Charles William Wilson
Sir Charles William Wilson (* 14. März 1836 in Liverpool; † 25. Oktober 1905 in Royal Tunbridge Wells) war ein britischer Offizier (zuletzt Major-General der Royal Engineers), Geograph, Vermesser und Forschungsreisender.
Leben
Wilson besuchte die Schule in Liverpool und das Cheltenham College, ging auf die Royal Military Academy Woolwich und erhielt 1855 sein Patent als Offizier der Royal Engineers. Ab 1858 war er vier Jahre in Nordamerika, um die Grenze zwischen Kanada und der USA am 49. Breitengrad zu vermessen. Während der Reisen führte er Tagebuch.
1864 war er mit Vermessungsarbeiten in Palästina und Jerusalem befasst, die in erster Linie der Verbesserung der Wasserversorgung dienen sollten. Dabei wurde eine topographische Karte erstellt und bei weiteren Vermessungen in Palästina 1865 auch der Höhenunterschied zwischen Mittelmeer und Totem Meer erstmals genau bestimmt. Inzwischen wurde der Palestine Exploration Fund gegründet, und ab 1865 setzte er in dessen Auftrag Vermessungsarbeiten in Palästina und Umgebung fort, diesmal mit einem Hauptaugenmerk auf die Archäologie. 1866 wurde er Leiter des Ordnance Survey für Schottland und 1867 Assistant Commissioner in der englischen Borough Boundary Commission. 1868 erkundete er die Sinai-Halbinsel mit Captain H. S. Palmer. Ziel war es unter anderem, dem Weg der Israeliten aus Ägypten nachzugehen und byzantinische archäologische Stätten zu erkunden. Nach seiner Rückkehr wurde er Leiter der Kartenabteilung im Kriegsministerium (War Office) und Assistant Quartermaster‑General im Intelligence Department. Bald darauf leitete er den Ordnance Survey für Irland und war in der königlichen Kommission für die Registrierung von Schulden und Versicherungen in Irland. 1878 war er britischer Vertreter in der serbischen Grenzkommission und 1879 bis 1882 Generalkonsul in Anatolien, was er zur Erkundung entlegener Gebiete des Osmanischen Reichs nutzte.
1882 unterstützte er General Wolseley bei der Unterdrückung des Aufstands von Ahmed Urabi Pascha in Ägypten und 1884 war er Aufklärungsoffizier von Wolseley in der Gordon Relief Expedition zum Entsatz von General Charles George Gordon in Khartum. Er war als Brigadier-General Teil der Vorausabteilung von etwa 1400 Mann, die auf zwei Nildampfern nach Khartoum vorstoßen sollte und hatte das Kommando, nachdem Generalmajor Herbert Stewart verwundet wurde. Sie kamen allerdings zwei Tage zu spät. Die Mahdi-Anhänger hatten Khartoum schon gestürmt und unter den Bewohnern ein Massaker angerichtet, dem auch Gordon zum Opfer gefallen war.
Bei seiner Rückkehr wurde er Direktor des Ordnance Survey von Irland und war von 1886 bis 1894 Generaldirektor des Ordnance Survey. Von 1895 bis zu seinem Ruhestand 1898 war er Generaldirektor für Militärerziehung.
Er veröffentlichte 1871 mit Charles Warren, der ebenfalls 1867 für den Palestine Exploration Fund dort war, ein Buch über seine geographisch-archäologischen Erkundungen in Jerusalem. 1901 bis 1906 stand er dem Palestine Exploration Fund vor. Zeitweise stand er auch der Palestine Pilgrims' Text Society vor, einem historischen Verein, der mittelalterliche Pilgertexte nach Palästina herausgab. 1872 wurde er in den Rat der Society of British Archeology gewählt. 1874 wurde er Fellow der Royal Society. 1876 wurde er Ritter des Order of the Bath (KCB), ferner war er Ritter des Order of St. Michael and St. George (KCMG). 1878 wurde er Mitglied des Deutschen Vereins zur Erforschung Palästinas.[1]
Schriften
- mit Charles Warren: The Recovery of Jerusalem. A Narrative of Exploration and Discovery in the City and the Holy Land. D. Appleton & Company, New York 1871 (Digitalisat)
- Ordnance Survey of Jerusalem. Ordnance Survey Office, Southampton 1876
- Picturesque Palestine, Sinai and Egypt. 2 Bände. D. Appleton & Company, New York 1881–1883.
Literatur
- Charles M. Watson: The Life of Major-General Sir Charles William Wilson, Royal Engineers. Murray, London 1909 (Digitalisat)