Carlos de Oliveira
Carlos de Oliveira (* 10. August 1921 in Belém, Brasilien; † 1. Juli 1981 in Lissabon) war ein portugiesischer Schriftsteller und Übersetzer. Er verfasste Romane, Crônicas, also kurze Texte, die zur Veröffentlichung in Zeitschriften gedacht waren, sowie Lyrik und gilt als einer der bedeutendsten Autoren des portugiesischen Neorealismus.
Leben
Oliveira wurde 1921 in der brasilianischen Stadt Belém als Sohn portugiesischer Emigranten geboren. 1923 zog die Familie nach Febres (Cantanhede) in Portugal zurück, wo der Vater den Beruf des Arztes ausübte. Schon 1942 veröffentlichte er seinen ersten Gedichtband, 1943 seinen ersten Roman Casa na Duna. 1947 schloss Carlos de Oliveira sein Studium der Geschichte und Philosophie an der Universität Coimbra in Philosophie und Geschichte mit einer Arbeit über die neorealistische Ästhetik ab. 1949 heiratete er, 1950 zog er nach Lissabon um.
Am 1. Juli 1981 starb Carlos de Oliveira in Lissabon.
Werk
Oliveiras realistisch-pessimistische Romane zeigen die sozialen Abhängigkeiten einer armen und verknöcherten ständischen Gesellschaft unter der Diktatur Salazars auf. Sie bieten in ihrem Fatalismus und mit der Vorstellung, dass die Menschen den geschichtlichen Einflüssen unterworfen seien, keinerlei Lösung an, vermeiden jedoch den Schematismus und die didaktischen Absichten anderer Neorealisten und waren gerade dadurch für die Zensur wenig angreifbar.[1] Oliveiras Roman Uma Abelha na Chuva (1953; dt. „Eine Biene im Regen“ 1989) gilt als einer der bedeutendsten portugiesischen Romane des 20. Jahrhunderts. Er wurde 1973 von Fernando Lopes verfilmt und war seit den 1990er Jahren Pflichtlektüre in portugiesischen Schulen.
Zu den Techniken und Stilmitteln Oliveiras zählen der Wechsel von Außen- und Innenperspektive, symbolische Verdichtung, Metaphern und Metonyme (häufig wiederkehrend z. B. Wasser und Feuer). Im Vordergrund steht das Innenleben der Subjekte, die aber durch Ereignisse aus der Ferne gesteuert werden (z. B. Anschluss des Ortes an ein Straßennetz führt zu verstärkter kapitalistischer Konkurrenz, die über die provinzielle Gesellschaft hereinbricht). Die Neuauflagen seiner Bücher wurden von Oliveira stets gründlich redigiert. Durch Weglassen von räumlichen wie zeitlichen Details und Lokalkolorit sowie Dominanz der Form über den Inhalt erreicht er eine höhere Verdichtung, größere symbolische Kohärenz und einen rascheren Erzählfluss. Mit der symbolischen Verdichtung und Verknappung in Finisterra stößt Oliveira an die Grenzen des realistischen Romans.[2]
Ehrungen
- Prémio Bordalo in der Kategorie Literatur (1971);
- Prémio Cidade de Lisboa des portugiesischen Schriftstellerverbandes (1978).
Werk
- Lyrik
- Turismo (1942);
- Mãe Pobre (1945);
- Colheita Perdida (1948);
- Descida aos Infernos (1949);
- Terra de Harmonia (1950);
- Cantata (1960);
- Micropaisagem (1968, 1969);
- Sobre o Lado Esquerdo, o Lado do Coração (1968, 1969);
- Entre Duas Memórias (1971);
- Pastoral (1977).
- Romane
- Casa na Duna (1943; 2000);
- Haus auf der Düne (1989), übersetzt von Curt Meyer-Clason, Beck- und Glückler Verlag, ISBN 392417542X
- Alcateia (1944; 1945);
- Pequenos Burgueses (1948; 2000);
- Kleinbürger (1991), übersetzt von Curt Meyer-Clason, Beck- und Glückler Verlag, ISBN 3924175764
- Uma Abelha na Chuva (1953; 2003);
- Eine Biene im Regen (1988), übersetzt von Curt Meyer-Clason, Beck- und Glückler Verlag, ISBN 3924175411
- verfilmt 1972 unter dem Titel Uma Abelha na Chuva, Regie: Fernando Lopes
- Finisterra: paisagem e povoamento (1978; 2003).
- Chroniken
- O Aprendiz de Feiticeiro (1971, 1979).
- Anthologien
- Poesias (1945-1960) (1962);
- Trabalho Poético (1976; 2003).
Einzelnachweise
- João Pedro de Andrade: Ambições e limites do Neo-Realismo Português. Editora Acontecimento, 2002.
- Dieter Offenhäuer: Nachwort zu: Carlos de Oliveira: Haus auf der Düne. Freiburg 1989, S. 151–179.