Balthasar Kleinschroth
Balthasar Kleinschroth (* 1651; † nach 1683) war ein katholischer Geistlicher, Komponist und Sängerknabenpräfekt des Stiftes Heiligenkreuz. Sein Tagebuch Flucht und Zuflucht gilt als ein wichtiger Quellentext für die Dokumentation der Zweiten Wiener Türkenbelagerung.
Seine Verwandtschaft war eng mit dem Stift Heiligenkreuz und seiner Umgebung verbunden; mit einem Konventuale war er verschwagert; dieser wurde später Abt in Säusenstein. Ebenso war er mit dem Wirt des Heiligenkreuzer Klostergasthauses verwandt; weitere Blutsverwandtschaft verband ihn mit Einwohnern des Dorfes Kaisersteinbruch, einer ehemaligen Grundherrschaft des Stiftes.
Als Kind kam Kleinschroth in die Sängerknabenschule von Heiligenkreuz, wo seine Anwesenheit für mindestens 1663 bis 1665 belegt ist. Höhere theologische Studien absolvierte er bei den Jesuiten in Wien; wohnhaft war er im benachbarten Wiener Heiligenkreuzerhof. Sein dortiger Aufenthalt wurde ihm vom Abt des Stiftes bezahlt, allerdings war er nicht für den Klostereintritt bestimmt, sondern den Dienst als Diözesanpriester.
Bereits vor der Priesterweihe leitete er in den Jahren 1673–1674 die Heiligenkreuzer Sängerknaben als Dirigent; er wirkte auch in anderen Klöstern, etwa Seitenstetten.[1] Als Priester kehrte er in den Wienerwald zurück und war Präfekt bzw. Regens Chori vom 10. April 1678 bis 8. Juli 1683, als er mit 10 Knaben aus dem Stift vor der bedrohlichen Ankunft der Osmanen floh.
Die Flucht dieser heterogenen Gruppe (es waren auch Kinder unter 12 Jahren dabei) führte über Lilienfeld nach Kremsmünster, wo sie die Gefahr abgewartet haben. Das Stift Heiligenkreuz war noch über Jahre nach dem Türkensturm verwüstet, sodass für Kleinschroth und seine Schüler die unmittelbare Fortsetzung einer pädagogischen oder musikalischen Tätigkeit keine Aussicht bestand.
Er wurde nach den Monaten der Flucht Kapellmeister am königlichen Damenstift zu Hall in Tirol; wenig ist von seinem weiteren Wirken bekannt.
Kleinschroths Werk kann als eine Art Kriegstagebuch gelten; es ist im persönlichen Erzählstil gehalten und schildert Dialoge sowie erschreckende Eindrücke wie die am Wegrand liegenden Leichen und die verwüsteten Sakralbauten.[2] Flucht und Zuflucht ist in zwei Auflagen erschienen und gilt aufgrund der Vertrautheit des Verfassers mit dem klösterlichen Alltag der Frühen Neuzeit als besonders wertvolle Quelle. Es enthält Beschreibungen von (zusätzlich zu den oben genannten Klöstern) Melk und Wilhering.
Literatur
- Fortsetzung Der Hülff- und Gnaden-Zaichen, die Gott durch Fürbitt Seiner Wunderbarlichen Mutter und Seeligsten Jungfrauen Mariae, Bey der H. Capell und Gotts-Hauß Alten-Oetting In Nideren Bayren. München 1695, S. 212.
- Hermann Watzl: Zur Biographie des Verfassers (Balthasar Kleinschroth), in: Flucht und Zuflucht. Das Tagebuch des Priesters Balthasar Kleinschroth aus dem Türkenjahr 1683. Hrsg. von Hermann Watzl, Graz/Köln 1956, S. 11–14.
- Balthasar Kleinschroth. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 2, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2003, ISBN 3-7001-3044-9.
Einzelnachweise
- Er wird unter den Darstellern am dortigen Theater „Balthasar Kleinschrott, Principista“ genannt (vgl. Stiftsarchiv Seitenstetten Lade 72, Mise. 440.) 167, zitiert in: Theatergeschichte Österreichs – Band 4, Ausgabe 1, Seite 208.
- Karl Gutkas: Geschichte des Landes Niederösterreich. Band 1, St. Pölten 1983, S. 288.