Carl Seelig
Carl Seelig (* 11. Mai 1894 in Zürich; † 15. Februar 1962 ebenda) war ein deutschsprachiger Schweizer Schriftsteller und Mäzen. Am bekanntesten wurde er als Freund, Förderer und Vormund von Robert Walser wie Eduard Einstein und vor allem als erster Biograf dessen Vaters Albert Einsteins.
Leben
Carl Seelig kam als Sohn von Karl Wilhelm Seelig, dem Besitzer einer Seidenfärberei, und der Julie Alwine Seelig, geborene Kuhn, 1894 in Zürich zur Welt. Er besuchte von 1910 bis 1915 die Kantonsschule Trogen und betätigte sich schon früh literarisch. Durch seine Tätigkeit als Herausgeber verschiedener Anthologien und als stiller Teilhaber im Wiener Verlag E.P. Tal & Co trat er in Kontakt zu zahlreichen deutschsprachigen Schriftstellern und erwies sich vor allem ab 1933 als einfühlsamer und sensibler Helfer in der Not. Seeligs eigene Produktion war enorm reichhaltig und vielfältig: sie reicht von Lyrik und Volksliedsammlungen bis zur Mitwirkung an Albert Einsteins Mein Weltbild. Eine internationale Bibliothekenübersicht vermerkt 163 publizierte Werke Seeligs in 294 Publikationen und 13 Sprachen.
Von Seeligs selbstlosem Engagement zeugen zahlreiche Korrespondenzen seines Nachlasses. Briefpartner waren unter anderem Max Brod, Hans Henny Jahnn, Alfred Polgar und Joseph Roth. Seelig unterhielt auch intensive Kontakte mit Schweizer Autoren.
Der Manuskriptteil seines rund 6000 Stücke umfassenden Nachlasses ist Teil des Robert Walser-Archivs im Robert Walser-Zentrum in Bern.
Er fand seine letzte Ruhestätte auf dem Zürcher Friedhof Sihlfeld; 2020 wurde das Familiengrab Nr. 82083 auf dem Grabfeld A, in dem Seelig neben seinen Eltern liegt, per Stadtratsbeschluss zu einem Ehrengrab der Stadt Zürich ernannt.
Werke (Auswahl)
Als Autor
- Wanderungen mit Robert Walser. Tschudy. St. Gallen 1957; Suhrkamp (Bibliothek Suhrkamp 554), Frankfurt am Main 12. A. 2009, ISBN 978-3-518-01554-4; Erweiterte Neuausgabe: Suhrkamp (Bibliothek Suhrkamp 1521), Berlin 2021, ISBN 978-3-518-22521-9
- Originelle Gestalten der Familie Schoop. In: Thurgauer Jahrbuch. 33. Jahrgang, 1958, Seite 95–110.
- Albert Einstein und die Schweiz. Europa, Zürich 1952.
- 2. umgearbeitete und stark vermehrte Auflage als: Albert Einstein. Eine dokumentarische Biographie. Europa, Zürich 1954
- 3. umgearbeitete Auflage als: Albert Einstein. Leben und Werk eines Genies unserer Zeit. Europa, Zürich 1960
Als Herausgeber
- Der Tag bricht an. Neue Gedichte von Waldemar Bonsels, Martin Buber, Hermann Hesse, Stefan Zweig u. a. Der Garten Eden, Dortmund 1921.
- Das neue Wunderhorn. Deutsche Volkslieder. Feuer, Leipzig 1924.
- Die Jahreszeyten im Spiegel schweizerischer Volkssprüche. Orell Füssli, Zürich 1925.
- Robert Walser: Vom Glück des Unglücks und der Armut. Die schönsten besinnlichen Stellen aus Walsers Büchern – stille Weisheit eines wahren Poeten. Verlag Benno Schwabe, Basel 1944.
- Novalis: Gesammelte Werke. 5 Bände. Bühl, Herrliberg 1945/1946.
- Robert Walser: Jakob von Gunten. Ein Tagebuch. Steinberg-Verlag, Zürich 1950.
- Robert Walser: Dichtungen in Prosa. 5 Bände. Kossodo, Genf / Holle, Darmstadt 1953–1961.
- Albert Einstein: Mein Weltbild. Ullstein, Frankfurt am Main 1955; Neuausgabe ebd. 2005, ISBN 3-548-36728-3.
- Helle Zeit – Dunkle Zeit. In memoriam Albert Einstein. Europa, Zürich 1956; Vieweg, Braunschweig 1986, ISBN 3-528-08934-2.
Literatur
- Margit Gigerl: Seelig, Carl Wilhelm. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 24, Duncker & Humblot, Berlin 2010, ISBN 978-3-428-11205-0, S. 148 f. (Digitalisat).
- Tobias Hoffmann-Allenspach: Carl Seelig. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 3, Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 1671.
- Ulrich Weinzierl: Carl Seelig, Schriftsteller. Löcker, Wien 1982, ISBN 3-85409-040-4.
Weblinks
- Literatur von und über Carl Seelig im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Tanja Stenzl: Carl Seelig. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Carl Seelig in der Internet Movie Database (englisch)
- Nachlass im Robert Walser-Zentrum