Ayşe Polat
Ayşe Polat (* 19. November 1970 in Malatya, Türkei) ist eine deutsche Regisseurin und Autorin der Berliner Schule mit türkisch-kurdischem Hintergrund.[1]
Leben und Werk
Bereits mit 15 begann Ayse Polat auf Super 8 und Video zu filmen. 1991 erhält sie für ihre Milieustudie Entfremdet beim Bundeswettbewerb Jugend und Video einen Förderpreis. 1992 entstand der Kurzfilm Fremdennacht, der vom Hamburger Filmbüro gefördert wurde. Der Kurzfilm Ein Fest für Beyhan (1994) wurde auf zahlreichen Festivals ausgezeichnet, er erhielt u. a. den WDR-Förderpreis. Auch Gräfin Sophia Hatun (1997) bereiste zahlreiche internationale Festivals und erhielt beim Internationalen Filmfestival 1997 in Ankara den Spezialpreis der Jury.[2]
Im Jahr 2000 folgte ihr erster Spielfilm, das Roadmovie Auslandstournee. Er lief erfolgreich auf vielen internationalen Festival u. a. im Wettbewerb beim Internationalen Filmfestival in Tokio und Karlovy Vary. Für ihren ersten Kinofilm En Garde gewann sie 2004 beim Internationalen Filmfestival von Locarno den „Silbernen Leoparden“, die beiden Darstellerinnen Maria Kwiatkowsky und Pinar Erincin teilten sich den Leoparden für die beste Darstellerin. 2005 wurde Polat für diesen Film mit dem Deutschen Kritikerpreis ausgezeichnet.
Am 4. März 2006 hatte im Berliner Theater Hebbel am Ufer (HAU 2) ihre erste Theaterarbeit Otobüs Premiere. In dem Stück geht es um die Entführung einer Gruppe deutscher Pauschaltouristen in der Türkei.
2010 drehte Ayse Polat den Film Luks Glück, eine Tragikomödie über eine türkische Familie zwischen Hamburg und Istanbul, deren Leben durch einen Lottogewinn aus den Fugen gerät.
Der Spielfilm Die Erbin aus dem Jahr 2013 führt eine junge Frau aus Deutschland zurück in die Heimat ihres verstorbenen Vaters. In Rückblenden wird seine Geschichte erzählt. Der Film verhandelt Themen wie Familie, Liebe und Ehre. Dieser Film hatte Premiere auf dem Internationalen Filmfestival Rotterdam.
2016 folgte Ayse Polats erster Dokumentarfilm The Others. Der Film wurde in der ehemals armenischen Provinz Van in Ostanatolien gedreht. Die Region ist die Heimat der Van-Katze, ein Tier welches Armenier, Kurden und Türken kulturell verehren. Die Regisseurin nutzt diese Verbindung als geschickten Einstieg, um die schmerzhafte und unterdrückte Vergangenheit vor Ort sichtbar zu machen. Dafür wurde der Film u. a. beim Beyond the Borders Documentary Filmfestival ausgezeichnet. Dieser Film entstand während des Artist in Residence Stipendium in der Kulturakademie Tarabya, Istanbul 2015/2016
2017/2018 wurde sie von der Forschungsgruppe Cinepoetics als Artist in Residence an die Freie Universität Berlin eingeladen.
Seit 2018 inszenierte die Regisseurin für das ZDF mehrere Folgen der Serie Der Staatsanwalt.
Filmografie (Auswahl)
- 1991: Entfremdet (Kurzfilm)
- 1992: Fremdenacht (Kurzfilm)
- 1994: Ein Fest für Beyhan (Kurzfilm)
- 1997: Gräfin Sophia Hatun (Kurzfilm)
- 2000: Auslandstournee
- 2004: En Garde
- 2010: Luks Glück
- 2013: Die Erbin
- 2016: The Others (Dokumentarfilm)
- 2021: Tatort: Masken
Auszeichnungen
- 1991: Förderpreis Bundeswettbewerb Jugend und Video, für Entfremdet
- 1994: Förderpreis des Westdeutschen Rundfunks, für Ein Fest für Beyhan
- 2000: Ankara International Film Festival, 1. Preis in der Kategorie Bestes Regiedebüt, für Auslandstournee
- 2004: Silberner Leopard International Filmfestival Locarno, für En Garde
- 2004: Otto-Sprenger-Regie-Preis, für En Garde
- 2005: Jury-Preis International Filmfestival Ankara, für En Garde
- 2005: Deutscher Kritikerpreis in der Kategorie Bester Kinofilm, für En Garde
- 2010: Förderpreis Deutscher Film für Schnitt, Luks Glück
- 2018: Beyond the Borders Documentary Filmfestival, 1. Preis in der Kategorie Best Socio-political Documentary, für The Others
- 2018 Ver.di Preis für Solidarität, Humanität und Fairness, Dok.Leipzig 2016 für The Others
Quellen
- Ayşe Polat. 13. März 2017, abgerufen am 28. September 2019 (englisch).
- Ayşe Polat – Gezici Festival. Abgerufen am 28. September 2019 (englisch).