Benedikt Kaiser
Benedikt Kaiser (* 1987) ist ein deutscher Politikwissenschaftler und Autor. Er wird der Neuen Rechten zugeordnet und vertritt einen Antikapitalismus von rechts als Teil einer Querfront-Strategie. Seine Bücher erschienen im rechtsextremen Regin-Verlag oder beim neurechten Verlag Antaios.
Leben
Kaiser studierte Politikwissenschaft mit europaspezifischer Ausrichtung in Chemnitz. Er arbeitet als Lektor beim Verlag Antaios, ist regelmäßiger Autor und Redakteur des rechten Theorieorgans Sezession und wichtiger Akteur im Institut für Staatspolitik (IfS) um Götz Kubitschek.[1] Kaiser ist zudem Deutschlandkorrespondent der von Alain de Benoist redigierten Zeitschriften Éléments und steht für eine Weiterentwicklung einer modernen Kapitalismuskritik von rechts.[2] Er veröffentlicht zu Paneuropa-Ideen, europäischen Faschismen sowie Intellektuellen im Umfeld autoritärer Bewegungen und Parteien.
Positionen
Kaiser gilt als deutscher Apologet von Alain de Benoist, mit dem er auch bereits zusammen auftrat.[1] Wie dieser arbeitet er an der Erweiterung der neurechten Perspektive auf wirtschafts- und sozialpolitische Themen, unter anderem in der rechtsintellektuellen Zeitschrift Sezession. Innerhalb der Sezession ist er insbesondere für kapitalismuskritische Fragen zuständig. Der Soziologe Thomas Wagner weist darauf hin, dass sich Kaisers Texte vom Tonfall des völkischen Antikapitalismus der NPD unterscheiden würden. Kaiser vertritt eine scharfe Gegnerschaft zum Neoliberalismus und kritisiert die Macht multinationaler Konzerne.[3] Insbesondere in seinem Buch „Querfront“ spricht er sich gegen eine Neoliberalisierung der Politischen Rechten aus und fordert sie auf, sich der sozialen Frage anzunehmen.[1]
Dabei lässt er sich auch von linken Debatten inspirieren. In Anlehnung an den vom Gewerkschaftslinken Hans-Jürgen Urban geprägten Begriff der „Mosaik-Linken“ hat er den Begriff „Mosaik-Rechte“ geprägt. Innerhalb dieser „Mosaik-Rechten“ hat er einen strategischen Blick auf die AfD, die die Aufgabe habe, verschiedene Lager zu vereinen, „deren weltanschauliche Positionierungen mitunter stark voneinander abweichen können“.[1] Dies brachte ihm den Vorwurf der „Diskurspiraterie“ ein.[4] Er hält eine „revolutionäre Realpolitik“ für das Gebot der Stunde. „Meta- und Parteipolitik, Publizistik und Parlamentarismus, Demonstrationen und Parteiversammlungen“ dürften, so Kaiser, keine Gegensätze sein. Die Gräben zwischen Realpolitikern und Fundamentaloppositionellen müssten zugeschüttet werden, um „als Fernziel ‚ein anderes Deutschland‘ zu bauen“.[5]
Trotz der Vorwürfe der „Diskurspiraterie“ bezeichnen ihn auch Kritiker wie Tilman Krause als „intellektuell durchaus satisfaktionsfähig“.[6] Kaiser selbst entgegnete entsprechenden Vorwürfen im Gespräch mit Thomas Wagner: „[…] es geht nicht um geistigen Diebstahl. Stattdessen wird geschaut, wo etwas von linken Theoretikern, meinethalben auch mal von einem liberalen Denker, tatsächlich besser analysiert und formuliert wird. Das kann im Sinne einer kritischen Übernahme aufgegriffen und in die eigene Position integriert werden. Es wäre borniert zu sagen, ich tue das nicht, weil es sich um einen linken Denker handelt.“[7]
Neben sozialen liegt sein Schwerpunkt auf europäischen Themen. So erklärte er etwa auf einer Akademie des Instituts für Staatspolitik, dass Europa nur eine eigenständige politische Kraft werden könne, wenn es seine Nationalismen und Chauvinismen zugunsten einer grenzüberschreitenden Solidarität überwinde.[8]
Werke (Auswahl)
- Eurofaschismus und bürgerliche Dekadenz. Europakonzeption und Gesellschaftskritik bei Pierre Drieu la Rochelle (= Kieler ideengeschichtliche Studien; Band 5), Regin-Verlag, Kiel 2011, ISBN 978-3-941247-26-0.
- mit Eric Fröhlich: Phänomen Inselfaschismus. Blackshirts, Blueshirts und weitere autoritäre Bewegungen in Großbritannien und Irland 1918-1945, Regin-Verlag, Kiel 2013, ISBN 978-3-941247-24-6.
- Querfront (= Kaplaken; 49), Verlag Antaios, Schnellroda 2017. ISBN 978-3-944422-49-7.
- (mit Alain de Benoist, Diego Fusaro) Marx von rechts (= Theorie; 2), Jungeuropa Verlag, Dresden 2018, ISBN 978-3-9817828-6-8.
- Blick nach links oder: Die konformistische Rebellion (= Kaplaken; 61), Verlag Antaios, Schnellroda 2019, ISBN 978-3-944422-61-9.
- Solidarischer Patriotismus. Die soziale Frage von rechts, Verlag Antaios, Steigra 2020, ISBN 978-3-944422-73-2.
Weblinks
Einzelnachweise
- Sebastian Friedrich: Original und Fälschung, der Freitag, Nr. 17, 26. April 2018.
- Richard Gebhardt: Die AfD, die soziale Frage und das ‚Mosaik‘ der Rechten, in: Das Argument 331/2019, S. 100–106
- Eine neue »Querfront«? In: der rechte rand. Abgerufen am 5. November 2019 (englisch).
- Marx von rechts. Abgerufen am 10. Mai 2019.
- André Postert: „Sachsen und der intellektuelle Rechtsextremismus. Metapolitik der Neuen Rechten.“ In: Uwe Backes/Steffen Kailitz (Hrsg.): Sachsen – Eine Hochburg des Rechtsextremismus? Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2020, S. 58.
- Tilman Krause: Lernt doch die Rechten kennen, Die Welt kompakt, 16. März 2018
- Thomas Wagner: „Wer die Rechte bekämpfen will, muss ihr Denken kennen. Eine Antwort auf Richard Gebhardt.“ In: Das Argument Nr. 325, S. 107–114, hier S. 109.
- Marc Felix Serrao: Aufbruchstimmung bei der Neuen Rechten, Neue Zürcher Zeitung, 15. September 2018