Chapel of the Three Stones
Die Kapelle zu den drei Steinen oder Chapel of the Three Stones war eine US-Kapelle in der ehemaligen Badener-Hof-Kaserne[1] in Heilbronn. Sie wurde am 8. Juni 1953 eingeweiht und 1992 abgebrochen. In diesem ökumenischen Sakralbau waren Rabbiner Melvin Berger, Benediktinerpater Andreas Michalski und Chaplain Cloma A. Huffmann tätig. Huffmann wurde ab 1955 Armeegeistlicher an der Militärakademie West Point.
Standort
Standort der Kapelle war die Badener-Hof-Kaserne (ehemals Ludendorffkaserne) an der Einsteinstraße. Als die Truppen der USA die Kaserne belegten, errichteten sie im Jahre 1953 eine US-Kirche mit einem Altar, in dem jeweils ein Trümmerstein aus der evangelischen Kilians- und aus der katholischen Augustinuskirche sowie ein Stein aus der Heilbronner Synagoge verbaut worden waren. Die Kirchenfenster waren das Werk des Kunstglasers August Döttling (1875–1956) aus Sontheim. Die US-Kirche stand für Glaubensangehörige der christlichen und der jüdischen Konfession offen. Adalbert Burkart beschreibt dies folgendermaßen:
„Aus ihrer schlesischen Heimat wurden die Benediktiner der Abtei Grüssau vertrieben. Nach langem Suchen fanden sie 1947 im 1803 aufgelassenen Ritterstift Bad Wimpfen im Tal eine neue Heimstätte. Sofort standen auch sie zur Aushilfe bereit, wenn in der Umgebung katholische Priester fehlten. Dieses Fehlen machte sich auch bei der amerikanischen Besatzungsmacht bemerkbar. Trotz Fraternisierungsverbot gestattete der damalige General Patton, dass deutsche Priester als Aushilfe katholischen Gottesdienst für seine Soldaten halten. Schon am Weihnachtstag 1946 hielt der Benediktinerpater Andreas Michalski den ersten Gottesdienst in einem Zelt an der Charlottenstraße. Seine treuen Dienste nehmen die Amerikaner nun schon seit 30 Jahren in Anspruch, wofür sie ihn vor einiger Zeit nach den USA eingeladen und zum Ehrenkaplan der US-Armee ernannt haben. Inzwischen wurden für sie zwei kleine Kirchen errichtet, 1951 an der Charlottenstraße, 1953 in der Badener-Hof-Kaserne. Im Altar der letzteren sind je ein Trümmerstein aus der Kilians- und Augustinuskirche sowie aus der jüdischen Synagoge eingebaut, weshalb sie den Namen "Kapelle zu den drei Steinen" trägt (Chapel of the Three Stones), zum Zeichen, dass sie den drei Konfessionen zur Verfügung steht. Ihre Glasfenster wurden von dem Sontheimer Künstler Döttling gearbeitet.“
Der Benediktinerpater Andreas Michalski leitete auch seit 1953 den Gottesdienst für die katholischen Soldaten, die die Kapelle zu den drei Steinen besuchten. So berichtet der Artikel "Kapelle zu den 3 Steinen" in der Badener-Kaserne. Vor fünfzehn Jahren eingeweiht. "Heilig" in drei Sprachen/Im Zeichen deutsch-amerikanischer Freundschaft in der Heilbronner Stimme[2]:
„In den vergangenen 15 Jahren haben sich viele tausend amerikanische Soldaten in der "Kapelle zu den 3 Steinen" im Gottesdienst versammelt. Tief beeindruckt sind sie immer wieder, wenn der deutsche Benediktinerpater Andreas, der seit 1953 die katholischen Soldaten in dieser Kapelle betreut, ihnen die Geschichte und den Sinn der drei Steine erklärt.“
Geschichte
Colonel John Watt, der seit dem Jahr 1952 Kommandeur der dort stationierten Einheiten war, hatte den Gedanken zum Bau einer Kapelle in den Badener-Hof-Kaserne. Wegen mangelnder finanzieller Mittel konnte jedoch kein Neubau erfolgen. So wurde lediglich ein länglicher Pferdestall, der ausgebombt war in eine Kirche umgebaut[3]. Brigadegeneral E. McGinley aus Stuttgart, förderte finanziell den Umbau mit 20 000 Dollar, um ein Dach und Heizungsanlagen zu schaffen. Chaplain Cloma A. Huffmann, erster Pfarrer der "Kapelle zu den 3 Steinen" suchte den Kontakt zu den unterschiedlichen deutschen kirchlichen Stellen, um bezüglich der Innenausstattung Hilfe zu bekommen. Der Pfarrer Max Herrenkind von der katholischen Augustinuskirche spendete zunächst einen unbeschädigten Sandsteinaltar aus der Kirche, der 2000 Kilo wog. Die Gemeinde der Augustinuskirche war damit ursprünglich nicht einverstanden, so dass es hieß: „die Amerikaner stehlen unseren Altar“, später trat jedoch Einvernehmen ein. Der Altar zeigte auf seiner Stirnseite das Wort heilig auf lateinisch (sanctus), englisch (holy) und hebräisch (kodesch). Unter dem lateinischen Wort sanctus wurde ein Stein aus der katholischen Augustinuskirche angebracht, der dann vom Pfarrer Wetzel aus der Augustinuskirche gestiftet worden war. Unter dem englischen Wort holy wurde ein Stein aus dem gotischen Chor aus dem 13. Jahrhundert der protestantischen Kilianskirche angebracht, der von Dekan Gerhardt gestiftet worden war[4]. Unter dem hebräischen Wort kodesch wurde ein Stein aus der Stuttgarter Synagoge angebracht, der von dem Rabbiner der Stuttgarter Synagoge Neufeld gestiftet worden war. Die drei länglichen rechteckigen Steine standen am Fuß des Altars.
Einweihung
Nach der Chronik der Stadt Heilbronn[5] wurde die amerikanische Armeekapelle »Zu den drei Steinen« am 7. Juni 1953 in den Wharton Barracks eingeweiht. Auch 750 Jahre Deutschordenskommende Heilbronn[6] erwähnt das Jahr 1953 als Datum für die Kapelle »Zu den drei Steinen«. Bei der -Einweihung war der kommandierende General von Stuttgart, Brigadegeneral Eugène McGinlay und der Oberbefehlshaber der 7. Armee, Generalleutnant William M. Hoge anwesend.[4] Nach einem Artikel in der Heilbronner Stimme heißt es zur Einweihung:[7]
„Auch die Weihehandlung am 8. Juni 1953 ließ die freundlichen Beziehungen erkennen. Neben den Generälen William M. Hoge und McGinley und hohen Offizieren, nahmen Oberbürgermeister Meyle, Bürgermeister Dr. Nägele, Prälat Lempp, Pfarrer Herrenkind, Stadtpfarrer Wetzel, Pater Andreas von der Abtei St. Peter in Wimpfen und Oberbaurat Dr. Daser an der Feier teil […] Drei Armeegeistliche von drei Konfessionen vereinten sich bei der Einweihung im Gebet um den Frieden unter den Völkern. Die Feierstunde wurde vom Deutschen Fernsehen übernommen“
Weiterhin heißt es in einem anderen Artikel der Heilbronner Stimme:[8]
„Die Einweihung der "Kapelle zu den drei Steinen" läutete in einem Versöhnungsgottesdienst am 8. Juni 1953 die lange Geschichte der deutsch-amerikanischen Freundschaft in Heilbronn ein. Die Feierstunde mit drei Armeegeistlichen dreier Konfessionen wurde damals vom deutschen Fernsehen übernommen.“
Mit einem Festgottesdienst wurde in den späteren Jahren stets der Einweihung am 8. Juni 1953 gedacht. So wurde zum Beispiel der 16. Jahrestag der Einweihung gefeiert[9] und am 20. Jahrestag ebenso, wo die Kapelle als "heiliges Denkmal der Brüderlichkeit aller Menschen" beschrieben wurde.[10]
Name
In einem Artikel im Neckar-Echo Ein eigenartiges Gotteshaus. Pferdestall wird Kapelle/Gemeinschaftsarbeit im Dienste dreier Konfessionen[11] wird erklärt, dass die Wahl des Namens eine symbolische Vereinigung des katholischen, protestantischen und jüdischen Glaubens symbolisieren soll. So heißt es:
„Die Kapelle erhielt den Namen "Kapelle der Drei Steine", und ihr eigenes originelles Symbol ist das der Vereinigung - einer Vereinigung von Deutschen und Amerikanern, einer Vereinigung, die die Heiligkeit jdes einzelnen Glaubens anerkennt, denn sie wird den katholische, protestantischen und jüdischen Konfessionen gleichermaßen als Gotteshaus dienen.“
In einem anderen Artikel in der Heilbronner Stimme "Kapelle zu den 3 Steinen" in der Badener-Kaserne. Vor fünfzehn Jahren eingeweiht. "Heilig" in drei Sprachen/Im Zeichen deutsch-amerikanischer Freundschaft[12] unterstreicht bei der Erörterung der Namenswahl für die US-Kapelle auch die Hilfe der deutschen Heilbronner Kirchengemeinden:
„Die Kapelle symbolisiert einmal die Vereinigung im Gottesbekenntnis der Juden, Protestanten und Katholiken, das sie diesen Konfessionen gleicherweise als Gotteshaus dient. Ihr Titel "Zu den drei Steinen" sagt aber auch aus, dass deutsche Heilbronner Kirchengemeinden die Grundsteine für den Opferaltar der Kapelle legten, die ausschließlich den dort stationierten US-Soldaten zur Verfügung steht.“
Nutzung
Am 12. Juli 1955 sprach in der Kapelle auch Martin Niemöller[13]. Zu dem Besuch von Niemöller am 12. Juli 1955 in der Kapelle heißt es in einem Artikel der Stuttgarter Zeitung Amerikanische Tausend-Mark-Spende für St. Kilian. Kirchengemeinde "of the Three Stones" im Gottesdienst der Kilianskirche in Heilbronn,[14]
„Am morgigen Sonntag wird die evangelische Kirchengemeinde der Chapel of the Three Stones (Kapelle der Drei Steine) von der Badenerhof-Kaserne die Kilianskirche von 9.30 Uhr bis 10.30 Uhr besuchen […] werden die Protestanten der Badenerhofkaserne viele der geplanten Vorhaben weiterführen im Dienste der Entfaltung des geistigen Lebens […] So werden die Männer vom Badenerhof beispielsweise zu einem Besuch von Dr. Martin Niemöller und seiner Ansprache am 12. Juli im Badenerhof Pate stehen“
Am 7. August 1955 stellt die Chronik fest, dass schon seit geraumer Zeit eine Gruppe von Jugendlichen aus Heilbronn die Kapelle besuchte um der Vesper des Kaplan Leonard W. Keck beizuwohnen. Danach gab es in der Vorhalle der Kapelle bei Imbiss und Musik verschiedene Diskussionen zwischen den Heilbronner Jugendlichen und den Angehörigen des Infanterie-Regiments, die von Kaplan Peter L. Kjeseth geleitet wurden[15].
Zerstörung
In einem Artikel der Heilbronner Stimme Fensterraub in ehemaliger US-Kapelle. Dem Raubrittertum ist nichts "heilig"[16] von 1993 wird beschrieben wie kurz vor dem Abbruch des Sakralbaus, dieser geplündert wird. So heißt es:
„Dem Raubrittertum in der aufgelösten US-Kaserne scheint nichts heilig zu sein. Vor kurzem wurden neun bleiverglaste Mosaikfenster aus er "Kapelle zu den drei Sternen" gestohlen. Nur zwei fest verankerte Fenster blieben zurück […]Während der materielle Schaden schwer abzuschätzen ist, ist mit den Fenstern ein Teil eines künstlerischen Gesamtensembles verlorengegangen, in dem neben der deutsch-amerikanischen Freundschaft die Ökumene dreier Konfessionen symbolisiert wird […] Die Fenster waren zur Einweihung der Kapelle 1953 von dem damals 80jährigen Künstler August Döttling gefertigt worden. Die Motive stammen aus der jüdischen und christlichen Tradition. Gerettet werden konnte das Motiv der mosaischen Gesetzestafeln und der Davidstern. Gestohlen wurden jeweils zwei Fenster mit Osterlamm, Taube, sowie ein Kreuzesmotiv. Das Herzstück der Kapelle, der Versöhnungsaltar, er stammt aus er am 4. Dezember 1944 zerbombten Aukirche konnte gerettet werden. Wenige Tage vor dem Fensterraub hatte Pfarrer Roland Silzle drei symbolisch wertvolle Steine sichergestellt. Sie stammten aus den Trümmern der Heilbronner oder Stuttgarter Synagoge, sowie aus der Heilbronner evangelischen Kilians- und der katholischen Sankt-Augustinuskirche […] Der zwei Tonnen schwere Sandsteinaltar freilich, blieb unverrückt. Am heutigen Donnerstag will eine Abordnung der Aukirchengemeinde und des Städtischen Tiefbauamtes das gewichtige Stück auf seine Transportfähigkeit prüfen. Die zwei Fenster und der Altar sollen als Gesamtensemble an einem neuen Platz den Versöhnungsgedanken über den Zweiten Weltkrieg, die Nachkriegszeit und den Abzug der Army hinaus wach halten. Als Standort ist neben der Aukirche auch der Wertwiesenpark im Gespräch […]“
In einem anderen Artikel der Heilbronner Stimme Hamstern auf umzäuntem Kasernengelände. In der ehemaligen US-Kasene Badenerhof in Heilbronn werden die Räume fleißig ausgeschlachtet.[17] erklärt das Schicksal der Kirchenbänke der US-Kapelle zu den Drei Steinen und anderer vom Bundesvermögensamt veräußerte Gegenstände:
„Seit der letzte amerikanische Soldat im Herbst 1992 der Kaserne im Osten Heilbronns den Rücken gekehrt hat, üben manche Zeitgenossen in dem umzäumten Areal das Hamstern […] Doch nicht alles, was inzwischen fehlt, wurde geklaut […] Die Kirchenbänke aus der "Kapelle zu den drei Steinen" sollen auf dem Gaffenberg wandern […] Vieles was den Einbrechern entgangen ist, hat das Bundesvermögensamt an Privatleute oder Recyclingfirmen verkauft. 60 000 Mark brachte das Second-hand-Geschäft bisher ein, so Amtsleiter Kroeker […]“
Heute befindet sich dort das Wohngebiet Badener Hof.
Einzelnachweise
- 750 Jahre Deutschordenskommende herausgegeben vom Pfarramt St.Peter und Paul, Heilbronn, 1977 Seite 87
- Artikel "Kapelle zu den 3 Steinen" in der Badener-Kaserne. Vor fünfzehn Jahren eingeweiht. "Heilig" in drei Sprachen/Im Zeichen deutsch-amerikanischer Freundschaft in der Heilbronner Stimme vom 10. Mai 1968, Nr. 108, S. 9
- Artikel "Kapelle zu den 3 Steinen" in der Badener-Kaserne. Vor fünfzehn Jahren eingeweiht. "Heilig" in drei Sprachen/Im Zeichen deutsch-amerikanischer Freundschaft in der Heilbronner Stimme vom 10. Mai 1968, Nr. 108, S. 9 und Artikel Kapelle zu den Drei Steinen in der Badenerhof-Kaserne 25 Jahre alt.Ein Zeichen für deutsch-amerikanische Freundschaft vom 7. Juni 1978, Nr. 128, S. 12
- Artikel Ein eigenartiges Gotteshaus. Pferdestall wird Kapelle/Gemeinschaftsarbeit im Dienste dreier Konfessionen im Neckar-Echo vom 5. Juni 1963, Nr. 128
- Renz, Alexander: Chronik der Stadt Heilbronn. Band VII: 1952–1957. Bearb. von Susanne Schlösser, Heilbronn 1996 (ISBN 978-3-928990-60-8), S. 120
- 750 Jahre Deutschordenskommende herausgegeben vom Pfarramt St. Peter und Paul, Heilbronn, 1977 Seite 87
- Artikel "Kapelle zu den 3 Steinen" in der Badener-Kaserne. Vor fünfzehn Jahren eingeweiht. "Heilig" in drei Sprachen/Im Zeichen deutsch-amerikanischer Freundschaft in der Heilbronner Stimme vom 10. Mai 1968, Nr. 108, S. 9
- Artikel Drei Konfessionen ein Gotteshaus in der Heilbronner Stimme vom 13. Juli 1992, Nr. 159, S. 14 von Kilian Krauth
- Artikel in der Heilbronner Stimme vom 10. Juni 1969, Nr. 130, S. 11
- Artikel in der Heilbronner Stimme vom 9. Juni 1973, Nr. 132, S. 24
- Artikel Ein eigenartiges Gotteshaus. Pferdestall wird Kapelle/Gemeinschaftsarbeit im Dienste dreier Konfessionen im Neckar-Echo vom 5. Juni 1963, Nr. 128
- Artikel "Kapelle zu den 3 Steinen" in der Badener-Kaserne. Vor fünfzehn Jahren eingeweiht. "Heilig" in drei Sprachen/Im Zeichen deutsch-amerikanischer Freundschaft in der Heilbronner Stimme vom 10. Mai 1968, Nr. 108, S. 9
- Renz, Alexander: Chronik der Stadt Heilbronn. Band VII: 1952–1957. Bearb. von Susanne Schlösser, Heilbronn 1996 (ISBN 978-3-928990-60-8), S. 278 und S. 279
- Artikel in der Stuttgarter Zeitung vom Juli 1955 S. 51 Amerikanische Tausend-Mark-Sprende für St. Kilian. Kirchengemeinde "of the Three Stones" m Gottesdienst der Kilianskirche in Heilbronn
- Renz, Alexander: Chronik der Stadt Heilbronn. Band VII: 1952–1957. Bearb. von Susanne Schlösser, Heilbronn 1996 (ISBN 978-3-928990-60-8), S. 284
- Artikel in der Heilbronner Stimme vom 25. Februar 1993, Nr. 46, S. 24 von "kra": Fensterraub in ehemaliger US-Kapelle. Dem Raubrittertum ist nichts heilig.
- Artikel der Heilbronner Stimme Hamstern auf umzäuntem Kasernengelände. In der ehemaligen US-Kasene Badenerhof in Heilbronn werden die Räume fleißig ausgeschlachtet. vom 25. Februar 1993, Nr. 46, S. 24