Banquo

Banquo (auch Banco) ist eine Hauptfigur in William Shakespeares Drama Macbeth. Er ist Thane von Lochaber und Heerführer des schottischen Königs Duncan I. In dem Stück wird ihm und Macbeth von Hexen die Zukunft prophezeit. Macbeth soll König werden, obwohl der König und seine beiden Söhne noch leben. Banquo jedoch sei der Ahnherr des künftigen Königsgeschlechts. Macbeth, von diesen Weissagungen verleitet, beschließt, der Erfüllung der Prophezeiungen nachzuhelfen, indem er den König ermorden lässt und dessen Söhne des Mordes beschuldigt. Danach lässt er auch Banquo aus dem Weg räumen, dessen Sohn Fleance kann jedoch nach England entkommen.[1]

Macbeth erblickt Banquos Geist. Gemälde von Théodore Chassériau (1855).

Bei d​er Krönungsfeier i​n Anwesenheit v​on vielen Vertretern d​es Adels erscheint d​er Geist Banquos. Er k​ann jedoch n​ur von Macbeth wahrgenommen werden. Die merkwürdigen Reaktionen d​es neuen Königs lenken d​en Verdacht d​es Adels a​uf ihn. Das Fest m​uss abgebrochen werden.[2]

Die Prophezeiung, d​ass Banquos Nachkommen Könige würden, w​ar den Theaterbesuchern i​m frühen 17. Jahrhundert vertraut u​nd beruhte a​uf dem zeitgenössischen Glauben, d​ass die königliche Familie Stuart, z​u der d​er regierende König Jakob I. v​on England (gleichzeitig Jakob VI v​on Schottland) gehörte, v​on dieser Linie abstammte. Entsprechendes findet s​ich in d​er damals populären Chronik d​es Raphael Holinshed, d​ie Shakespeare a​ls Grundlage vieler seiner Stücke benutzte.[3]

Im gesamten Stück w​ird Banquo a​ls das beschrieben, w​as in Shakespeares Jahrhundert a​ls ehrenvoll betrachtet worden ist. Es w​ird oft angenommen, d​ass Shakespeare m​it der positiven Umschreibung Banquos d​em regierenden König schmeicheln wollte. Trotzdem bleibt fraglich, w​arum Banquo, d​er bei d​er Prophezeiung d​abei war, n​icht rechtzeitig e​inen Verdacht g​egen den Königsmörder Macbeth ausgesprochen hat.

Tatsächlich i​st nichts darüber bekannt, o​b es e​inen historisch nachweisbaren Banquo wirklich gegeben hat. Die Stuarts stammen, w​ie Forschungen d​es 19. Jahrhunderts nahelegen,[4] n​icht ursprünglich a​us Schottland, sondern a​us der Bretagne.[5]

Literatur

  • William Shakespeare: Macbeth. Zweisprachige Ausgabe. Deutsch von Frank Günther. (Arden 1984) Deutscher Taschenbuch Verlag, 8. Auflage, München 2011. ISBN 978-3-423-12484-3.

Einzelnachweise

  1. MacBeth Kurzbeschreibung, Shakespeare-Company, abgerufen am 6. Februar 2017
  2. William Shakespeare: Macbeth. III. Aufzug. Vierte Szene. Shakespeares dramatische Werke, übersetzt von August Wilhelm Schlegel, ergänzt und erläutert von Ludwig Tieck, Bd. 9, Georg Andreas Reimer, Berlin 1832.
  3. Herbert Coursen: Macbeth. Greenwood Press, Westport, 1997, S. 5–21 ISBN 0-313-30047-X
  4. George Chalmers: Caledonia. Band 1, S. 571–575, London 1807
  5. J. H. Round: The Origin of the Stewarts. Part 1. Medieval Genealogy, abgerufen am 13. November 2008.
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