Cadenza doppia
Als Cadenza doppia (italienisch doppia ‚doppelt‘) werden in der heutigen Musiktheorie Schlusswendungen bezeichnet, in der zwei Sopranklauseln zum gleichen Zielton unmittelbar aufeinanderfolgen, zuerst ohne, dann mit Synkopendissonanz. Die anderen Stimmen und insbesondere der Bass können dabei unterschiedlich gestaltet sein, indem sie diese Sopranklauseln auf unterschiedliche Weise kontrapunktieren, z. B.:
Diese Kadenzformel ist schon in Musik des 15. Jahrhunderts anzutreffen. Nicola Vicentino bezeichnete sie bereits 1555 als veraltet. Trotzdem ist sie in der Musik des 17. Jahrhunderts nahezu allgegenwärtig und ist auch in Musik der nächsten zwei Jahrhunderte noch häufig anzutreffen.[1] So schließt z. B. der erste Abschnitt der Mondschein-Sonate Ludwig van Beethovens mit einer cadenza doppia:
Der Begriff wurde im 18. Jahrhundert in Neapel verwendet, insbesondere im Umfeld von Francesco Durante.[2] Ältere historische Bezeichnungen sind u. a. Cadentia major perfectis (Georg Muffat) und Cadenza composta maggiore (Francesco Gasparini, Johann Gottfried Walther).[3]
Quellen und Literatur (chronologisch)
- Nicola Vicentino: L’antica musica ridotta alla moderna prattica. Rom 1555 (online).
- Georg Muffat: Regulae Concentuum Partiturae 1699. Hg. von Bernhard Lang (online).
- Francesco Gasparini: L’armonico pratico al cimbalo. Bologna 1722 (online).
- Johannes Menke: Die Familie der cadenza doppia. In: Zeitschrift der Gesellschaft für Musiktheorie (ZGMTH). Bd. 8, Nr. 3, 2011, ISSN 1862-6742, S. 389–405 (online).
- Giorgio Sanguinetti: The Art of Partimento. Oxford University Press, Oxford 2012, ISBN 978-0-19-539420-7.
Weblinks
- earlymusicsources.com: Cadenza doppia and five cool things you can do with it! auf YouTube, abgerufen am 26. November 2021.
Einzelnachweise
- Siehe Menke 2011.
- Menke 2011, S. 393; Sanguinetti 2012, S. 105–108.
- Menke 2011, S. 393.