Burg Lucera
Die Burg von Lucera (italienisch Fortezza Svevo-Angioina di Lucera oder Castello di Lucera) befindet sich am Ortsrand der gleichnamigen Kleinstadt Lucera auf einem Höhenzug etwa 19 Kilometer westlich von Foggia in Apulien.
Burg Lucera | ||
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Burg Lucera | ||
Alternativname(n) | Fortezza Svevo-Angioina di Lucera, Castello di Lucera | |
Staat | Italien (IT) | |
Ort | Lucera | |
Entstehungszeit | 14. Jhd. | |
Erhaltungszustand | Erhalten oder wesentliche Teile erhalten | |
Geographische Lage | 41° 31′ N, 15° 19′ O | |
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Geschichte
Die erste Burg wurde von Friedrich II. vermutlich über den Resten einer früheren normannischen Anlage errichtet. Aus dieser Zeit sind Grundmauern des alten Donjons („Turmkastells“) erhalten, der während der französischen Herrschaft unter Karl I. Anjou mit dem geböschten Mauerwerk umgeben wurde, das heute noch im Inneren des Mauerrings bzw. an dessen Ostseite sichtbar ist.
Friedrich II. hatte aufständische muslimische Einwohner Siziliens im Rahmen einer „ethnischen Säuberung“ der Insel in die Gegend von Lucera bringen lassen.[1] Zu ihrer Überwachung wurde ein Burgenbauprojekt (man könnte auch von einem Pfalzbauprojekt sprechen) begonnen. Aus den Reihen dieser „Sarazenen“ ließ Friedrich II. eine Spezialeinheit von Söldnern rekrutieren, die durch ihre Bewaffnung (Pfeil und Bogen, Speere) auffiel und in vielen Feldzügen des Kaisers eingesetzt wurde.
Nach dem Sturz der Stauferherrschaft in Süditalien durch den vom Papst unterstützten französischen Söldnerführer Karl I. von Anjou planten der Franzosenherrscher und sein lokaler Statthalter Pierre d’Angicourt die Fertigstellung des halbfertig liegengebliebenen staufischen Bauprojekts, die zwischen 1269 und 1283 unternommen wurde, und die die Vorherrschaft über die muslimische Bevölkerung sicherstellen sollte. Dabei führten sie das von Friedrich II. begonnene (Pfalzbau-) Projekt fort, die Hügelspitze mit einem mehrere hundert Meter langen Mauerring zu umgeben. Zu den friderizianischen Resten dieses Mauerrings gehört die Schildmauer mit ihren beiden monumentalen Rundtürmen. Diese bestehen aus Kalksandsteinquadern, im unteren Teil zu Buckelquadern geformt, im oberen Teil zu glatten Quadern. Unter Karl II. von Anjou kam es um 1300 zu einem Aufstand der Muslime gegen die Franzosenherrschaft, die von den Anjou-Truppen blutig niedergeschlagen wurde, alle noch am Ort lebenden Muslime wurden getötet oder vertrieben.
Aufbau der Burg
An der „landseitigen“ Schmalseite des Hügelvorsprungs, auf dem sich der heute noch sichtbare Mauerzug erhebt, wurde ein mit Steinen ausgekleideter Halsgraben angelegt. An dessen beiden Enden stehen die friderizianischen Rundtürme, die Torre del Leone (Turm des Löwen/Norden) und Torre della Leonessa (Turm der Löwin/Süden) genannt werden. Die auffälligen, sehr langen, schmalen Schießscharten erinnern wie vieles andere an der Architektur unter Friedrich II. (so die vom Kloster Clairvaux herrührenden Kastenrippen vieler Kastelle) an gleichzeitige französische Bauwerke wie etwa die Burg von Najac, an deren Rundtürme fast sieben Meter hohe Schießscharten erhalten sind.[2]
Die sich zwischen beiden Rundtürmen erstreckende Schildmauer weist sieben fünfeckige Türme auf. Der eigentliche Torzugang liegt aus strategischen Gründen quer zum Mauerzug und ist damit frontal nicht attackierbar. Der Zugang zur Schildmauer über eine von einem aufgemauerten Pfeiler in der Mitte des Grabens getragenen Brücke erinnert an eine Burg aus der schwäbischen „Heimat“ des in Jesi geborenen und in Palermo aufgewachsenen Friedrichs II.: die Burg Wildenstein (Leibertingen).
Der friderizianische Donjon – von quadratischem Grundriss mit rund 35 Metern Seitenlänge – wies einen ungefähr quadratischen Innenhof von 15 × 15 Metern auf. Zugang zu den oberen Stockwerken stellten enge Wendeltreppen in den Gebäude-Ecken her. Auf Höhe des dritten Stockwerks leiteten Trompenbögen das Viereck der Hofwände in ein Achteck über. Die Gesamthöhe des Donjons betrug rund 30 Meter.
Der restliche Mauerzug rund um den Hügel (Ziegel- und Bruchsteinmauerwerk, dadurch gut von dem friderizianischen Quaderbauteilen zu unterscheiden) ist mit Türmen von rechteckigem Grundriss verstärkt. Auffällig ist, dass dieser Mauerteil an die präexistente friderizianische Schildmauer nur sehr notdürftig angestückt wurde. Das passt zu den Aussagen in verschiedenen Quellen, dass die Bauarbeiten unter den Anjou von großen Finanzierungsschwierigkeiten begleitet wurden, und daher nur das billigste Baumaterial verwendet werden durfte. Der friderizianische Donjon wurde 1790 abgerissen, das Baumaterial für die Procuratie Nuove in Lucera verwendet. Auf einer heute in Stockholm aufbewahrten Skizze des französischen Malers Louis Jean Desprez aus dem Jahre 1778 ist die Ruine des friderizianischen Donjons samt dem umgebenden geböschten Mauerwerk aus der Franzosenzeit zu erkennen. Besonders auffällig ist die reich skulptural geschmückte Fassade des Innenhofs. Den Zugang zum Donjon stellte vermutlich eine Zugbrücke her.
Literatur
- Chris Gravett: Atlas der Burgen. Die schönsten Burgen und Schlösser. Tosa, Wien 2001, S. 122–123, ISBN 3-85492-470-4.
- Alexander Knaak: Prolegomena zu einem Corpuswerk der Architektur Friedrichs II. von Hohenstaufen im Königreich Sizilien 1220–1250. Phil. Diss. Tübingen 1998. Marburg 2001, ISBN 3-89445-278-1; zu Lucera vgl. S. 24–47.
Weblinks
Einzelnachweise
- Knaak 2001, S. 25
- Vgl. Knaak 2001, S. 12ff.