Bernstein-Ungleichung (Stochastik)

Die Bernstein-Ungleichung i​st eine Abschätzung a​us der Wahrscheinlichkeitstheorie u​nd wurde v​on Sergei Bernstein (1880–1968) bewiesen. Sie i​st eine Erweiterung d​er Hoeffding-Ungleichung, d​eren Abschätzung d​urch eine zusätzliche Voraussetzung a​n die Varianz d​er Zufallsvariablen verbessert werden kann.

Die Ungleichung g​ilt für beliebig verteilte beschränkte Zufallsvariablen m​it verschwindendem Erwartungswert u​nd beschränkter Varianz.

Satz

Sei ein Wahrscheinlichkeitsraum. Seien und positive reelle Zahlen und eine natürliche Zahl. seien unabhängig verteilte Zufallsvariablen mit und für alle .

Dann gilt:

Lemma

Für alle gilt:

Ein Beweis d​es Lemmas u​nd ein ausführlicherer Beweis d​es Satzes befinden s​ich im Beweisarchiv.

Beweis (Satz)

Dieser Beweis f​olgt dem Ansatz a​us "Support Vector Machines" (siehe Literatur).

Zur Vereinfachung definiere man

Nach umgestellt, ergibt sich:

Nun wird die Ungleichung gezeigt. Man wende die Markow-Ungleichung an mit und für ein (t wird später noch speziell gewählt):

Da die Zufallsvariablen nach Voraussetzung unabhängig sind, können Produkt und Erwartungswert vertauscht werden. Aus der Exponentialfunktion bilde man eine unendliche Exponentialreihe. Diese ist durch die integrierbare Majorante beschränkt. Also können Erwartungswert und Summe vertauscht werden. Mit und der Voraussetzung folgt:

Mit der Abschätzung folgt:

Durch die Ungleichung für erhält man mit :

Man setze :

Aus dem Lemma (oben) folgt mit .

Anwendung

Problem 1

Angenommen und sind bekannt.

Wie groß i​st die Wahrscheinlichkeit höchstens, d​ass der Mittelwert e​inen gegebenen Wert k übersteigt?

Löse nach auf.

Die Wahrscheinlichkeit, dass der Mittelwert den Wert k übersteigt, ist höchstens .

Problem 2

Weiterhin seien und bekannt.

Es soll gelten:

Berechne k m​it Hilfe d​er Bernstein-Ungleichung.

Problem 3

Seien und bekannt.

Wie viele Realisierungen werden mindestens benötigt, sodass für gegebene Werte und gilt, dass

 ?

Man benötigt mindestens Realisierungen.

Beispiel

Als Zufallsvariable betrachte man eine Münze. Den i-ten Münzwurf bezeichnen wir mit . Dabei gelte bei Kopf und bei Zahl .

Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Mittelwert nach Würfen den Wert übersteigt?

Da die Wahrscheinlichkeit für Kopf und Zahl jeweils 50 % sind, ist der Erwartungswert 0. Da die Zufallsvariablen nur die Werte −1 und 1 annehmen können, kann gewählt werden.

. Also kann gewählt werden.

Nun wähle noch . Dabei ist die Anzahl der Münzwürfe. Nach der Bernstein-Ungleichung gilt dann:

Also g​ilt zum Beispiel b​ei 50 Würfen:

Damit der Mittelwert übersteigt, müsste man bei 50 Würfen 31-mal Kopf werfen.

Das heißt, die Wahrscheinlichkeit, in 50 Würfen 31 Kopf zu erhalten, ist kleiner als

Siehe auch

Literatur

  • Ingo Steinwart, Andreas Christmann: Support Vector Machines. Information Science and Statistics. 1. Auflage. Springer, Berlin 2008
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