Bernstein-Waldschabe
Die Bernstein-Waldschabe (Ectobius vittiventris) ist eine aus Südeuropa stammende Art der Waldschaben. Sie ist für den Menschen völlig harmlos und tritt nicht als Vorratsschädling in Erscheinung, da sie sich ausschließlich von sich zersetzendem Pflanzenmaterial ernährt und in Wohnungen wegen Nahrungsmangel innerhalb weniger Tage zugrunde geht. Ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet liegt südlich der Alpen, doch scheint sich diese Art dauerhaft nördlich der Alpen und in Süddeutschland etabliert zu haben.
Bernstein-Waldschabe | ||||||||||||
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Bernstein-Waldschabe (Ectobius vittiventris) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Ectobius vittiventris | ||||||||||||
Costa, 1847 |
Da die Bernstein-Waldschabe flugfähig ist, verirrt sie sich vor allem bei gehäuftem Auftreten im Freien auch in menschliche Wohnungen. Sie wird von künstlichen Lichtquellen angelockt.
Merkmale
Die Bernstein-Waldschabe ist eine schlanke Schabe. Der hellbraune Körper des adulten Tiers ist etwa 9 bis gut 14 mm lang, die Fühler sind etwa noch einmal so lang wie der Körper. Die Beine sind auffallend bedornt. Der Halsschild hat eine einheitlich hellbraune Färbung und ist am Rand durchscheinend. Die Flügel überragen bei beiden Geschlechtern die Spitze des Hinterleibs, sie sind manchmal fein gepunktet, aber immer ohne größere dunkle Flecken.[1][2]
Normalerweise ist die Art anhand des einheitlich blass gefärbten, durchscheinenden Halsschilds von ähnlichen Arten in Mitteleuropa unterscheidbar. Für eine sichere Bestimmung sind im Zweifelsfall weitere Merkmale heranzuziehen. Ihre Zugehörigkeit zur Gattung Ectobius zeigt sich etwa an der Bedornung der Unterseite der Mittel- und Hinterschenkel der Beine, diese tragen keine Dornenreihen, sondern nur ein bis zwei Dornen. Für die sichere Artbestimmung ist die Form des Stylus (eines Anhangs an der Hinterleibsspitze) und die Gestalt eines Drüsenfelds auf der Oberseite des Hinterleibs beim Männchen heranzuziehen.[1] Die Oothek des Weibchens ist 2,9 bis 4,9 Millimeter lang und in Längsrichtung leicht gekrümmt. Die Trennlinien der Eikammern scheinen als feine Querlinien durch. Die Oberfläche ist mit feinen Längsrippen skulpturiert.
Der natürliche Lebensbereich der Bernstein-Waldschabe befindet sich im Freiland in niedrigen Gebüschen und in Gärten gerne unter Töpfen. Sie ernährt sich von sich zersetzendem Pflanzenmaterial. Warme, trockene Sommer können eine Massenvermehrung begünstigen. Dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Tiere auch in Wohnungen zu finden sind.
In Größe, Form und Farbe ähnelt die Bernstein-Waldschabe sehr der Deutschen Schabe (Blattella germanica), die als Hygiene-Schädling gefürchtet ist und meist bekämpft wird. Der auffälligste Unterschied ist der einheitlich braune Halsschild bei der Bernstein-Waldschabe, der bei der Deutschen Schabe zwei dunkle Längsstreifen besitzt. Während die Deutsche Schabe meist nur nachts aktiv ist, sich tagsüber versteckt hält und vor Licht flieht, ist die Bernstein-Waldschabe auch tagaktiv. Die Adulti der Bernstein-Waldschabe sind relativ gut flugfähig, während bei der Deutschen Schabe auch die Adulti nicht fliegen können.[1]
Verbreitung
Die Bernstein-Waldschabe ist natürlich verbreitet in Südeuropa (Mittelmeerregion), nördlich bis zur Südseite der Alpen. Seit etwa 1999 hat sich die Art nach Norden hin ausgebreitet. Erste Funde stammten aus der Nordschweiz (z. B. Zürich, Winterthur). Seit 2002 ist sie in Deutschland (Baden-Württemberg) nachgewiesen.[1] 2006 wurde Thüringen erreicht, 2011 erfolgte der Erstnachweis für Bayern und Rheinland-Pfalz.[3] Seit 2015 ist sie für Nordrhein-Westfalen nachgewiesen.[4] Seit 2018 wurde sie vermehrt in Wiener Gärten und in Gartenwohnungen beobachtet.
Einzelnachweise
- Hannes Baur, Isabelle Landau Lüscher, Gabi Müller, Marcus Schmidt, Armin Coray (2004): Taxonomie der Bernstein-Waldschabe Ectobius vittiventris (A. Costa, 1847) (Blattodea: Blattellidae) und ihre Verbreitung in der Schweiz. Revue Suisse de Zoologie 111 (2): 395–424.
- U. Sellenschlo: Vorratsschädlinge und Hausungeziefer. Bestimmungstabellen für Mitteleuropa. Springer Verlag, 2010. ISBN 978 3 8274 2406 8. Schaben auf Seite 43–49.
- Manfred Alban Pfeifer (2012): Die Bernstein-Waldschabe, Ectobius vittiventris (A. Costa, 1847) hat Rheinland-Pfalz erreicht (Insecta: Blattodea). Mitteilungen der Pollichia 96: 63–65.
- Peter Schäfer, Karsten Hannig, Alfons & Ursula Pennekamp (2016): Die Bernstein-Waldschabe Ectobius vittiventris (A. COSTA, 1847) erreicht Nordrhein-Westfalen (lnsecta: Blattodea). Natur und Heimat 76 (2/3): 82–84.