Cheerleader-Effekt

Der Cheerleader-Effekt besagt, d​ass eine einzelne Person i​n einer Gruppe v​on Menschen attraktiver w​irkt als für s​ich allein betrachtet. Dies g​ilt sowohl für Männer a​ls auch für Frauen.

Ursprung des Ausdrucks

In d​er US-amerikanischen Fernsehserie How I Met Your Mother i​n der Folge Der Nicht-Vatertag (4. Staffel, Episode 7) erklärte d​ie Figur Barney Stinson seinen Freunden d​en Cheerleader-Effekt, a​ls eine Gruppe v​on Frauen, d​ie in Summe ansprechend aussahen, d​ie Bar betrat. So s​agte er, d​ass Leute i​n der Gruppe attraktiver wirken, a​ls wenn s​ie einzeln betrachtet werden.[1]

Wissenschaft

In der Studie „Hierarchical Encoding Makes Individuals in a Group Seem More Attractive“ von Drew Walker und Edward Vul (University of California)[2] wurde der Cheerleader-Effekt untersucht und in fünf Experimenten mit jeweils 25, 18, 20, 37 und 39 Teilnehmern belegt. In den ersten beiden Experimenten bewerteten die Probanden die Attraktivität von weiblichen Gesichtern (Exp. 1) und männlichen Gesichtern (Exp. 2). Gesichter wurden den Probanden jeweils einmal in der Gruppe (Gruppenfoto) und einmal isoliert (Einzelfoto) präsentiert. Im Ergebnis wurden die Gesichter von Frauen als auch von Männern in der Gruppe als attraktiver bewertet als deren isoliertes Einzelfoto. In Experiment 3 wurde die verfügbare Betrachtungsdauer für das isolierte Porträt dem des Gruppenbildes angeglichen, um eine Verzerrung des Ergebnisses aufgrund der Tatsache, dass Gesichter, die kürzer betrachtet werden als attraktiver gelten, zu verhindern. Auch hier konnte der Cheerleader-Effekt nachgewiesen werden. In Experiment 4 wurde unter anderem die Gruppengröße variiert. Die Ergebnisse zeigten, egal wie groß die Gruppe war (4, 9 oder 16 Personen), dass die Bewertung der Attraktivität nur unwesentlich differierte. In Experiment 5 wurden die Gesichter manipuliert und den Probanden verschwommener präsentiert. Auch hier konnte im Ergebnis der Cheerleader-Effekt wieder nachgewiesen werden.

Zusammenfassung der Ergebnisse: Der Effekt, dass Individuen innerhalb der Gruppe als attraktiver wahrgenommen werden, als für sich allein, konnte in allen fünf Experimenten nachgewiesen werden. Der Effekt tritt unabhängig von der Betrachtungszeit der Bilder, des Kontextes der Gruppenpräsentation (natürliche Gruppe oder Summe von Einzelbildern, Gruppengröße) und der Bildmanipulation wie Weichzeichnen auf.

Erklärung: Der Cheerleader-Effekt lässt sich gemäß Drew Walker und Edward Vul auf drei Phänomene zurückführen. So verarbeitet das menschliche visuelle System eine Gruppe von Individuen als eine Einheit (Ensemble), bekannt unter dem Begriff „Ensemble Coding“. Zum anderen werden Individuen der Gruppe positiv vom Durchschnitt der Gruppe beeinflusst. Weiterhin gelten Durchschnittsgesichter als attraktiv.

Wird eine Gruppe von Menschen gesehen, so verarbeitet das visuelle System eine Art Zusammenfassung bzw. Durchschnitt. Dieser beeinflusst die Wahrnehmung der Gruppe als solche und darüber hinaus die Wahrnehmung eines Individuums innerhalb der Gruppe. Demnach wird ein Individuum der Gruppe als dem Gruppendurchschnitt ähnlicher angesehen, als wenn es für sich allein betrachtet wird. Hinzu kommt, dass der Durchschnitt einer bestimmten Anzahl von Gesichtern (kurz das Durchschnittsgesicht) dem Betrachter attraktiver erscheint als ein einzelnes Gesicht dieser Gesamtheit.[3] Unattraktive Gesichtsmerkmale einer einzelnen Person der Gruppe werden von den (komplementären) Merkmalen anderer Personen der Gruppe ausgeglichen.

Einzelnachweise

  1. Der Nicht-Vatertag
  2. Walker, Drew and Vul, Edward (2013): Hierarchical Encoding Makes Individuals in a Group Seem More Attractive, Psychological Science
  3. Langlois, J. H. & Roggman, L. A. (1990): Attractive faces are only average. Psychological Science, 1, S. 115–121.
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