Brechschraube

Eine Brechschraube diente a​b dem 16. Jahrhundert entweder d​em mechanischen Auseinanderbrechen v​on Mauern, z​um Schleifen v​on Befestigungsanlagen o​der dem Aufsprengen v​on Türen.

Historischer Hintergrund

1553/54 entwickelte d​er Nürnberger Schraubenmacher Lienhard – manchmal a​uch Bernhard o​der Leonhard – Danner (* 1497 o​der 1498; † 1585 i​n Nürnberg) e​ine besondere "Brechschraube", m​it der m​an Mauern mechanisch auseinanderbrechen u​nd zum Einsturz bringen konnte. Damit sollte d​ie bisher s​ehr aufwändige u​nd kostspielige Schleifung d​er Mauern v​on Burgen u​nd Festungen erleichtert werden. Konkreter Anlass w​aren die Auseinandersetzungen Nürnbergs m​it Markgraf Albrecht Alcibiades v​on Brandenburg-Kulmbach i​m Zweiten Markgrafenkrieg[1]. Der Erfolg d​er Brechschraube w​ar so groß, d​ass Danner Aufträge für zahlreiche Schrauben erhielt, d​ie sich i​n der Folge i​n den Inventaren vieler Zeughäuser deutscher Fürsten u​nd Städte fanden[2]. Nach i​hrem Entstehungsort w​urde Danners Erfindung a​uch Nürnberger Schraube genannt.

Aussehen und Wirkung

Die Brechschraube wird in ihrer Funktion oft falsch verstanden und als "Belagerungsmaschine" bezeichnet[3]. Tatsächlich aber kann sie erst innerhalb einer Befestigung, also im Frieden oder nach einer Belagerung, angewendet werden. Im Prinzip ist die Brechschraube ein überdimensionaler, mobiler Schraubstock, dessen eines Ende gegen einen unbeweglichen Widerstand (Felsen, in den Boden gerammte Pfähle etc.) gelehnt wird und dessen anderes Ende gegen die einzureißende Mauer drückt. Kernstück der Apparatur ist eine Schraubenspindel, die während des Drehens immer mehr Druck auf die Mauer ausübt und sie so zum Einsturz bringen soll. Die Idee für dieses Gerät kam Danner beim Bau von Druckerpressen in Nürnberg[4]. Tatsächlich sollen bis zu fünf Meter dicke Mauern damit eingeworfen worden sein. Eine Abbildung dieses Werkzeugs findet sich in der 1589 der "Architectura von Festungen" des Straßburger Festungsbaumeisters Daniel Specklin[5]. Neben den übergroßen Versionen dieser Schraube entwickelte Danner kleinere Brechschrauben speziell zum Aufbrechen der Schlösser an Türen und Toren[6]. Noch heute erinnert man in Nürnberg an den Erfinder Leonhard Danner, der mit seiner Brechschraube im 16. Jahrhundert große Berühmtheit erlangte[7]. Originale, Kopien oder Pläne von Danner´schen Brechschrauben finden sich auf Schloss Ambras und im Hohenzollernmuseum auf der Plassenburg.

Quellen

  • Eine Farbige Planzeichnung einer Danner´schen Brechschraube in Originalgröße aus dem 16. Jahrhundert befindet sich im Landschaftsmuseum Obermain auf der Plassenburg in Kulmbach.
  • Daniel Specklin: Architectvra von Vestungen wie die zu vnsern Zeiten an Stätten, Schlössern vnd Claussen zu Wasser, Land, Berg vnd Thal mit ihren Bollwercken Caualiren, Streichen, Gräben vnd Läuffen mögen erbawet ..., Straßburg 1599.

Literatur

  • Johann Christoph Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart. Band 1, Leipzig 1793, S. 1178.
  • Daniel Burger: Die Landesfestungen der Hohenzollern in Franken und Brandenburg, in: Die Plassenburg, Schriftenreihe für Heimatforschung und Kulturpflege in Ostfranken, Kulmbach 2000, S. 83 f.
  • Daniel Burger: Die Dannersche Brechschraube. Das Werkzeug zur Zerstörung des Hohenlandsberg und der Plassenburg 1554, in: Das Ende der Festungen. Aufgelassen – Zerstört – Vergessen? (= Festungsforschung. Band 1). Regensburg 2009, S. 40–57.
  • Johann August Donndorf: Geschichte der Erfindungen in allen Theilen der Wissenschaften und Künste von der ältesten bis auf die gegenwartige Zeit. Erster Band, Quedlinburg und Leipzig 1817, S. 158.
  • Hermann Maué, Christine Kupper: Quasi Centrum Europae – Europa kauft in Nürnberg 1400-1800. Nürnberg 2002.
  • Fritz Limmer: Berichte über die 1554 im sogenannten Bundesständischen oder Markgräflichen Kriege erfolgte Zerstörung der Plassenburg. In: Nachrichten des Vereins Freunde der Plassenburg 6, 1934.
  • Pierer's Universal-Lexikon. Band 3, Altenburg 1857, S. 255.

Einzelnachweise

  1. Hermann Maué, Christine Kupper: Quasi Centrum Europae - Europa kauft in Nürnberg 1400-1800. Nürnberg 2002, S. 120–122.
  2. Ernst Siegfried Mittler: Das Königliche Zeughaus: Führer durch die Ruhmeshalle und die Sammlungen, 3. Auflage. Berlin 1903, S. 228.
  3. Burgen-Lexikon. Brechschraube. In: burgen-austria.com. Private Webseite von Martin Hammerl, abgerufen am 5. März 2022.
  4. Johann August Donndorf: Geschichte der Erfindungen in allen Theilen der Wissenschaften und Künste von der ältesten bis auf die gegenwärtige Zeit. Erster Band, Quedlinburg und Leipzig 1817, S. 158.
  5. http://echo.mpiwg-berlin.mpg.de/ECHOdocuView/ECHOzogiLib?url=/mpiwg/online/permanent/library/SSM0YQED/pageimg&pn=9&mode=imagepath
  6. http://zieh-fix.info/de/html/dannersche_schraube.html@1@2Vorlage:Toter+Link/zieh-fix.info (Seite+nicht+mehr+abrufbar,+Suche+in+Webarchiven) Datei:Pictogram+voting+info.svg Info:+Der+Link+wurde+automatisch+als+defekt+markiert.+Bitte+prüfe+den+Link+gemäß+Anleitung+und+entferne+dann+diesen+Hinweis.+
  7. http://www.stadtarchiv.nuernberg.de/stadtgeschichte/erfindungen.html
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