Bad Godesberger Tunnel
Der Bad Godesberger Tunnel (auch Tunnel Bad Godesberg) ist ein knapp zwei Kilometer langer Straßentunnel der Bundesstraße 9. Er führt unter der Innenstadt von Bonn-Bad Godesberg hindurch.
Bad Godesberger Tunnel Tunnel Bad Godesberg | ||||
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Nordportal des Godesberger Tunnels | ||||
Nutzung | Straßentunnel | |||
Verkehrsverbindung | Bundesstraße 9 | |||
Ort | Bonn-Bad Godesberg, Deutschland | |||
Länge | 1950 m | |||
Anzahl der Röhren | 2 | |||
Fahrzeuge pro Tag | 36.000 | |||
Bau | ||||
Baukosten | 250 Millionen Euro | |||
Baubeginn | 13. September 1992 | |||
Fertigstellung | 28. August 1999 | |||
Betrieb | ||||
Freigabe | 29. August 1999 | |||
Lage | ||||
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Koordinaten | ||||
Nordportal | 50° 41′ 27″ N, 7° 8′ 56″ O | |||
Südportal | 50° 40′ 49″ N, 7° 9′ 47″ O |
Der am 28. August 1999 nach siebenjähriger Bauzeit eröffnete Tunnel verfügt über zwei nach Fahrtrichtungen getrennte Röhren, die an den beiden Enden in jeweils zwei gemeinsame Ausfahrten münden. Das nördliche Tunnelportal mündet auf die Godesberger Allee, das südliche auf die Koblenzer Straße. Neben den Tunneleinfahrten der B 9 gibt es am südlichen Ende eine Ausfahrt in Richtung Heiderhof und am nördlichen Ende eine Ausfahrt nach Friesdorf.
Geschichte
Erste Pläne zum Bau des Tunnels stammten aus den 1970er-Jahren, als die Bundesregierung begann, sich auf einen längerfristigen Verbleib in der ehemaligen Bundeshauptstadt einzurichten und deshalb einen Ausbau der Verkehrsinfrastruktur nötig fand. Diese Pläne waren lange Zeit umstritten. Neben den hohen Kosten wurden starke Beeinträchtigungen durch die Bauarbeiten und Nachteile für den Godesberger Einzelhandel befürchtet. Die Baukosten waren zunächst mit 280 Millionen Euro angesetzt gewesen, wurden aber schließlich mit 250 Millionen Euro unterschritten.[1]
Im Anschluss an die 1985 von der Stadt Bonn erreichten Zusage des Bundes zur Übernahme von 86 % der Gesamtkosten beschloss der Stadtrat am 17. Dezember des Jahres den Bau des Bad Godesberger Tunnels. Der lange Zeit im Zusammenhang mit dem Godesberger Tunnel geplante Reutertunnel im Norden der Stadt wurde dabei auf Eis gelegt und nie verwirklicht. Das Planfeststellungsverfahren für den Bau des Tunnels dauerte von 1989 bis 1992. Nachdem im Juni 1992 das Oberverwaltungsgericht grünes Licht gab, erfolgte am 13. September 1992 der erste Rammschlag. Am 28. August 1999 wurde der Straßentunnel feierlich eröffnet und am Tag darauf für den Verkehr freigegeben, die Ein- und Ausfahrt Friesdorf folgte im September 2000.[2][3] Nach Plänen des Bonner Architekten Karl-Heinz Schommer entstanden an beiden Tunneleingängen die Lüftergebäude Nord und Süd.[4]
Die beiden Tunnelröhren verlaufen nicht parallel, da bei der Planung Wert darauf gelegt wurde, dass sie vorwiegend in öffentlichem Grund und Boden verlaufen. Daher führt die Röhre in Richtung Süden genau unterhalb der vormals oberirdischen B 9 entlang und die andere Röhre verläuft hinter der östlichen Häuserreihe der Bundesstraße. So mussten lediglich vier private Gebäude vor dem Bau des Tunnels erworben und abgerissen werden.[5] Die Realisierung wurde erschwert durch die Unterquerung dicht bebauten Gebietes sowie zweier Bahnstrecken, der Linken Rheinstrecke der Deutschen Bahn sowie der Bahnstrecke Bonn–Bad Godesberg der Bonner Stadtbahn.
Der Tunnel zog Neuordnungen im oberirdischen Bad Godesberger Straßennetz mit sich. So wurde z. B. der erste (enge) Teil der Koblenzer Straße (zwischen Aennchenplatz und Am Kurpark) für den Individualverkehr gesperrt. Bisher hat sich der Tunnel gut bewährt, die Fahrzeugbelastung der Bad Godesberger Innenstadt ist stark zurückgegangen.
Tunneleigenschaften
Da der Tunnel nicht über Standstreifen oder Nothaltebuchten verfügt, ist die zulässige Geschwindigkeit durchgehend auf 50 km/h begrenzt. Zur Wahrung der Geschwindigkeitsbegrenzung wurden vier Geschwindigkeitsüberwachungsgeräte installiert. Der Tunnel wird täglich von ungefähr 36.000 Fahrzeugen durchfahren. Beim ADAC-Tunneltest 2004 erhielt der Tunnel die Note gut. Die nach schweren Unfällen erhöhten Sicherheitsrichtlinien für Straßentunnel erfüllte der Godesberger Tunnel zwischenzeitlich nicht mehr vollständig. Die zur Anpassung an diese Vorgaben notwendigen Bauarbeiten sollten zwischen 2008 und 2009 in zwei Bauphasen bei Kosten von rund fünf Millionen Euro durchgeführt werden.[1] Weil nach Angaben der Stadt Bonn das Land Nordrhein-Westfalen seinen Finanzierungsanteil an der Maßnahme noch nicht ausgezahlt hatte, wurde die Modernisierung zunächst auf Eis gelegt.[6] Der erste Bauabschnitt erfolgte schließlich von April bis November 2012 und beanspruchte Kosten in Höhe von 2,3 Millionen Euro.[3][7] Der zweite Bauabschnitt begann im Juli 2018 und wurde im Februar 2020 abgeschlossen, er kostete nach letztem Stand 9,35 Millionen Euro.[8][9][10]
Der Tunnel als Schutzbau
Der Godesberger Tunnel ist einer der letzten Schutzräume (Bunker), die vom Bund bezuschusst wurden. Insgesamt gibt es hier im Notfall Platz für bis zu 7.200 Schutzsuchende. Zum Verschließen des Bunkers befinden sich an den Enden der Hauptröhren riesige schwarze Schwenktore. Der Zugang zum Schutzraum ist dann nur noch über Schleusen und Notausgänge möglich. Die beiden Tunnelröhren sind über zwei Querstollen miteinander verbunden. Auch befinden sich zwischen den Röhren die Sozial- und Technikräume. Der Bunker verfügt über entsprechende Einrichtungen zur Sicherstellung der Trinkwasserversorgung. Ein Bezug dieser Schutzeinrichtung erfordert allerdings einige Vorbereitungszeit, da z. B. Lebensmittel erst eingelagert werden müssen.
Einzelnachweise
- Dagmar Blesel: Im Tunnel fehlen Lautsprecher und Leuchten. In: General-Anzeiger. 21. Juni 2007, abgerufen am 28. November 2014.
- Die Vorgeschichte. In: General-Anzeiger. 28. August 2009, abgerufen am 28. November 2014.
- Straßentunnel Bad Godesberg: Sicherheitstechnische Nachrüstung vor dem Abschluss (Memento vom 5. Dezember 2014 im Internet Archive), Pressemitteilung der Bundesstadt Bonn, 14. November 2012
- Ingeborg Flagge (Hrsg.): Karl-Heinz Schommer: Bauten und Projekte. Junius Verlag, Hamburg 1998, ISBN 3-88506051-5, S. 110/111.
- Stefan Pieper, Sachgebietsleiter im Amt für Tiefbau und Verkehrstechnik der Stadt Bonn, gem. Marcel Dörsing: Der bombensichere Tunnel. In: ga-bonn.de. 2014, abgerufen am 28. November 2014.
- Bernd Linnarz: Stadt muss Sanierung des Straßentunnels verschieben. In: General-Anzeiger. 30. Januar 2009, abgerufen am 28. November 2014.
- Noch mehr Sicherheit im Straßentunnel Bad Godesberg (Memento vom 5. Dezember 2014 im Internet Archive), Pressemitteilung der Bundesstadt Bonn, 28. März 2012
- Sicherheitstechnische Sanierung des Straßentunnels (Memento vom 21. Dezember 2019 im Internet Archive), Stadt Bonn
- Straßentunnel Bad Godesberg: Nachrüstung der Sicherheitstechnik hat begonnen (Memento vom 23. Juli 2018 im Internet Archive), Stadt Bonn
- Stadt richtet bei Bedarf Linksabbieger im Straßentunnel ein, General-Anzeiger, 19. Februar 2020
Weblinks
- Interessengemeinschaft für historische Militär-, Industrie- und Verkehrsbauten. In: geschichtsspuren.de (vormals lostplaces.de)
- Stadt Bonn