Contractual Management
Contractual Management (kurz CM; deutsch Vertragliches Management), ermöglicht die Steuerung von Organisationen und Geschäftsbeziehungen (Transaktionen und Kooperationen) durch den Einsatz von Verträgen. Der induktive, management-orientierte CM-Ansatz basiert auf der Perspektive des Entscheidungsträgers und erfasst alle vertragsrelevanten Prozesse und Parameter, die dieser berücksichtigen muss, um die Ziele einer Organisation oder Institution zu realisieren.
Theoretische Grundlagen
Der CM-Ansatz und seine Instrumentalisierung, das CM-Modell, wurden von Ralph Schuhmann und Bert Eichhorn entwickelt[1]. Ansatz und Modell kombinieren die theoretischen Erkenntnisse der Neuen Institutionenökonomie, insbesondere die Asymmetric Information, Principle-Agent und Relational Management Theorien, mit den angewandten, managementorientierten Ansätzen der Proactive Law Theorie und des Contractual Risk Management Konzepts von Keskitalo[2], die beide die Bedeutung des Risikomanagements für die Gestaltung und den Einsatz von Verträgen betonen. Anders als das Vertragsmanagement bezweckt der CM-Ansatz nicht ein Management des Vertrages, sondern das Management einer Organisation oder einer Geschäftsbeziehung durch den Vertrag.
Das CM-Modell
Das CM-Modell erfasst als ganzheitliches System alle für den Einsatz des Vertrages als Steuerungsinstrument relevanten Faktoren. Es basiert auf der Annahme, dass die Aufgaben des Contractual Management – Planung, Entwurf, Implementierung, Überwachung und Auswertung des Vertrages – unter Bedingungen auszuführen sind, die durch Managementprozesse und Entscheidungsparameter bestimmt werden. Dabei stellen Risikomanagement[3] und Wissensmanagement[4] die zentralen Prozessfelder dar, die einen zielorientierten Einsatz des Vertrages im Rahmen der Unternehmensführung und des Beziehungsmanagements ermöglichen. Unternehmen, Geschäftsbeziehung sowie das gesellschaftliche Normen- und Wertesystem liefern dem Manager die relevante Entscheidungsparameter und gewährleisten so eine vertragliche Steuerung in Übereinstimmung mit den organisatorischen und gesellschaftlichen Zielvorgaben.
Anwendungsbereiche
CM-Ansatz und CM-Modell wurden ursprünglich zur Steuerung von Transaktionen und Kooperationen in der Privatwirtschaft entwickelt und dort zuerst eingesetzt. Anwendungsstudien haben gezeigt[5], dass der CM-Ansatz und das CM-Modell auch von öffentlichen Organisationen verwendet werden können, wenn sie an deren spezifische Arbeitsbedingungen angepasst werden. Zudem können sie das Management von Quasi-Märkten durch Verträge erfassen und sind somit auch auf der institutionellen Makroebene anwendbar. Selbst für Konstellationen im politischen Management können der CM-Ansatz und das CM-Modell nützlich sein.
Einzelnachweise
- Ralph Schuhmann, Bert Eichhorn: From Contract Management to Contractual Management. In: European Review of Contract Law. Band 11, Nr. 1, 2015, ISSN 1614-9939, S. 1–21, doi:10.1515/ercl-2015-0001 (degruyter.com [abgerufen am 8. August 2019]).
- Petri Keskitalo: Contracts Risks Management. In: Nordic Journal of Commercial Law. Band 2006, Nr. 2, 2006, S. 1–32 (heinonline.org [abgerufen am 8. August 2019]).
- Ralph Schuhmann, Bert Eichhorn: Reconsidering contact risk and contractual risk management. In: International Journal of Law and Management. Band 59, Nr. 4, 10. Juli 2017, ISSN 1754-243X, S. 504–521, doi:10.1108/IJLMA-02-2016-0023 (emerald.com [abgerufen am 8. August 2019]).
- Bert Eichhorn, Ralph Schuhmann: Integration von Wirtschaft und Recht: Vertragswissensmanagement. In: Bundesverband Deutscher Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademien e.V. und dem VWA-Alumni – Absolventenverband der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademien – Bundesverband e.V. (Hrsg.): AKADEMIE. Band 2-2012. Bundesverband Deutscher Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademien e. V., S. 41–44 (vwa-akademie-online.de).
- Ralph Schuhmann, Bert Eichhorn (Hrsg.): Contractual Management: Managing Through Contracts. Springer Vieweg, Wiesbaden 2019, ISBN 978-3-662-58481-1 (springer.com [abgerufen am 8. August 2019]).