Cohors II Lucensium
Die Cohors II Lucensium [equitata] (deutsch 2. Kohorte aus dem conventus Lucensis [teilberitten]) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome und Inschriften belegt.
Namensbestandteile
- Lucensium: aus dem conventus Lucensis. Die Soldaten der Kohorte wurden bei Aufstellung der Einheit auf dem Gebiet des conventus Lucensis (mit der Hauptstadt Lucus Augusti) rekrutiert.[1]
- equitata: teilberitten. Die Einheit war ein gemischter Verband aus Infanterie und Kavallerie.
Da es keine Hinweise auf den Namenszusatz milliaria (1000 Mann) gibt, war die Einheit eine Cohors (quingenaria) equitata. Die Sollstärke der Kohorte lag bei 600 Mann (480 Mann Infanterie und 120 Reiter), bestehend aus 6 Centurien Infanterie mit jeweils 80 Mann sowie 4 Turmae Kavallerie mit jeweils 30 Reitern.
Geschichte
Die Kohorte war in den Provinzen Moesia, Pannonia, Moesia Inferior und Thracia (in dieser Reihenfolge) stationiert. Sie ist auf Militärdiplomen für die Jahre 78 bis 180/192 n. Chr. aufgeführt.[2][3][4][5][6] Die Stationierung der Kohorte im Jahr 80 in der Provinz Pannonia ist aber umstritten (siehe Abschnitt Unsicherheiten).
Der erste Nachweis der Einheit in der Provinz Moesia beruht auf einem Militärdiplom, das auf das Jahr 78 datiert ist. In dem Diplom wird die Kohorte als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Moesia) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 92 bis 127 datiert sind, belegen die Einheit in Moesia Inferior.
Eine Vexillation der Einheit war um 130 in Chersones auf der Krim.[7]
Der erste Nachweis der Einheit in der Provinz Thracia beruht auf einem Militärdiplom, das auf das Jahr 138 datiert ist. In dem Diplom wird die Kohorte als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Thracia) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 155 bis 180/192 datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz.
Standorte
Standorte der Kohorte in Moesia und Thracia waren möglicherweise:[2][7]
- Abrittus (Rasgrad)
- Germania (Saparewa Banja)
- Kabyle
- Montana
Angehörige der Kohorte
Folgende Angehörige der Kohorte sind bekannt.[2]
Kommandeure
|
Sonstige
Unsicherheiten
Militärdiplom von 80
Das Militärdiplom (CIL 16, 26) (ausgestellt für die Provinz Pannonia, datiert auf den 13. Juni 80) führt in der Liste der Einheiten an einer Stelle die Cohors I Lucensium und an anderer Stelle die Cohors II Lucensium auf. John Spaul, Jörg Scheuerbrandt und Margaret M. Roxan weisen das Diplom der Cohors I Lucensium zu, Agustín Jiménez de Furundarena dagegen der Cohors II Lucensium.[8]
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- Margaret M. Roxan: The Auxilia of the Roman Army raised in the Iberian Peninsula Volume 1. (PDF 23,5 MB) discovery.ucl.ac.uk, 1973, S. 68,72-73,475-478(65,69-70,472-475), abgerufen am 10. Mai 2017 (englisch).
- John Spaul: Cohors² The evidence for and a short history of the auxiliary infantry units of the Imperial Roman Army, British Archaeological Reports 2000, BAR International Series (Book 841), ISBN 978-1841710464, S. 83–84
- Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 166,168 Tabellen 9,10 (PDF S. 168,170).
- Ovidiu Țentea, Florian Matei-Popescu: Alae et Cohortes Daciae et Moesiae. A review and update of J. Spaul`s Ala and Cohors In: Acta Musei Napocensis 39-40/I Cluj-Napoca, 2002-2003(2004), S. 259–296, hier S. 288 (online).
- Margaret M. Roxan: The Auxilia of the Roman Army raised in the Iberian Peninsula Volume 2. (PDF 9,8 MB) discovery.ucl.ac.uk, 1973, S. 178-179(757-758), abgerufen am 10. Mai 2017 (englisch).
- Militärdiplome der Jahre 78 (AE 2008, 1728, CIL 16, 22, RMD 4, 208, ZPE-173-237), 80 (CIL 16, 26), 92 (AE 2003, 1548), 97 (RMD 5, 338), 105 (CIL 16, 50), 107 (ZPE-192-222), 114 (CIL 16, 58), 120 (AE 2009, 1808), 121 (AE 2008, 1722), 127 (RMD 4, 241, ZPE-165-232), 138 (RMD 4, 260), 155 (AE 2004, 1907), 157/158 (AE 2004, 1908), 160 (AE 2013, 2188), 162/163 (RMD 5, 437), 166/168 (RMD 5, 439, RMD 5, 440) und 180/192 (ZPE-152-258).
- Ligia Ruscu: Two Pontic Notes In: Epigraphica Anatolica 38 (2005), S. 125–130, hier S. 127 (PDF 5).
- Agustín Jiménez de Furundarena: Cohors I Lucensium Equitata In: Hispania Antiqua XL (2016), S. 169–190, hier S. 172 (online).