Baumwollspinnerei Kolbermoor
Die Baumwollspinnerei Kolbermoor war ein Industrieunternehmen in Kolbermoor in Bayern. Angeregt durch die Vorstellung, die große Wasserkraft der Mangfall, den Torfreichtum dieser Stadt und die günstige Bahn- (Mangfalltalbahn) und Verkehrsanbindung zu nutzen, ist das Unternehmen durch das Streben von Theodor von Haßler[1] als Aktiengesellschaft gegründet worden.[2]
Unternehmensgeschichte
Vor dem Bau der Baumwollspinnerei musste die Mangfall auf einer Länge von 2,7 km begradigt, ein ebenso langer Werkskanal gebaut und die Mangfallwildnis gerodet und planiert werden. Im März 1861 begann der Bau der Fabrik. Zur gleichen Zeit sind zwischen Mangfall und Kanal sechs Wohnhäuser, zwei Brücken und eine Verbindungsstraße von der Landstraße bis zur Bahnhaltestelle Kolbermoor entstanden. Am 2. Januar 1863 konnte in dem sechsstöckigen Hauptgebäude der Betrieb mit 11.000 Spindeln bereits aufgenommen werden. Ein Jahr später arbeiteten 41.000 Spindeln zur Garnherstellung. Am 26. November 1898 wurde die Spinnerei innerhalb weniger Stunden vernichtet. Morgens um 8.30 Uhr brach im 4. Stockwerk des Hauptgebäudes Feuer aus. Die Ursache wurde nie restlos aufgeklärt. Bei den vorhandenen Mengen brennbarer Stoffe griff das Feuer schnell um sich, so dass alle Versuche, es im Keim zu ersticken, erfolglos blieben. An eine Rettung des sechsstöckigen Hauptgebäudes war nicht mehr zu denken.
Trotz des Brandes und enormer finanzieller Belastungen entschied sich die Spinnereileitung zum Wiederaufbau, der noch 1899 fertiggestellt wurde. Mit einem großen Fest für die Arbeiter wurde am 18. August 1900 die Wiederinbetriebnahme gefeiert. Die Spinnereileitung entschied sich anstelle des sechsstöckigen Baus für zwei Gebäude mit je drei Stockwerken an beiden Seiten des Werkkanals. Mit dieser Entscheidung wollte man im Falle eines erneuten Feuers die Produktion aufrechterhalten. So wurde der Spinnereineubau 1899 mit dem Ostflügel und 1908 mit dem Westflügel errichtet. In der Baumwollspinnerei wurde bis ins Jahr 1993 gearbeitet und produziert.
Renovierung und Umstrukturierung der ehemaligen Baumwollspinnerei
Von 1993 bis 2006 lag das gesamte Gelände brach, es wurde nur von einzelnen kleineren Unternehmen genutzt. 2006 übernahm ein Investor das gesamte Gelände und begann mit der erfolgreichen Renovierung des Spinnereineubaus. Zwischen 2008 und 2011 erfolgte die Sanierung des Industriedenkmals; es stellt nach Abschluss 12.000 m² Wohn- und Bürofläche sowie eine Tiefgarage mit 95 Stellplätzen. Das ehemalige riesige Spinnereigebäude beherbergt inzwischen 42 moderne Loftwohnungen auf der Süd- und Westseite des Gebäudes sowie ca. 5000 m² Bürofläche. Das komplette Kellergeschoss der Spinnerei dient als Tiefgarage. In den Obergeschossen konnten die wesentlichen historischen Bauteile wie Kappendecken, Guss- und Betonsäulen, altes Außenmauerwerk weitgehend erhalten werden. Seit 2014 ist dort die Akademie der Bildenden Künste an der Alten Spinnerei angesiedelt.
Fotos
- Das Gebäude aus dem Jahr 1862, das bei einem Brand 1898 völlig zerstört wurde
- Dasselbe Gebäude kurz nach dem Brand
- Das abgebrannte Gebäude wurde abgerissen und durch zwei Werkhallen ersetzt (Luftaufnahme aus dem Jahr 1920)
- Luftaufnahme aus dem Jahr 1935
- Das renovierte Hauptgebäude der ehemaligen Baumwollspinnerei Kolbermoor (Frontansicht von Osten)
Einzelnachweise
Literatur
- Hannelore Sperber: Untersuchungen zur geschichtlichen Entwicklung der Spinnerei in Kolbermoor und ihrer Bedeutung für die Stadt, ZA Pädagogische Hochschule der Universität München, SS 1969, bes. S. 18–60; Denkschrift zum fünfzigjährigen Bestehen der Baumwollspinnerei Kolbermoor 1862–1912, München 1912
- Architekt Christoph Fuchs, Kolbermoor: Komplettsanierung und Nutzungsänderung eines denkmalgeschützten Industriegebäudes, http://fuchsarchitekten.de/projekte/projekte-hochbau/denkmalschutz-projekte/spinnerei-kolbermoor/
Weblinks
- Frühe Dokumente und Zeitungsartikel zur Baumwollspinnerei Kolbermoor in der Pressemappe 20. Jahrhundert der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft