen einer Plagiatsdiskussion, die vor allem durch den Zeremonienmeister des Vatikan Paride Grassi geführt wurde, stellen.[3] Dieses Werk wurde später mehrfach neu aufgelegt.[1] Das Werk wurde für die liturgische Entwicklung bedeutungsvoll.[1] Marcello veröffentlichte darüber hinaus zahlreiche Werke im Grenzbereich zwischen Philosophie und Theologie.[3] In die Glaubensspaltung griff Marcello mit dem Werk De authoritate Summi Pontificis gegen Martin Luthers Resolutio super Propositione XIII. de potestate Papae von 1519 ein und wurde dessen italienischer literarischer Gegner.[1][2][3]
1527 wurde Marcello beim Sacco di Roma von Soldaten des Fernando Alarcón y Mendoza festgenommen und auf die Seefestung Gaëta verbracht.[3] Am 9. Juli bat er seinen Bruder Gerolamo um die Zahlung des geforderten Lösegeldes in Höhe von 6000 Dukaten.[3] Im August 1527 traf in Venedig die Nachricht von Marcellos Tod ein.[3] Die Umstände sind nicht genau bekannt, aber offensichtlich wurde er von Soldaten sehr schlecht behandelt, so dass er schließlich in der Festung Gaeta starb.[2][3]
Quellen
- Josef Höfer, Karl Rahner (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche (LThK). Marcello, Cristoforo. Zweite, völlig neu bearbeitete Auflage 1957–1968 (Sonderausgabe 1986). Band 7. Herder Verlag, Freiburg 1957, ISBN 3-451-20756-7, S. 2–3.
- Walter Kasper (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche (LThK). Marcello, Cristoforo. Dritte, völlig neu bearbeitete Auflage 1993–2001 (Sonderausgabe 2009). Band 6. Herder Verlag, Freiburg 2009, ISBN 978-3-451-22100-2, S. 1302.
- Margherita Palumbo: Marcello, Cristoforo. In: Dizionario Biografico degli Italiani, Band 69, 2007. 2007 (italienisch).
Weblinks
- Literatur von und über Cristoforo Marcello in der bibliografischen Datenbank WorldCat
Einzelnachweise
- Josef Höfer, Karl Rahner (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche (LThK). Marcello, Cristoforo. Zweite, völlig neu bearbeitete Auflage 1957–1968 (Sonderausgabe 1986). Band 7. Herder Verlag, Freiburg 1957, ISBN 3-451-20756-7, S. 2–3.
- Walter Kasper (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche (LThK). Marcello, Cristoforo. Dritte, völlig neu bearbeitete Auflage 1993–2001 (Sonderausgabe 2009). Band 6. Herder Verlag, Freiburg 2009, ISBN 978-3-451-22100-2, S. 1302.
- Margherita Palumbo: Marcello, Cristoforo. In: Dizionario Biografico degli Italiani, Band 69, 2007. 2007, abgerufen am 30. August 2019 (italienisch).