Bistum Lipari
Das Bistum Lipari ist ein ehemaliges Bistum der römisch-katholischen Kirche. Es erstreckte sich über das Gebiet der Liparischen Inseln.
Geschichte
Mittelalter
Das Bistum Lipari geht auf das 6. Jahrhundert zurück. Die Namen einiger Bischöfe sind durch ihre Teilnahme an Synoden und Konzilien überliefert. Ein Bischof von Lipari namens Basilius zählte 787 zu den Teilnehmern des Zweiten Konzils von Nicäa. Die Kirche des Hl. Bartholomäus wurde um 729 vom Hl. Willibald auf seiner langen Pilgerreise besucht. In seinem Bericht, den er Hugeburc von Heidenheim diktiert hat, beschreibt er auch einen Vulkanausbruch.[1]
Nach der arabischen Vorherrschaft wurde das Bistum als Bistum Lipari-Patti wiedererrichtet (dessen Geschichte siehe dort), das 1399 von Papst Bonifaz IX. aufgeteilt wurde. Aus dem Territorium der Liparischen Inseln wurde das Bistum Lipari, aus dem auf der Insel Sizilien gelegenen Territorium das Bistum Patti.
Neuzeit
1627 erhielt Lipari durch Urban VIII. die Romunmittelbarkeit. Aus einem Streit zwischen dem Bischof von Lipari und lokalen Behörden um die Besteuerung des Verkaufs von Agrarprodukten aus Zehnteinnahmen entstand 1711 die Controversia Liparitana, die sich zu einem grundsätzlichen Streit zwischen Staat und Kirche um die Monarchia Sicula auswuchs, die sich auf das Legationsprivileg Urbans II. für Roger I. berief. Dabei ging es u. a. um das Exequatur für kirchliche Akte. Erst 1728 konnte die Kontroverse durch einen für die päpstliche Seite unbefriedigenden Kompromiss zwischen Papst Benedikt XIII. und der damaligen österreichischen Herrschaft in Sizilien beigelegt werden. In der zeitgenössischen Publizistik hatte der Streit lebhafte Beachtung gefunden.
1911 bis 1921 klagte Mons. Angelo Paino, damals Bischof von Lipari, gegen die Gemeinde und beanspruchte die Bimssteinvorkommen und vor allem deren wirtschaftliche Erträge für die Kirche. Im Prozess wurden von beiden Seiten normannische Privilegien als Beweismittel vorgelegt; schließlich fiel die letztinstanzliche Entscheidung auf der Grundlage einer Urkunde Rogers II. von 1134 zugunsten der Gemeindeverwaltung: die umstrittenen Ländereien wurden zu Demanialbesitz erklärt.
1986 wurde das Bistum Lipari gemeinsam mit der Prälatur Santa Lucia del Mela dem Erzbistum Messina eingegliedert, das seitdem Erzbistum Messina-Lipari-Santa Lucia del Mela heißt. Die Kathedrale San Bartolomeo in Lipari ist seitdem Konkathedrale des Erzbistums. Der letzte eigenständige Bischof von Lipari war Ignazio Cannavò (ab 1977), der auch Erzbischof von Messina (ab 1977) und Bischof der Prälatur Santa Lucia del Mela (ab 1976) war.
Literatur
- Horst Enzensberger, Lipari come sede vescovile, in: Bacci, Giovanna Maria; Mastelloni, Maria Amalia (Hrsg.): Alle radici della cultura mediterranea ed europea: I Normanni nello stretto e nelle isole Eolie. Palermo: Regione Siciliana. Assessorato Regionale dei Beni Culturali, Ambientali e della Pubblica Istruzione, 2004, S. 20–22.
- Marcello Saija, La seconda controversia liparitana. Le interpretazioni dei diplomi normanni sulle Eolie in una causa del XX secolo per la proprietà delle terre pomicifere. In: Dal „Constitutum“ alle „Controversie liparitane“. Le chiavi di lettura della storia eoliana nell'ultimo millennio, Quaderni del Museo archeologico eoliano, numero 2°, a cura e con introduzioni di U. Spigo, A. Raffa, M. Saija, Regione Siciliana, Assessorato Beni Culturali, Messina 1998, pp.127–159.
Weblinks
- Bistum Lipari auf der Webseite des Erzbistums Messina-Lipari-Santa Lucia del Mela (auf Italienisch)
- Schilderung der Controversia mit volkskundlichen Ausschmückungen Italienisch/Sizilianisch
Einzelnachweis
- Englische Übersetzung im Medieval Sourcebook. Huneberc ist allerdings ein Fehler.