Byzantinische Musik
Die Byzantinische Musik hat ihren Ursprung im Byzantinischen Reich, wirkte aber auch nach dessen Untergang weiter.
Die Kirchenmusik in Byzanz ist relativ gut überliefert. Von der weltlichen Musik ist dagegen nur wenig bekannt.
Gesang
Der Gesang hat seinen Ursprung in verschiedenen Gesangstraditionen (griechische, syrische und hebräische), die byzantinische Kirchenmusik selbst ist reine Vokalmusik. Die gesamte Liturgie wurde im Gesang vorgetragen, kein Wort mit der Sprechstimme.
Alter Gesang
Als der alte Gesang wird die Epoche von den Anfängen bis ins 14. Jahrhundert bezeichnet.
In der Epoche des alten Gesangs entstanden die folgenden Hymnenformen:
- Das Troparion – ein einstrophiges Stück, das im 5. Jahrhundert entstanden ist
- Das Kontakion – ein vielstrophiges Stück aus dem 6. Jahrhundert
- Der Kanon – ein aus den neun Cantica und auf derselben Melodie gesungenen dazwischen stehenden Tropi bestehendes Stück, das im 7. bis 9. Jahrhundert entstanden ist.
Der Gesang war syllabisch und hatte wenige Melismen.
Diese Stücke wurden nach dem Byzantinischen Bilderstreit (726–843) mit Hilfe von Neumen aufgezeichnet und in liturgischen Büchern wie dem Heirmologion, dem Sticherarion oder dem Kontakarion festgehalten. Zur gleichen Zeit wurde auch die Byzantinische Liturgie festgelegt.
Wichtige Hymnendichter
Viele der frühen Hymnendichter waren anonym, hier folgt eine Auswahl der wenigen bekannten:
- Sophronius von Jerusalem – Dichter des Kontakion
- Sergios I. – Dichter des Kontakion
- Romanos Melodos – wichtiger Dichter für das Kontakion
- Andreas von Kreta – Dichter des Kanons
- Johannes von Damaskus – Dichter des Kanons
- Kassia – 50 erhaltene Hymnen
Mittlerer Gesang
Die Epoche des mittleren byzantinischen Gesangs umfasste das 14. bis 19. Jahrhundert und wurde sehr von dem Hymnendichter Johannes Kukuzeles geprägt. In dieser Zeit nahmen die Melismen in den Gesängen zu.
Neuer Gesang
Ab der Reform der Drei Lehrer – Bischof Chrysanthos von Madytos, Chartophylax Churmuzios und Protopsaltes Gregorios – im Jahr 1821 wird vom neuen Gesang gesprochen. Es wurde die Notenschrift präzisiert und die vorhandenen Schriften analysiert. Es ist aber umstritten, ob die Reformer die alten Aufzeichnungen zeitgemäß analysiert haben.
Theorie
Das Tonsystem der Byzantiner gliedert sich in acht Oktoechos, die in der westlichen Musik den Modi entsprechen, aber Unterschiede aufweisen. Als ihr Erfinder gilt Johannes von Damaskus. Fast jede Hymne wurde mit Angabe zur Tonart versehen. Es gibt vier authentische und vier plagale „Echos“:
- Echos (dorisch): d-d'; g
- Echos (phrygisch): e-e'; h
- Echos (lydisch): f-f'; c'
- Echos (mixolydisch): g-g'; d'
- Plagale Echos (Ambitus; Grundton)
- Echos (hypodorisch): A-a; d
- Echos (hypophrygisch): H-h; e
- Echos (hypolydisch): c-c'; f
- Echos (hypomixolydisch): d-d'; g
Diese Echos können auch moduliert werden, um einen Leitton zu erzeugen.
Daneben war den Byzantinern auch die Pentatonik unter dem Namen τροχός (trochós; griechisch für Rad), bekannt.
Instrumente
Instrumente wurden nur in der weltlichen Musik verwendet. So wurde unter anderem die Orgel gespielt, die erst aus Byzanz als Geschenk in das Frankenreich gelangte, wo sie später in der westlichen Kirchenmusik zum Hauptinstrument wurde.[1]
Neumen
Die byzantinische Neumenschrift gab es erst seit dem 9. Jahrhundert. Die frühen Neumen (10. Jh. bis 1200) waren nur als Gedächtnisstütze gedacht und sind somit für die heutigen Leser schwer zu lesen. Sie entwickelten sich von den mittleren Neumen (bis zum 15. Jh.) und den späten Neumen zu den modernen während der Reform der Drei Lehrer festgelegten Neumen, die einen nicht so großen Umfang haben.
Liturgie und Ritus
Literatur
- Christian Hannick: Byzantinische Musik. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. 2. Auflage, Sachteil 2, Bärenreiter, Kassel 1995, Sp. 188ff
- Ulrich Michels, Gunter Vogel: dtv-Atlas Musik. 4. Auflage. dtv Verlagsgesellschaft, 2015, ISBN 978-3-423-08599-1, S. 182 f.
Weblinks
- Institute for Research on Music and Acoustics (ΙΕΜA): Byzantine Music System. Abgerufen am 9. April 2018 (englisch).
Einzelnachweise
- Ulrich Michels, Gunter Vogel: dtv-Atlas Musik. 4. Auflage. dtv Verlagsgesellschaft, 2015, ISBN 978-3-423-08599-1, S. 59.