Clas Michael Naumann zu Königsbrück
Clas Michael Naumann zu Königsbrück (* 26. Juni 1939 in Dresden; † 15. Februar 2004 in Wachtberg-Pech) war ein deutscher Zoologe.
Herkunft und Werdegang
Clas Naumann war ein Urenkel des Karl Robert Bruno Naumann zu Königsbrück, dem Begründer der Näh- und Schreibmaschinenfabrik Seidel & Naumann und einziger Sohn des Diplomlandwirts Eberhard Naumann zu Königsbrück und Freda-Irene, geborene Hannemann-Polzin. Er wuchs zunächst im sächsischen Königsbrück auf, wo sein Großvater Robert Bruno Walther bis 1920 der letzte Standesherr war. Nach der Flucht 1945 verbrachte Naumann seine Jugend in der Nähe von Hameln, in Wilhelmshaven und in Braunschweig.
Nach Abschluss seiner Schulausbildung studierte er Chemie, Biologie und Paläontologie an der Universität Tübingen von 1959 bis 1966. Seine Dissertation zum Thema „Untersuchungen zur Systematik und Phylogenese der holarktischen Sesiiden (Insecta, Lepidoptera)“ fertigte er an der Universität Bonn unter Anleitung von Günther Niethammer an.
Berufliches Leben
Im Zeitraum von 1970 bis 1972 lehrte Clas Naumann an der Partnerschaftsfakultät der Bonner Universität, an der Faculty of Science in Kabul. Von 1973 bis 1977 war Clas M. Naumann als Assistent an den Universitäten Bonn und München tätig. In diesen Jahren hatte er bereits zahlreiche Forschungsreisen mit feldzoologischen Arbeiten durchgeführt. Die Habilitation 1977 erfolgte an der Ludwig-Maximilians-Universität München mit dem Thema „Stammesgeschichte und tiergeographische Beziehungen der Zygaenini (Insecta, Lepidoptera)“. Im gleichen Jahr erfolgte die Ernennung zum Wissenschaftlichen Rat und Professor an der Fakultät für Biologie der Universität Bielefeld und der Aufbau der neuen Abteilung für Morphologie und Systematik der Tiere.
Von 1978 bis 1989 lehrte er an der Universität Bielefeld. Seine Zeit an der jungen Fakultät für Biologie an der Universität Bielefeld widmete er dem Aufbau seiner Abteilung und der Einrichtung einer guten Lehre und Forschungsstruktur. Von 1982 bis 1983 war er Dekan der Fakultät und richtete zusammen mit Siegmar-W. Breckle die Wissenschaftliche Arbeitstagung der AGA in Bielefeld aus.
Clas M. Naumann folgte 1988 einem Ruf auf eine C4-Professur für Spezielle Zoologie an der Universität Bonn, zugleich als Direktor des Zoologischen Forschungsinstituts Museum Alexander Koenig. Die Ernennung erfolgte am 1. Juli 1989. Einen Ruf an die Universität München lehnte er 1993 nach erfolgreichen Bleibeverhandlungen zur Errichtung eines Erweiterungsbaus am Museum Koenig ab. Bis zu seinem Tod war er Direktor und prägte das Bonner Museum nachhaltig. 2006 wurde der neu eröffnete An- und Erweiterungsbau nach ihm benannt.
Persönliches Leben
Naumann war ein besonderer Kenner und Freund Afghanistans. Er bereiste bis in die 1980er Jahre immer das Land und lehrte an der Zoologischen Fakultät der Universität Kabul. Als er im Jahre 2002 das Land das erste Mal nach der sowjetischen Besetzung bereiste, beschrieb er seine Zeit an der Universität Kabul als „erschütterndste Dienstreise [s]eines Lebens“. Bis zu seinem Tod setzte er sich für den deutsch-afghanischen Austausch in Kultur und Wissenschaft ein. Er initiierte u. a. die Aktion „Ein Stuhl für Kabul“, die an der Universität Bonn und darüber hinaus Spendengelder für den Wiederaufbau der Universität Kabul sammelte. Bis Januar 2004 wurden insgesamt 40.000 € Spendengelder gesammelt, unterstützt auch von öffentlichen Vorträgen und Erlebnisberichten Naumanns.
Am 15. Februar 2004 verstarb Clas Michael Naumann zu Königsbrück an einem Krebsleiden. Die Beisetzung fand im engsten Familienkreis in Königsbrück statt.
Er hinterließ eine Frau und zwei Kinder.