Bolachen
Bolachen (Betonung liegt auf zweiter Silbe, das e wird auch gesprochen) ist ein oberbayerisches Kartenspiel für 3 Personen, das ähnelt das etwas umfangreichere Wallachen. Es ist heute kaum noch gespielt und somit vom Aussterben bedroht.
Geschichte und Verbreitung
Die Herkunft des Bolachens kann nicht genau erklärt werden aber es könnte eine Variante oder sogar ein Synonym von Préférence, auch von Geiser als "Polachen" bezeichnet, sein.[1] Die heutige, nur noch spärliche Verbreitung ist hauptsächlich im südlichen Oberbayern anzusiedeln. Wie das ähnliche aber komplizierte Wallachen, wird es selten heutzutage gespielt und es ist daher vom Aussterben bedroht.[2]
Spielmaterial
Bolachen spielt man ebenso wie Schafkopf mit deutschen Spielkarten mit bayerischem Bild. Handelsüblich sind Spielkarten mit dem Aufdruck Tarock/ Schafkopf, die 36 Blatt umfassen. Zum Wallachen werden die Sechser, wie bei vielen bayerischen Kartenspielen, entfernt.
Farben des deutschen Blattes | |||
Schellen | Herz | Gras | Eichel |
Ziel des Spiels
Beim Bolachen gibt es kein festes Ziel. Genauso wie Wallachen wird es üblicherweise um Geld gespielt, was zum Beispiel eine Geldgrenze zum Bestimmen des Siegers ermöglicht.
Rangfolge der Kartenwerte
Die Rangfolge der Kartenwerte beim Stechen ist: Ass > König > Ober > Unter > 10er > 9er > 8er > 7er Absteigend gelten beim Auswahl des Spielenden folgende Farben: Herz > Schellen > Gras > Eichel.
Spielablauf
Austeilen
Der Geber wechselt im Uhrzeigersinn nach jedem Spiel. Er mischt die Karten und teilt dann jedem zuerst je drei, dann vier und dann nochmals drei Karten aus. Nach dem ersten Dreier-Austeilen werden zwei Karten als Dopper beiseitegelegt.
Die drei Spielwege und Festlegung des Spielenden
Grundsätzlich gibt es drei Unterschiedliche Wege, mit dem der Spielende das aktuelle Spiel zu gewinnen versucht.
- Der Brand: Hierbei muss der Spielende mindestens sechs Stiche machen. Hierbei wird eine Farbe als Trumpf vom Spielenden selbst bestimmt (Wert: eine Geldeinheit).
- Der Bettel: Dabei darf der Spielende keinen Stich machen (Wert: zwei Geldeinheiten).
- Der Mord: Bei diesem Weg müssen alle Stiche gemacht werden (Wert: drei Geldeinheiten).
Der Spieler links vom Geber bekundet als Erstes, „was er spielen will“, oder auch, dass er nichts spielt. Der nächste Spieler tut dasselbe, der Geber muss im Falle, dass kein anderer spielen will, selbst spielen. Dabei gelten folgende Regeln:
- Es spielt immer nur eine Person, und zwar die, die das wertvollste Spiel auswählt. Dabei gilt die folgende Abfolge: Mord > Bettel > Herz Brand > Schellen Brand > Gras Brand > Eichel Brand.
- Wollen zwei Leute ein gleichwertiges Spiel spielen, spielt derjenige, der zuerst dies bekunden würde (also in der Reihenfolge ab links vom Geber).
- Im Normalfall muss ein Spieler für einen Brand erst die Trumpffarbe bestimmen, wenn er den Dopper eingesehen hat. Wollen aber mehr Spieler einen Brand versuchen, so muss schon vorher der Trumpf bestimmt werden, danach kann der Spieler nur noch zu einem höherwertigen Trumpf oder Spiel (Bettel oder Mord) wechseln.
Der Spielstart und der Ablauf
Sobald der Spielende festgelegt wurde, darf dieser den Dopper einsehen und bei Bedarf eine oder beide Karten daraus gegen eine bzw. zwei eigene Karten austauschen. Dabei muss aber zum Spielstart das Blatt immer 10 Karten beinhalten. Eine Ausnahme für das Einsehen tritt dann auf, wenn ein Mord oder Bettel gespielt wird. Dann darf nämlich der Spielende vor dem Einsehen eine Karte rufen, die der entsprechende Besitzer mit dem Spielenden gegen eine Karte dessen tauschen muss. Danach dürfen erst Karten mit dem Dopper getauscht werden.
Jetzt beginnt eine übliche Stechrunde wie beim Watten oder anderen Spielen, bis alle Karten "aufgebraucht" sind. Dabei startet natürlich immer der vorher Stechende eine neue Stechrunde, beziehungsweise bei der ersten Runde der Spielende. Es existieren jedoch wichtige Eigenheiten beim Bolachen:
- Es gibt nur Trümpfe beim Brand, sonst sticht die zuerst ausgespielte Karte.
- Es muss Farbe bekannt werden: wenn ein Gras ausgespielt wurde, so muss auch ein Gras zugegeben werden (es sei denn es ist Keins im Besitz des Auszuspielenden).
- Die gerade genannte Regel gilt aber nur, solange die Karte noch nicht gestochen wurde. Ist sie vom Mitspieler, mit dem man ja gewissermaßen gegen den Spielenden spielt, schon gestochen worden, so muss nicht mehr Farbe bekannt werden (um evtl. Trümpfe nicht verschwenden zu müssen).
Sind alle Karten "verbraucht", so muss beim Sieg des Spielenden, also der Erfüllung der Regeln des jeweiligen Spielweges, diesem von den Anderen jeweils der Wert des Spielwegs bezahlt werden, andersherum bei Versagen den Anderen.
Siehe auch
Einzelnachweise
- Geiser, Remigius (2004). "100 Kartenspiele des Landes Salzburg" (Memento vom 27. August 2018 im Internet Archive), in Talon, Ausgabe 13, S. 37/38.
- Erich Rohrmayer: Lerne Wallachen, 2015, Amberg, Buch und Kunstverlag Oberpfalz. ISBN 978-3-95587-023-2.