Bhudevi
Bhudevi, Bhūmi (Sanskrit: भूमि) oder Bhūmī-Devī (Sanskrit: भूमी देवी) ist in der Glaubenswelt des Hinduismus die göttliche Personifizierung der Mutter Erde. Sie gilt als Tochter Prajapatis sowie als Gemahlin (shakti) Vishnus und wäre somit ein Aspekt bzw. eine Inkarnation der Göttin Lakshmi. Sie ist die Mutter Sitas (Sanskrit: सीता Sītā = „Ackerfurche“) und des Dämons Naraka.
Geschichte
Die vedischen Schriften kennen nur Prithivi als Göttin der Erde. Erst in den Puranas und im Ramayana erscheint Bhudevi (oder Bhūmi) unter ihrem neuen Namen.
Mythos
Laut Varaha-Purana versank die Erde (bhu) einst in den Gewässern der Urzeit. Vishnu nahm daraufhin die Form des Ebers, des mächtigsten Sumpftiers an; als guter Schwimmer tauchte er in den Urozean hinab. Dort tötet er den gefährlichen Dämon (asura) Hiranyaksha, hob auf seinen kolossalen Hauern die Erde in Gestalt der Göttin Bhudevi (Bhūmi) empor und rettete sie somit vor dem Versinken im urzeitlichen Chaos.
In einer anderen Fassung entführte der Dämon Hiranyaksha, der von Brahma Unsterblichkeit erlangt hatte, die Erde in die Tiefen des Urmeeres.
Eine weitere Fassung der Legende berichtet, dass die Erde beim Schöpfungsakt versehentlich in den Urozean fiel, woraufhin Brahma die Hilfe Vishnus erbat, der die Gestalt eines Ebers annahm und Bhudevi bzw. die Welt rettete.
Darstellung
Bhudevi wird nur selten allein dargestellt. Viel geläufiger und über ganz Indien verbreitet sind ihre Darstellungen auf dem angewinkelten Unterarm oder der Schulter Varahas; manchmal hält sie sich auch an dessen Hauern fest.
Literatur
- David R. Kinsley: Indische Göttinnen – Weibliche Gottheiten im Hinduismus. Insel, Frankfurt/M. 1990, ISBN 3-458-16118-X: Prthivi, S. 18ff
- Anneliese und Peter Keilhauer: Die Bildsprache des Hinduismus. Die indische Götterwelt und ihre Symbolik. DuMont, Köln 1986, ISBN 3-7701-1347-0.