Boesenbergia
Boesenbergia, manchmal auch Fingerwurze genannt, ist eine Pflanzengattung aus der Unterfamilie der Zingiberoideae in der Familie der Ingwergewächse (Zingiberaceae). Mit etwa 85 Arten ist sie eine der artenreichen Gattungen in der Familie der Ingwergewächse. Wenige Arten werden als Gewürz- und Heilpflanzen vom Menschen genutzt.
Boesenbergia | ||||||||||||
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Blüte von Boesenbergia tiliifolia | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Boesenbergia | ||||||||||||
Kuntze |
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Boesenbergia-Arten sind für diese Familie relativ kleine, ausdauernde krautige Pflanzen. Sie bilden fleischige, kurze knollige oder lange Rhizome als Überdauerungsorgane. Die Laubblättern stehen grundständig zusammen und am Stängel verteilt. Die Blattstiele sind lang. Die Blattschuppen (Ligulae) sind zweilappig. Die Blattspreiten sind eiförmig, länglich oder lanzettlich.
Generative Merkmale
Direkt aus dem Rhizom entwickelt sich auf einem kurzen bis sehr langen, mit schuppenförmigen Blattscheiden bedeckten Blütenstandsschaft oder auf dem Pseudostamm ein endständiger Blütenstand, in dem die Blüten zusammen stehen. Die Tragblätter sind zweizeilig angeordnet (darin unterscheidet sich Boesenbergia von Curcumorpha bei der sie spiralig stehen) und in den oberen steht jeweils ein kahnförmiges Deckblatt über dem jeweils eine Blüte steht. Die oberste Blüte öffnet sich als früheste.
Die zwittrigen, zygomorphen, weißen, gelben oder roten Blüten sind dreizählig mit doppelten Perianth. Die drei Kelchblätter sind röhrig verwachsen. Die drei Kronblätter sind verwachsen und überragen die Kelchblätter, sind aber kürzer als die Deckblätter, wobei die Kronlappen etwas ungleich sind. Nur das mittlere Staubblatt des inneren Kreises ist fertil; es besitzt einen aufrechten Staubfaden, der mit der Basis des Labellum verwachsen ist. Die Anhängsel des Staubbeutels sind einfach, zwei- oder dreilappig. Alle anderen Staubblätter sind zu Staminodien reduziert. Die beiden seitlichen Staminodien des äußeren Kreises sind kronblattartig und meist breiter als die Kronlappen. Die beiden seitlichen Staminodien des inneren Kreises sind zu einem sogenannten Labellum verwachsen; es stellt den auffälligsten Teil der Blüte dar. Das meist verkehrt-eiförmige und meist konkave Labellum ist größer als die Kronlappen mit einfacher oder zweiteiliger Spitze. Drei Fruchtblätter sind zu einem mehr oder weniger dreikammerigen Fruchtknoten verwachsen.
Die fleischigen Kapselfrüchte sind länglich bis fast kugelig. Die schwarzen Samen besitzen einen weißen, zerrissenen Arillus, der oft länger als die Samen ist.
Die Chromosomensätze betragen 2n = 20, 24, 36.
Vorkommen
Ihr Verbreitungsgebiet reicht vom südlichen tropischen Himalaja durch Südostasien. Die meisten Arten gibt es im Monsun-Gebiet Indochinas und auf Borneo. 19 Arten gibt es in Thailand[1].
Systematik
Die Gattung Boesenbergia gehört zur Tribus Zingibereae in der Unterfamilie der Zingiberoideae innerhalb der Familie der Zingiberaceae.
1829 wurde von Nathaniel Wallich der Gattungsname Gastrochilus in Plantae Asiaticae Rariores 1, S. 22 veröffentlicht. Aber es stellte sich heraus, dass schon früher Gastrochilus D.Don für eine Orchideengattung vergeben war. Dies stellte Carl Ernst Otto Kuntze in Revisio Generum Plantarum, 2 1891, 685 klar und konservierte diesen Namen für die Orchideengattung. Für die Zingiberaceae-Arten stellte er in der gleichen Veröffentlichung eine neue Gattung Boesenbergia mit den Arten Boesenbergia longiflora, Boesenbergia minor, Boesenbergia parvula, Boesenbergia pulcherrima, Boesenbergia rubrolutea, Boesenbergia tiliifolia und Boesenbergia tillandsiodes auf. Zum Gattungsnamen Boesenbergia schreibt er [...], die ich nun meiner lieben Schwester Clara und ihrem Gemahl Walter Boesenberg widmen will.[2][3]
Die Gattung Boesenbergia umfasst etwa 60 bis 85 Arten[4]:
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Literatur
- Delin Wu & Kai Larsen: Zingiberaceae in der Flora of China, Volume 24, S. 367: Boesenbergia - Online. (Abschnitt Beschreibung)
- Kai Larsen: Further studies in the genus Boesenbergia (Zingiberaceae), In: Nordic Journal of Botany, Volume 17, Issue 4, 2008, S. 361–366.
- Jiranan Techaprasana, Sirawut Klinbungaa & Thaya Jenjittikul: Genetic relationships and species authentication of Boesenbergia (Zingiberaceae) in Thailand based on AFLP and SSCP analyses, In: Biochemical Systematics and Ecology, Volume 36, Issues 5-6, 2008, S. 408–416.
- Die Gattung Boesenbergia beim National Museum of Natural History (NMNH) der Smithsonian Institution. (Abschnitt Beschreibung und Verbreitung.)
Einzelnachweise
- Jiranan Techaprasan, Chatchai Ngamriabsakul, Sirawut Klinbunga, Sudsanguan Chusacultanachai1 & Thaya Jenjittikul: Genetic Variation and Species Identification of Thai Boesenbergia (Zingiberaceae) Analyzed by Chloroplast DNA Polymorphism, In: Journal of Biochemistry and Molecular Biology, Vol. 39, No. 4, 2006, S. 361–370: PDF-Online (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Carl Ernst Otto Kuntze: Revisio Generum Plantarum, 2 1891, 685 eingescannt bei biodiversitylibrary.org.
- Lotte Burkhardt: Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen – Erweiterte Edition. Teil I und II. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin, Berlin 2018, ISBN 978-3-946292-26-5 doi:10.3372/epolist2018.
- Rafaël Govaerts (Hrsg.): Boesenbergia. In: World Checklist of Selected Plant Families (WCSP) – The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 6. Juni 2020.