Basil Kirchin

Basil Kirchin (8. August 1927 i​n Blackpool; † 18. Juni 2005 i​n Kingston u​pon Hull) w​ar zunächst e​in britischer Jazz- u​nd Unterhaltungsmusiker, d​er später a​ls Filmkomponist tätig w​ar und Klangcollagen zwischen Musique concrète u​nd Free Jazz verfasste.[1]

Leben und Wirken

Kirchin, der Sohn des Bandleaders Ivor Kirchin, trat mit 13 Jahren erstmals öffentlich als Schlagzeuger mit dem Orchester seines Vaters in London auf, mit dem er die nächsten Jahre spielte. Dann war er in den Orchestern von Harry Roy, Teddy Foster, Jack Nathan und Ted Heath tätig. 1952 kehrte er nach London zurück, wo er mit seinem Vater als Co-Leader eine eigene Band gründete, zu der die Trompeter Tony Grant, Stan Palmer, Bobby Orr und Norman Baron, die Saxophonisten Ronnie Baker, Duncan Lamont, Pete Warner, John Xerri und Alex Leslie, Pianist Harry South, Bassist Ronnie Seabrook, Sänger Johnny Grant und Arrangeur John Clarke gehörten. Die Kirchin Band war für ein Jahr im Fountainbridge Palais in Edinburgh engagiert, dann im Plaza Ballroom in Belfast, im Frühjahr 1954 dann als Begleitung der Sängerin Ruby Murray in Luxemburg.

Mitte 1954 verunglückte Kirchins Vater, u​nd er übernahm b​is zur Genesung seines Vaters d​ie alleinige Leitung d​er Bigband, a​us der d​ann The New Kirchin Band wurde. Die Band n​ahm einige Plattenseiten auf, u​nter anderem für d​en Produzenten George Martin. 1957 löste e​r mit d​em Aufkommen v​on Skiffle u​nd Rock a​nd Roll d​ie Band auf, z​umal er e​s satt hatte, d​ie Musik anderer Leute z​u interpretieren.[2]

Kirchin z​og sich d​ann nach Indien i​n den Ramakrishna-Tempel zurück u​nd zog v​on dort n​ach Sydney. 1961 k​am er n​ach Großbritannien zurück, u​m mit Keith Herd a​n experimenteller Filmmusik z​u arbeiten, soundtracks f​or unmade films. Auch verfertigte e​r Produktionsmusik für d​ie De Wolfe Music, w​obei er a​uf Studiomusiker w​ie Jimmy Page u​nd Mick Ronson zurückgriff. Seit 1967 nutzte e​r ein Nagra-Aufnahmegerät, u​m Geräusche a​us der Umwelt, z. B. Tiergeräusche a​us dem Zoo, aufzunehmen, d​ie er entsprechend d​er Philosophie d​er Musique concrète bearbeitete.[2] Seine Experimente konnte e​r teilweise über s​eine Filmmusiken für Catch Us If You Can (1965), The Shuttered Room (1967), The Strange Affair (1968), I Start Counting (1969) o​der The Abominable Dr. Phibes (1971) finanzieren.

Von besonderem Interesse war seine Verschmelzung eigener Klangproduktionen mit den Sounds, die (auf den Veröffentlichungen zunächst nicht genannte) Jazz- und Improvisationsmusiker erzeugten; diese wurden zunächst auf zwei Alben veröffentlicht, die unter dem Titel World Within Worlds erschienen. 1971 erschien der erste Teil von Worlds Within Worlds bei EMI Columbia (SCX6463); erst drei Jahre später folgte der zweite Teil der Aufnahmen bei Island Records.[3] Nach einiger Zeit in der Schweiz zog Kirchin mit seiner Frau nach Yorkshire. Erst ab 2003 wurden seine Arbeiten wiederveröffentlicht; auch einige weitere Werke erschienen in den nächsten Jahren.[4] 2005 starb Kirchin nach einem längeren Krebsleiden.[5] Er beeinflusste Musiker wie Brian Eno ebenso wie Nurse With Wound oder Broadcast.[6]

Diskographie

  • Basil Kirchin & John Coleman Mind on the Run 1966
  • Basil Kirchin, John Coleman & Jack Nathan It’s About Time 1968
  • States of Mind 1968[7]
  • Charcoal Sketches, 1970
  • Worlds Within Worlds: Part 1 – Integration/Part 2 – The Human Element 1971 (mit Derek Bailey, Evan Parker, Daryl Runswick, Frank Ricotti, Claire Deniz, Graham Lyons, Brian Dee, Kenny Wheeler)[8]
  • Worlds Within Worlds: Part 3 – Emergence/Part 4 – Evolution (mit Derek Bailey, Evan Parker, Daryl Runswick, Frank Ricotti, Claire Deniz, Graham Lyons, Brian Dee, Kenny Wheeler rec. 1970/68, publ. 1974)
  • Quantum: Part 1 – Once Upon a Time/Part 2 – Special Relativity (rec. um 1970, publ. 2003)[9]
  • Abstractions of the Industrial North (Sammlung seiner Produktionsmusik für De Wolfe Music, publ. 2005)[10]
  • Particles, (publ.) 2007

Filmographie

Lexikalische Einträge

  • Ian Carr et al.: The Rough Guide to Jazz. Rough Guides, New York/London 2004, ISBN 1-84353-256-5
  • John Chilton: Who’s Who of British Jazz. Continuum, London 2004, ISBN 0-8264-7234-6

Einzelnachweise

  1. Richard Williams: Obituary: Basil Kirchin. The Guardian. Abgerufen am 24. Februar 2016.
  2. „A journey into the unheard“, The Times 3 June 2003; Bob Stanley; p. 21
  3. (HELP 18), mit lobenden Liner Notes von Brian Eno
  4. Erinnerungen von Johnny Trunk
  5. Obituary The Independent 2 July 2005; Pierre Perrone; p. 38
  6. Trainspotting: Home entertainment: Broadcast, The Guardian; 22. August 2003; Will Hodgkinson; p. 22
  7. Charcoal Sketches/States of Mind. Trunkrecords.com. Abgerufen am 24. Februar 2016.
  8. Basil Kirchin Worlds Within Worlds – Factory Sample UK vinyl LP album (LP record) (456750). Eil.com. 3. Mai 2014. Abgerufen am 24. Februar 2016.
  9. Basil Kirchin bei AllMusic (englisch)
  10. Abstractions of the Industrial North. Trunkrecords.com. Abgerufen am 24. Februar 2016.
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