Auswahlprinzip von Rado

Das Auswahlprinzip v​on Rado (oder Rados Auswahlprinzip[1] genannt; englisch Rado’s Selection Principle[2] o​der Rado’s Selection Lemma[3]) i​st ein mathematischer Lehrsatz, welcher sowohl d​er Mengenlehre a​ls auch d​er diskreten Mathematik zuzurechnen ist. Das Auswahlprinzip g​eht auf d​en deutschen Mathematiker Richard Rado zurück. Es i​st ein wichtiges Hilfsmittel z​ur Herleitung bedeutender Resultate d​er transfiniten diskreten Mathematik w​ie etwa d​er transfiniten Versionen d​es Satzes v​on Dilworth o​der des Heiratssatzes v​on Hall. Ebenso erweist s​ich der Satz v​on de Bruijn u​nd Erdős a​ls unmittelbare Folgerung a​us Rados Auswahlprinzip.

Dem Beweis d​es Auswahlprinzips l​iegt das Auswahlaxiom o​der eines d​er zu j​enem äquivalenten Maximalprinzipien d​er Mengenlehre zugrunde. Es lässt s​ich zeigen,[4] d​ass sich Rados Auswahlprinzip a​ls Anwendung d​es Tychonoffschen Satzes ergibt.

Formulierung des Auswahlprinzips

Im Folgenden bedeute für zwei Mengen und die Notation , dass eine endliche Teilmenge von ist. Rados Auswahlprinzip lässt sich damit formulieren wie folgt:[5][6][7]

Gegeben seien eine nicht-leere Indexmenge    , eine nicht-leere Grundmenge    und in    eine Mengenfamilie     , bestehend aus nicht-leeren Teilmengen     (  ).
Ferner sei zu jeder endlichen Unterfamilie   (   ) eine Auswahlfunktion     gegeben.
Dann existiert für   eine Auswahlfunktion    , welche eine teilweise Fortsetzung der    (   ) darstellt dergestalt, dass es zu jeder dieser Indexmengen     eine ebensolche Indexmenge     gibt mit     und   [8].

Einige Folgerungen

Unter Benutzung v​on Rados Auswahlprinzip ergeben s​ich unter anderem:

  • Der Satz von de Bruijn - Erdős:[9]
Ein Graph ist   -färbbar (   ) dann und nur dann, wenn jeder endliche induzierte Teilgraph   -färbbar ist.
Eine unendliche teilweise geordnete Menge der Breite     lässt sich stets in     paarweise disjunkte Ketten zerlegen.
Eine unendliche Familie endlicher Mengen besitzt eine Auswahl (Vertretersystem) dann und nur dann, wenn jede endliche Unterfamilie die Hall-Bedingung erfüllt.
  • Der Satz von B. H. Neumann:[15]
Eine Gruppe besitzt eine mit der Gruppenstruktur verträgliche Totalordnung dann und nur dann, wenn jede endlich erzeugte Untergruppe eine solche besitzt.
  • Der Satz von F. W. Levi:[16]
Eine abelsche Gruppe besitzt eine mit der Gruppenstruktur verträgliche lineare Anordnung dann und nur dann, wenn sie torsionsfrei ist.

Literatur

Artikel und Originalarbeiten

  • W. H. Gottschalk: Choice functions and Tychonoff's theorem. In: Proc. Amer. Math. Soc. Band 2, 1951, S. 172.
  • R. Rado: Axiomatic treatment of rank in infinite sets. In: Canad. J. Math. Band 1, 1949, S. 337–343.
  • R. Rado: A Selection Lemma. In: J. Comb. Theory. Band 10, 1971, S. 176–177.

Monographien

Einzelnachweise

  1. H. Lüneburg: Kombinatorik. 1971, S. 61.
  2. L. Mirsky: Transversal Theory. 1971, S. 52.
  3. E. Harzheim: Ordered Sets. 2005, S. 234.
  4. W. H. Gottschalk: Choice functions and Tychonoff's theorem. 1951, S. 172.
  5. H. Lüneburg: Kombinatorik. 1971, S. 61–62.
  6. E. Harzheim: Ordered Sets. 2005, S. 234.
  7. L. Mirsky: Transversal Theory. 1971, S. 52.
  8.   steht für die Einschränkung auf
  9. M. Aigner: Combinatorial Theory. 1979, S. 410.
  10. M. Aigner: Combinatorial Theory. 1979, S. 410.
  11. E. Harzheim: Ordered Sets. 2005, S. 60.
  12. Der Satz von Dilworth (allgemeine Version) lässt sich sowohl unter direkter Benutzung von Rados Auswahlprinzip (Aigner) als auch mittels des Satzes von de Bruijn / Erdős (Harzheim) herleiten.
  13. M. Aigner: Combinatorial Theory. 1979, S. 409.
  14. H. Lüneburg: Kombinatorik. 1971, S. 65.
  15. H. Lüneburg: Kombinatorik. 1971, S. 63.
  16. H. Lüneburg: Kombinatorik. 1971, S. 64.
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