Chaim
Chaim (andere Schreibweisen sind Hayyim, Chayyim, Haim, Hyman, Heiman) ist ein hebräischer männlicher Vorname (חַיִּים, dt. Leben). Die weibliche Form des Vornamens ist Chaya.[1] Sein Vorkommen als Nachname ist eher selten.
Erste Belege für den Namen finden sich im Mittelalter. Es ist ein populärer Vorname unter Angehörigen des jüdischen Glaubens.[2] Nach den Lehren der Kabbala hilft der Name seinem Träger, manche haben zur Verbesserung ihrer Gesundheit diesen Namen als zweiten Vornamen angenommen, nach dem Tod eines Kindes wurde das folgende oft Chaim genannt. Auch viele Holocaustüberlebende tragen diesen zusätzlichen Namen.[3] Die Schreibweise „ch“ ist eine Transliteration des hebräischen Buchstabens „chet“ wie in Wörtern wie Chanukah, Channa, die auch Hanukah und Hannah geschrieben werden können. Es ist ein Cognatum des gleichbedeutenden arabischen Wortes حَيَاة • (ḥayāh), das von derselben protosemitischen Wurzel abstammt.
Im Zuge der Angleichung der jüdischen Namen an deutsche entstanden aus dem ursprünglichen Namen Chaim durch Übersetzung die Namen Lebebaum, Lebenthal und Lebenlang, durch lautliche Angleichung Haim, Haime, Heym, Haimann, Heymann und Heine. In anderen Sprachen wird Chaim als Heimof, Haimovici, Haimovitz, Haimovsky, Heimsohn, Vidal, Vidas, Jaime, Vivant, Vitali wiedergegeben. Im Altertum entstand aus Chaim der lateinische Name Vitus, der sich über den Namen des Heiligen Vitus zum bayerischen Vornamen Veit(l) weiterentwickelte.[4]
L’Chaim, Lechajim oder Lachaim ist auch ein hebräischer Trinkspruch, er bedeutet „Auf das Leben“. Es ist kein Wunsch für die Zukunft wie die meisten Trinksprüche.[5] Bei Verlobungsfeiern mit Freunden ist dieser Trinkspruch sehr häufig, weshalb das Fest als ganzes auch den Namen L’Chaim trägt.[6] Da hebräische Buchstaben auch einen Zahlenwert haben und der Anfangsbuchstabe der 18 entspricht, gilt die 18 auch als Glückszahl. Geschenke und Spenden werden oft als Vielfaches von 18 gegeben, 18 oder 36 Euro etwa als Geldspende.[7]
Der spanischsprachige Name Jaime, mit Jakob verwandt, wird von argentinischen Juden oft als phonetische Entsprechung für Haim benutzt.
Bekannte Namensträger
Vorname
- Chaim Arlosoroff (1899–1933), zionistischer Politiker
- Chajim b. Mose Attar (Abenattar; 1696–1743), jüdischer Gelehrter und Kabbalist in Marokko
- Chajim b. Isaak (1749–1821), jüdischer Talmud-Gelehrter
- Chaim Joseph David Azulai (Akronym Chida; 1724–1807), jüdischer Gelehrter, Dezisor, Kabbalist und Bibliograph
- Chaim Berlin (1832–1912), orthodoxer Rabbi von Moskau
- Chajim Bloch (1881–1973), chassidischer und kabbalistischer Schriftsteller und Rabbiner
- Chaim Brisker (1853–1918), Rabbi
- Paul Chaim Eisenberg (* 1950), Großrabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde Wien
- Chaim Engel (1916–2003), polnischer Holocaustüberlebender
- Chajim Fürst (1580–1653), Kaufmann in Hamburg
- Hayim Greenberg (1889–1953), US-amerikanischer Zionist
- Chajim Hasas (1898–1973), israelischer Schriftsteller
- Chaim Herzog (1918–1997), 6. Präsident Israels
- Chaim Hirschensohn (1857–1935), Rabbiner
- Chaim Kanievsky (* 1928), Rabbiner
- Chaim Kreiswirth (1918–2001), polnisch-belgischer orthodoxer Rabbiner
- Chaim (NS-Opfer) (1930–1945), Nachname unbekannt, Pogromopfer
- Chaim Potok (1929–2002), amerikanisch-jüdischer Schriftsteller und Rabbiner
- Chaim Rumkowski (1877–1944), Vorsitzender des Judenrates im Ghetto Łódź/Litzmannstadt
- Chaim Schitlowsky (auch: Chaim Zhitlowsky oder Chaim Shitlowskij; 1865–1943), jiddischer Schriftsteller und Übersetzer
- Richard Chaim Schneider (* 1957), deutscher Journalist, Autor und Theaterregisseur
- Chaim Seeligmann (1912–2009), israelisch-deutscher Pädagoge und Historiker
- Gene Simmons (geboren als Chaim Witz) (* 1949), US-amerikanischer Musiker
- Joseph Chaim Sonnenfeld (1848–1932), Großrabbiner von Jerusalem
- Chaim Soutine (1893–1943), französischer Maler litauisch-jüdischer Abstammung
- Chaim Telzer (auch Chaim Shalom Tuvia Rabinowitz; 1856–1930), litauischer Rabbi
- Chaim Weizmann (1874–1952), israelischer Politiker und Chemiker
- Eli ibn Chajim (Eli ben Hayim, Elia ibn Chaim etc.; * 1532; † um 1606), jüdischer Gelehrter
Familienname
- Yosef Chaim (1832–1909), sephardischer Rabbiner und Kabbalist
- Yossi Mar-Chaim (* 1940), israelischer Komponist
Philatelistisches
Mit dem Erstausgabetag 4. Februar gab die Deutsche Post AG ein Sonderpostwertzeichen im Nennwert von 80 Eurocent mit dem Text CHAI–AUF DAS LEBEN! heraus und macht damit auf das bundesweite deutsch–jüdische Festjahr zu 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland aufmerksam. Das Festjahr steht unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier. Die Veranstaltungen des Festjahres werden unter dem Hashtag #2021JLID[8] angekündigt. Der Entwurf stammt vom Grafiker Detlef Behr aus Köln.
Siehe auch
Einzelnachweise
- Mike Campbell: Meaning, Origin and History of the Name Chaya. Behind the Name. Abgerufen am 12. August 2013.
- Mike Campbell: Meaning, Origin and History of the Name Chayyim. Behind the Name. Abgerufen am 12. August 2013.
- Heine: Dieser Name leitet sich vom hebräischen Wort für das Leben ab. In: DIE WELT. Abgerufen am 5. Januar 2017.
- Heine: Dieser Name leitet sich vom hebräischen Wort für das Leben ab: - WELT. In: DIE WELT. Abgerufen am 5. Januar 2017 (Die Quelle bezieht sich auf den ganzen Abschnitt, ab „im Zuge der....“).
- Fernsehtipps für die Feiertage – haGalil. In: www.hagalil.com. Abgerufen am 5. Januar 2017.
- www.jewishcelebrations.com: Engagement, t’naim, and Vort. In: www.jewishcelebrations.com. Abgerufen am 5. Januar 2017.
- Chai: What the Hebrew Word and Symbol Really Means. In: About.com Religion & Spirituality. (about.com [abgerufen am 5. Januar 2017]).
- 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland #2021JLID