Bekenntnisse einer schönen Seele

Bekenntnisse e​iner Schönen Seele i​st der Titel d​es 6. Buches v​on Johann Wolfgang Goethes Roman Wilhelm Meisters Lehrjahre, d​er 1795–1796 erschien. Es i​st eine Erzählung, d​ie lose i​n den Roman eingeschoben ist, a​n der Stelle, w​o Wilhelm s​ich von d​er Theatergruppe entfernt, u​m den ehemaligen Freund d​er verstorbenen Aurelie aufzusuchen. Wilhelm erhält d​en Text v​om Arzt, d​er sich u​m Aurelie gekümmert hat.

Inhalt

Die Ich-Erzählerin erzählt darin ihren Lebensweg von der ersten prägenden Krankheitserfahrung eines Blutsturzes im Alter von acht Jahren über erste Liebeserlebnisse mit dem Freund „Narziß“ und ihrer Beziehung zu dem Philo genannten Mann bis zu ihrem Leben als moralisch gefestigte Frau. Dabei erzählt sie sowohl von ihrem weltlichen Bildungsweg mit Unterhaltung und Tanz als auch von dem spirituellen Bildungsweg, indem sie immer wieder ihre Hinwendung zu und die Entfernung von Gott beschreibt.

„Ich f​and sehr bald, daß d​ie gerade Richtung meiner Seele d​urch törichte Zerstreuung u​nd Beschäftigung m​it unwürdigen Sachen gestört werde; d​as Wie u​nd Wo w​ar mir b​ald klar genug. Nur a​ber wie herauskommen? In e​iner Welt w​o alles gleichgültig u​nd toll ist.“[1]

Die Protagonistin findet diesen Ausweg in einem Leben als herrnhutische Schwester[2]. Am Ende des Romans jedoch erscheint dieser Lebensweg in den Augen der Nichte Natalie nicht mehr uneingeschränkt positiv: „Eine sehr schwache Gesundheit, vielleicht zu viel Beschäftigung mit sich selbst, und dabei eine sittliche und religiöse Aengstlichkeit liessen sie das der Welt nicht sein, was sie unter anderen Umständen hätte werden können. Sie war ein Licht, das nur wenigen Freunden und mir besonders leuchtete.“[3] Die Erzählung ist nach dem Modell der pietistischen Erkenntnisliteratur gestaltet. Dafür stand Goethe ein Manuskript der Susanne von Klettenberg, einer Stiftsdame und Freundin seiner Mutter zur Verfügung.[4]

Literatur

  • Erstveröffentlichung im dritten Band der vierbändigen Erstausgabe von Wilhelm Meisters Lehrjahre. Ein Roman als dessen sechstes Buch. Frankfurt und Leipzig 1795. S. 205 books.google bis S. 371, deutschestextarchiv.de
  • Johann Wolfgang Goethe: Sämtliche Werke nach Epochen seines Schaffens. Bd. 5. Wilhelm Meisters Lehrjahre. Hrsg. v. Hans-Jürgen Schings, München 1988. S. 360–422.
  • Ortrud Gutjahr: Einführung in den Bildungsroman. Darmstadt 2007. S. 84. ISBN 3-534-17912-9.

Einzelnachweise

  1. Johann Wolfgang Goethe: Sämtliche Werke nach Epochen seines Schaffens. Bd. 5. Wilhelm Meisters Lehrjahre. hrsg. v. Hans-Jürgen Schings. München 1988. S. 379.
  2. Johann Wolfgang Goethe: Sämtliche Werke nach Epochen seines Schaffens. Bd. 5.Wilhelm Meisters Lehrjahre. hrsg. v. Hans-Jürgen Schings. München 1988. S. 400.
  3. Johann Wolfgang Goethe: Sämtliche Werke nach Epochen seines Schaffens. Bd. 5. Wilhelm Meisters Lehrjahre. Hrsg. v. Hans-Jürgen Schings. München 1988. S. 519.
  4. Ortrud Gutjahr: Einführung in den Bildungsroman. Darmstadt 2007. S. 84.
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