B.L.O.-Ateliers
Die B.L.O.-Ateliers sind ein Kulturprojekt, das 2004 gegründet wurde. Es vereint Kunstateliers, Manufakturen, Werkstätten, soziale Initiativen, kulturelle Veranstaltungen und Stadtnatur. Die Ateliers befinden sich auf dem Gelände des ehemaligen Bahnbetriebswerks Berlin-Lichtenberg[1] im Berliner Ortsteil Rummelsburg, am Rande der Victoriastadt auf einem 12.000 m² großen Areal im Besitz der DB Netz AG/ DB AG mit der Adresse Kaskelstraße 55.
Geschichte
Die B.L.O.-Ateliers wurden im Jahr 2004 mit Hilfe von EU-Fördermitteln (EFRE) vom Trägerverein Lockkunst e.V. in Eigeninitiative der rund 100 Nutzer ins Leben gerufen.[2]
Von Beginn an trägt sich das Projekt finanziell eigenständig. Der Name leitet sich vom Kürzel Bw Blo des ehemaligen Bahnbetriebswerks Berlin-Lichtenberg-Ost ab.
Der bis 2024 befristete Mietvertrag mit der Deutschen Bahn sieht vor, dass das Projekt sämtliche Instandhaltungsarbeiten für Gebäude und Flächen sowie die Verwaltung übernimmt.
Die ehemalige Kantine wurde zu einem Veranstaltungsraum umgebaut. Dieser Raum wird sozialen und kulturellen Veranstaltern zur Verfügung gestellt. Auch öffentliche Einrichtungen/Träger, wie das Bezirksamt Berlin-Lichtenberg oder Berliner Schulen, führen hier regelmäßig Veranstaltungen durch. Bisher gab es Ausstellungen, Konzerte, Theateraufführungen, Filmvorführungen, Diskussionsveranstaltungen und vieles andere mehr.[3][4][5][6][7][8][9]
Im August 2019 fand eine dreitägige Aufführung der Oper Tannhäuser auf dem gesamten Gelände statt.[10][11]
Das Kulturamt der Lichtenberger Verwaltung arbeitet seit der Gründung der B.L.O.-Ateliers eng mit diesen zusammen. Es fördert einzelne Projekte, wie ein Austauschprogramm mit geflüchteten Künstlern.[12] Das Wirtschaftsamt Berlin-Lichtenberg hält regelmäßig Kontakt zu innovativen Einzelunternehmen auf dem Gelände und wirbt mit ihnen für den Standort Lichtenberg.
Ökologische Bedeutung
Die Naturschutzstation Berlin-Lichtenberg berät das Atelier-Management bei der Erhaltung der vielfältigen Flora und Fauna auf dem Gelände. Nachweislich gibt es eine Zauneidechsen-Population und Fledermausunterkünfte. Ein großer Teil des Areals besteht aus Magerrasen und bietet vielen Insekten einen Lebensraum. Das Gebiet trägt daher zur Biodiversität der Stadt bei. Regelmäßig gibt es pflanzenkundliche Führungen über das Gelände.[13] 2021 ging der Umwelt- und Naturschutzpreis des Bezirksamts Lichtenberg an das Projekt.[14]
Förderverein
Der Förderverein Freundeskreis B.L.O.-Ateliers e.V. von Personen aus Kultur, Gesellschaft und Politik unterstützt die B.L.O.-Ateliers bei der Planung für die langfristige Sicherung des Projektes. Zu den Mitgliedern gehören z. B. Hajo Schumacher, Ulli Zelle, Milan Peschel, Roman Geike, Rainald Grebe, Gesine Lötzsch, Christian Goiny.[15][16] Christian Goiny (CDU) und Gesine Lötzsch (Die Linke) sind Vorstandsmitglieder des Vereins.
Politische Unterstützung
Der Senat von Berlin, vertreten durch den Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD), Kultursenator Klaus Lederer (Die Linke), Staatssekretär Christian Rickerts (Bündnis 90/Die Grünen) besuchte die B.L.O.-Ateliers am 11. Februar 2020 und sicherte weitere Unterstützung zu.[17][18][19]
Die Bundestagsabgeordneten Gregor Gysi (Die Linke) und Kai Wegner (CDU) schrieben im Januar 2020 jeweils einen Brief an Ronald Pofalla, in dem sie sich für eine sichere Zukunft der B.L.O-Ateliers einsetzten.[20] MdB Erhard Grundl (Bündnis 90/Die Grünen) unterstützt das Projekt aktiv.[21] Martin Pätzold (CDU) hat den Konzernbeauftragten der DB AG für Berlin Alexander Kaczmarek am 8. Juli 2020 bei einem Vor-Ort-Termin erste Gespräche mit dem Projekt vermittelt.[22][23]
Zukunft
Der Mietvertrag für das Gelände mit der DB Netz AG / DB AG läuft 2024 aus. Die DB AG erwägt, das Areal an den Berliner Senat zu veräußern oder für den Güterverkehr zu reaktivieren. Verhandlungen über eine Weiterführung des Kulturprojekts haben begonnen (Stand September 2020).
Die DB Netz AG plant ab Mai 2022 große Teile des Geländes trotz des bestehenden Mietverhältnis für eine Baustelleneinrichtung der umliegenden Baustellen zu nutzen.[24] Dafür wurde am 10. August 2020 bei dem Eisenbahn-Bundesamt ein Antrag auf die Eröffnung des Planfeststellungsverfahren beantragt. Durch die geplanten Maßnahmen würde das Kulturprojekt stark eingeschränkt und viele Mitglieder würden ihren Arbeitsplatz verlieren. Zudem würde der gesamte ökologische Teil zerstört werden. Dazu hat die Berliner Landesarbeitsgemeinschaft Naturschutz e.V.[25] am 2. September 2020 eine Stellungnahme an die DB AG verfasst.
Die Mitglieder der B.L.O.-Ateliers haben die Absicht, das Gelände weiterzuentwickeln und gegen Wiederverkauf und Spekulation mit Grund und Boden zu sichern. Das Architekturbüro Hummel, welches unter anderem Teil des Planungsteams der ExRotaprint gGmbH im Wedding ist, erstellte im Auftrag des Trägervereins ein Instandhaltungs- und Nutzungskonzept. Ein bisher ungenutzter Lokschuppen auf dem Gelände ist dort eingebunden. Die B.L.O.-Ateliers werden von der ExRotaprint-Gesellschaft bei der weiteren Planung beraten.
Tag der offenen Tür
Einmal jährlich findet der Tag der offenen Tür auf dem gesamten Gelände statt. 2019 kamen über 2000 Besucher. Besonders viele Familien aus der Nachbarschaft nutzen das vielfältige Rahmenprogramm bei freiem Eintritt.
Mahnmal Berlin - Birkenau
Birken aus Auschwitz-Birkenau wachsen seit 2011 auf dem Gelände. In Zusammenarbeit mit dem Künstler Łukasz Surowiec wurde dieses Mahnmal im Rahmen der 7. Berlin Biennale errichtet.[26]
Gefördert wurde das Projekt durch die Kulturstiftung des Bundes, KW Institute for Contemporary Art und das polnische Ministerium für Kultur und nationales Erbe (Ministerstwo Kultury i Dziedzictwa Narodowego) Mit freundlicher Unterstützung durch die Deutsche Bahn AG.
Weblinks
Einzelnachweise
- Bochmann, Klaus.: Das Bahnbetriebswerk Berlin-Lichtenberg-Ost d. Dampflokomotiven d. Bw "Blo" u.d. Eisenbahnentwicklung im Osten Berlins. Bochmann, Schwäbisch Hall 1984, ISBN 3-924405-03-4.
- Blo-Ateliers im Schatten des Rummels (Fotoreportage und Bericht über die Blo-Ateliers). Der Tagesspiegel, abgerufen am 19. Februar 2020.
- The Hans , Black Heino , Blackbird Mantra auf residentadvisor.net, abgerufen am 19. Februar 2020.
- Suppe & Mucke auf suppeundmucke.de, abgerufen am 19. Februar 2020.
- Kamingespräch: Prof. Martin Pätzold spricht mit Birgit Monteiro. 28. März 2019, abgerufen am 20. Februar 2020.
- LICHTENBERGIALE in den BLO-Ateliers: Film und Diskussion zum bedingungslosen Grundeinkommen. 9. Februar 2018, abgerufen am 20. Februar 2020.
- Berlin is not Bayreuth - Einen deutschen Mythos versenken. Abgerufen am 20. Februar 2020.
- Stadtlichter (x)change Programm 2019. Abgerufen am 20. Februar 2020 (amerikanisches Englisch).
- Was passiert in der Dunkelkammer: Analoge Fotos in der Dunkelkammer selbst entwickeln. Abgerufen am 14. Februar 2022.
- We are Heinrich • VAN Magazin. 4. September 2019, abgerufen am 20. Februar 2020.
- 20.07.2019 Berlin not Bayreuth - richard-wagner.org. Abgerufen am 20. Februar 2020.
- Hier & Jetzt: COonnection – Exchange and residency project @ B.L.O. Ateliers. Abgerufen am 17. Februar 2020 (amerikanisches Englisch).
- Kräuterwanderung mit Maya | B.L.O. Ateliers. Abgerufen am 17. Februar 2020.
- 1. Lichtenberger Umwelt- und Naturschutzpreis verliehen. 10. Dezember 2021, abgerufen am 14. Dezember 2021.
- Rainald Grebe setzt sich für Erhalt von Künstlerdorf ein. Abgerufen am 17. Februar 2020.
- Freundeskreis ist jetzt gemeinnütziger Verein: B.L.O.-Ateliers bekommen prominente Unterstützung, um Areal für Kultur zu sichern. Abgerufen am 17. Februar 2020.
- Senat tagt am 11. Februar 2020 vor Ort in Lichtenberg und unternimmt anschließend einen Bezirksbesuch. 6. Februar 2020, abgerufen am 17. Februar 2020.
- Berlin-Lichtenberg wird der neue Kultur-Bezirk. Abgerufen am 17. Februar 2020.
- Joachim Fahrun: Senat vor Ort: Michael Müller lobt den Bezirk Lichtenberg. 11. Februar 2020, abgerufen am 17. Februar 2020 (deutsch).
- Berliner Abendblatt: Berlin-Lichtenberg: Gregor Gysi will den BLO-Ateliers helfen. Abgerufen am 17. Februar 2020.
- Erhard Grundl, MdB. Abgerufen am 16. April 2020.
- Die Zukunft der B.L.O.-Ateliers | Namen & Neues | Tagesspiegel LEUTE Lichtenberg. Abgerufen am 24. September 2020 (deutsch).
- Ein Juwel, das bleiben soll: Alle Beteiligten wollen die B.L.O.-Ateliers erhalten. Abgerufen am 24. September 2020.
- https://www.morgenpost.de/bezirke/lichtenberg/article230113520/Ungewissheit-bei-Kuenstlergemeinschaft-der-B-L-O-Ateliers.html
- Berliner Landesarbeitsgemeinschaft Naturschutz e.V.
- Berlin-Birkenau - Berlin Biennale. Abgerufen am 29. Januar 2021.