Bernaschek-Insel
Die Bernaschek-Insel ist eine österreichische Binneninsel im Inn bei Schärding. Sie liegt im Gemeindegebiet von Wernstein, Katastralgemeinde Rutzenberg. Die geografisch korrekte Bezeichnung ist Fergeninsel.
Bernaschek-Insel (Fergeninsel) | ||
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Gewässer | Inn | |
Geographische Lage | 48° 29′ 7″ N, 13° 26′ 41″ O | |
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Länge | 154 m | |
Breite | 25 m | |
Fläche | 0,38 ha | |
Einwohner | unbewohnt |
Der im Volksmund gebräuchliche Name der Insel erinnert an die erfolgreiche Flucht von Richard Bernaschek, des oberösterreichischen Anführers des Republikanischen Schutzbundes, der 1934 nach dem Februaraufstand mit Unterstützung des nationalsozialistischen Linzer Landesgerichtsdirektors und eines Justizwachebeamten mit zwei weiteren wegen des Februaraufstandes inhaftierten Schutzbündlern und zwei Nationalsozialisten über diese Insel nach Deutschland entkommen konnte.
Mitte des 19. Jahrhunderts waren hier umfangreiche Sprengarbeiten vorgenommen worden, um den Inn schiffbar zu machen. Wegen der Bedeutungslosigkeit eines so entstandenen, etwa 600 m² großen Eilandes und der traditionell guten Beziehungen zwischen Österreich und Bayern hatte man es von österreichischer Seite verabsäumt, diese Insel grundbuchlich absichern zu lassen. 1933 nützen viele Nationalsozialisten die Insel zum illegalen Grenzübertritt. Geschützt durch das bewaldete Umland war es leicht möglich, ungesehen ans Flussufer und nach etwa 50 Schritte auf die Insel zu gelangen. Diese war durch eine schwarzweißrote Flagge und die Hakenkreuzfahne als deutsches Gebiet ausgewiesen und zumeist von SA-Männern besetzt, so dass dort der österreichische Grenzschutz nicht mehr eingreifen konnte. Hauptaufgabe der SA-Leute war es, Flüchtlinge in das Bayerische Vornbach zu bringen. Der Besitzer des Schlosses Vornbach, Paul Freiherr von Schätzler, hat 1935 in einem Brief mitgeteilt, dass er bereits 150 Flüchtende aus Österreich versorgt habe, die dann großteils der Österreichischen Legion zugeführt wurden. Die Insel wurde von der SA auch zu Propagandazwecken genutzt, etwa indem über Lautsprecher das Horst-Wessel-Lied und andere Nazimusik in Richtung Österreich gesendet wurden.
Nach der Flucht Bernascheks wurde die Insel zu einem beliebten Ausflugsziel der Nationalsozialisten, wobei sich auf deutscher Seite die SA und auf österreichischer Seite die Heimwehr oder Mitglieder des Schutzkorps gegenüberstanden. Da in der Schärdinger Bevölkerung die Insel als österreichisches Hoheitsgebiet galt, wurde in der Nacht zum 21. Oktober 1934 die auf der Insel gehisste Hakenkreuzfahne von Schutzkorpsangehörigen entfernt und nach Schärding gebracht. Dies hatte zur Vermeidung einer diplomatischen Intervention eine offizielle Entschuldigung des oberösterreichischen Sicherheitsdirektors Revertera zur Folge.[1]
Nach einem Notenwechsel zwischen der Österreichischen Gesandtschaft mit dem Auswärtigen Amt in Berlin wurde am 27. September 1935 festgehalten, dass die Insel nach dem Staatsvertrag von 1820 auf österreichischem Gebiet liege. Nach dieser Klärung wurden die deutschen Fahnen entfernt und das Eiland mit einem Pfeiler mit der Aufschrift „Bundesstaat Österreich“ versehen. Bei der Eintragung der Insel in das Grundbuch von Schärding wurde der Name der Insel mit Fergeninsel festgehalten. Dies ist auch heute noch die offizielle Bezeichnung des Eilandes.
Die geografische Situation hat sich heute durch den Ausbau der Eisenbahnstrecke Wien-Passau (Fertigstellung 2009) wesentlich geändert. Der Auwald wurde an der Stelle bei der Fergeninsel gerodet, es wurde ein 13 m hoher Damm errichtet, über den heute die 120 m lange Taxengrabenbrücke führt, und aus Gründen des Hochwasserschutzes fand eine Innausweitung statt.
Galerie
- „Bernaschekinsel“ (rechts) mit der ehemaligen Benediktinerabtei Vornbach im Hintergrund
- „Bernaschekinsel“ vom österreichischen Innufer aus
- Fergeninsel vom deutschen Ufer aus
Einzelnachweise
- Anna Gugerbauer: Die Entwicklung der Beziehungen Passaus zu den österreichischen Nachbarn (1918-1938). In: Winfried Becker (Hrsg.): Passau in der Zeit des Nationalsozialismus. Universitätsverlag Passau, 1999, ISBN 3-86036-031-0, S. 71–105.
Weblinks
- Donauschlucht und Nebentäler (PDF; 3,8 MB)