Burma Road (Israel)
Die Burma Road ist eine Behelfsstraße zwischen Tel Aviv und Jerusalem, die während des Israelischen Unabhängigkeitskriegs von Juden angelegt wurde, um Latrun und den Bab el Wad zu umgehen und den belagerten jüdischen Teil Jerusalems mit Versorgungskonvois zu erreichen. Ihren Namen erhielt sie in Anlehnung an die Burmastraße.
Vorgeschichte
Nach dem UN-Teilungsbeschluss im November steigerten sich die gewalttätigen jüdisch-arabischen Auseinandersetzungen. Die Jihad-Moqhaden versuchten, durch eine Blockade der Straße nach Jerusalem die rund 100.000 jüdischen Bürger der Stadt von den jüdischen Gebieten am Mittelmeer und der Versorgung abzuschneiden, und so die Herrschaft über Jerusalem zu gewinnen.
Von Latrun in der Schefela durch das Bab el Wad bis Castel führt die Straße nach Jerusalem durch ein enges Tal steil bergauf. Jüdische Konvois wurden von den umliegenden Berghängen beschossen und häufig total aufgerieben. Auch die jüdischen Versuche, die Konvois mit Sandwich-Panzerwagen sicherer zu machen, brachten keinen Erfolg. Innerhalb von vier Monaten waren ca. 1200 Todesopfer zu beklagen. Auch die Eroberung von Castel im Zuge der Operation Nachschon im April 1948 konnte den Bab el Wad nicht dauerhaft für jüdische Versorgungskonvois öffnen. Daher wurde der Bau einer 26 km langen Behelfsstraße weiter südlich beschlossen. Die Richtigkeit dieser Entscheidung bestätigte sich, als die britischen Behörden bei ihrem Abzug am 14. Mai den Polizeiposten Latrun der jordanischen Arabischen Legion übergaben.
Bau der Straße
Treibende Kraft hinter dem Baubeschluss war der Oberst der US-Armee David Marcus, der unter anderem für diese Leistungen von David Ben-Gurion zum General befördert wurde. Für die Trasse der Burma Road wurde teilweise der Verlauf antiker Wege und alter Beduinenpfade genutzt.
Gruppen junger Juden aus Jerusalem arbeiteten heimlich mit Handwerkzeugen in unwegsamem Gelände. Da die Straße teilweise in Reichweite arabischer Granatwerfer verlief, wurden vielfach nachts gearbeitet. Mit verschiedenen Taktiken wurde die Aufmerksamkeit der Araber abgelenkt. Im ersten Bauabschnitt konnte die Behelfsstraße bis auf eine gut 4 km lange Lücke fertiggestellt werden, deren Überbrückung wegen zu starker Steigungen und zu lockerem Untergrund zunächst nicht möglich war. Übergangsweise wurden die Versorgungsgüter von hunderten Helfern bei Nacht zu Fuß durch diese Lücke getragen.
Da die Straße als Naturpiste bestand, war absehbar, dass sie mit Einsetzen des winterlichen Regens nicht mehr nutzbar wäre. In einem zweiten Bauabschnitt, an dem sich auch Freiwillige, orthodoxe Juden und freundlich gesinnte Araber aus Abu Gosch beteiligten, wurde sie deshalb auf 5 m Breite ausgebaut und gepflastert. Dabei wurde auch die Lücke in der Trasse geschlossen. Die Steigung wurde durch eine Serpentinenstraße überwunden, der Untergrund wurde mit herbeigebrachtem Gestein und Gitterrosten verfestigt. Zum Schutz dieser wichtigen Lebensader für Jerusalem vor arabischen Übergriffen wurden mehrere, zum Teil bereits verlassene arabische Dörfer in der näheren Umgebung von der Hagana eingenommen und feindselig eingestellte arabische Bevölkerung vertrieben.
Nach einer Bauzeit von nur acht Wochen war die Straße am 9. Juni 1948 durchgängig befahrbar. Für eine Straßenverbindung zwischen Jerusalem und Jaffa benötigten die Osmanen acht Jahre. Später, während der britischen Mandatszeit, benötigte ein vergleichbares Straßenbauprojekt zwei Jahre.
Operation Haschiloach
Parallel zur Burma Road, die der Versorgung des jüdischen Jerusalems mit lebenswichtigen Gütern dienen sollte, wurde eine Fernleitung zur Trinkwasserversorgung gebaut. Den Namen Haschiloach erhielt das Projekt in Anlehnung an den Teich von Siloah, mit dem im historischen Jerusalem die Wasserversorgung der Stadt von der Gihonquelle her durch einen Tunnel gesichert wurde.
Im Auftrag des israelischen Verteidigungsministeriums wurden aus dem gesamten Land Arbeiter der staatlichen Wasserversorgungsgesellschaft Mekorot zusammengezogen, die innerhalb von 30 Tagen rund um die Uhr die Pipeline bauten. So wurde Latrun umgangen und Jerusalem wieder an das Wassersystem der Mandatszeit angeschlossen. Das Baumaterial wurde bereits 1945 aus den USA importiert und zwischengelagert. In den Jahren 1953, 1979 und 1994 wurden drei weitere Trinkwasserpipelines nach Jerusalem gebaut. Die Haschiloach-Pipeline ist heute nicht mehr in Betrieb, entlang der Wanderroute sind noch Metallrohre der alten Pipeline vorhanden.
Weitere Entwicklung
Bis zum Sechstagekrieg 1967 war die Burma Road die Versorgungsader von Westjerusalem. Nach der Eroberung von Latrun am 7. Juni 1967 konnte wieder die ursprüngliche Straße nach Jerusalem genutzt werden, die in den folgenden Jahren modernisiert und ausgebaut wurde.
Die Burma Road ist heute ab dem östlichen Beginn an der Zufahrtsstraße kurz vor dem Moshav Bet Me'ir (früher Beit Mahsir) als Wanderweg begehbar (siehe Karte und Schautafel oben rechts), ein 12 km langer Abschnitt der alten Trasse ist ab Latrun als Wanderweg und historischer Lehrpfad ausgeschildert, der auch Bestandteil des Israel National Trail ist.
Literarische Würdigung
Der Einsatz von David Marcus und der Bau der Burma Road wird auch erzählt im vierten Buch (Wache auf, meine Ehre) von Leon Uris' Roman Exodus (Roman).
Weblinks und Quellen
- Zionism and Israel - Encyclopedic Dictionary: Burma Road - Israel
- Burma Road (Israel) (Audiodatei in englischer Sprache)
- The Burma Road - From Latrun to Mesilat Zion, The Jerusalem Post, 31. Oktober 2005. In dem englischsprachigen Artikel wird die Burma Road als Teil des Israel National Trail beschrieben.
- The Burma Road, Israel History, Messiah Magazine, 20. Dezember 2016
- Larry Domnitch: The Road of Heroism