as-Suyūtī
Dschalāl ad-Dīn as-Suyūtī (auch Scheich Dschelaleddin Sojuti, arabisch جلال الدين السيوطي, DMG Ǧalāl ad-Dīn as-Suyūṭī; * 1445; † 1505), vollständiger Name: Dschalāl ad-Dīn Abū' Faḍl ʿAbd ar-Rahmān ibn Kamāl ad-Dīn Abū Bakr ibn Muhammad al-Chudairī as-Suyūtī asch-Schāfiʿī al-Aschʿarī, auch bekannt als Ibn al-kutub (wörtlich: ‚Sohn der Bücher‘, übertragen ‚der Verfasser vieler Schriften‘), war Mudschtahid und galt nach seiner Lehre als Erneuerer des 15. Jahrhunderts. Er war ein Gelehrter des Hadith, Jurist (Fiqh-Gelehrter), Tafsīr-Gelehrter, Mutakallim (Kalam-Gelehrter) und Historiker. Er ist Autor von Werken über praktisch jede Islamwissenschaftsrichtung.
Er befolgte die schafiitische Rechtsschule und auch die ascharitische Theologieschule, zu deren Mutakallimūn (Anhänger des Kalam) er auch gehörte.
Studium
As-Suyūṭī rezitierte den Koran im Alter von acht Jahren auswendig und galt als Hafiz. Danach studierte er Werke zum islamischen Recht, zu Grundlagen der Rechtswissenschaft und zur arabischen Sprachwissenschaft. Er widmete sich dem Studium der islamischen Wissenschaften bei mehr als 150 Gelehrten, unter ihnen die führenden Gelehrten der schafiitischen und hanafitischen Rechtsschulen seiner Zeit. Auf Empfehlung von Imam Kamaluddin ibn al-Humam wurde er für einige Zeit oberster Hadith-Lehrer an der Schaikhuniya-Schule in Kairo.
Suyutis Rückzug aus dem öffentlichen Leben und Wirken als Gelehrter
Ibn Iyas gibt in seinem Tarikh Misr (Die Geschichte Ägyptens) an, dass Suyūṭī, als er sein 40. Lebensjahr erreicht hatte, fortan die Gemeinschaft der Menschen mied und sich in die Gärten des Nilometers (miqyās) seitlich des Nils zurückzog. Ibn Ilyas schreibt weiter:
„Er mied seine ehemaligen Kollegen so, als ob er sie nie gekannt hätte. In seiner dortigen Zurückgezogenheit schrieb er die meisten seiner fast 600 Bücher und Abhandlungen. Wohlhabende Gläubige und Prinzen besuchten ihn und boten ihm Geld und Geschenke, doch er lehnte ab. Sogar die mehrmalige Einladung des Osmanischen Sultans, zu ihm zu kommen, schlug er aus. Er sagte einmal zu einem Gesandten des Sultans: ‚Komm niemals wieder mit einem Geschenk zu uns zurück, denn die Wahrheit ist, dass Allah all diesen Bedürfnissen [nach Geschenken] in uns ein Ende gesetzt hat.‘“
As-Suyūṭī zählt zu den wichtigsten Vertretern des Genres asbāb al-nuzūl ("Offenbarungsanlässe") und steuerte zwei große Werke bei. Das erste, Lubāb al-nuqūl fī asbāb al-nuzūl bezieht sich stark auf das Werk Kitāb asbāb nuzūl al-Qurʾān von al-Wāḥidī, einen schafiitischen Gelehrten und Begründer des Genres der Offenbarungsanlässe. Von al-Wāḥidī abweichende Passagen markierte Suyūtī mit einem arabischen "k". Das Werk umfasst Offenbarungsanlässe zu 102 Suren. Die populärste Version dieses Werks findet sich am Ende seines exegetischen Werkes Tafsīr al-Ǧalālayn. Ein anderes -Werk ist Qaṭf al-thamar fī muwāfaqa Sayyidinā ʿUmar.[1]
Der sufitische Historiker ʿAbd al-Wahhāb ibn Ahmad asch-Schaʿrānī zählt Suyūṭī in seinem kleinen Klassenbuch (aṭ-Ṭabaqāt aṣ-ṣuġrā) zu seinen Lehrern, obwohl er beim Tode Suyūtīs erst kurz zuvor als Vierzehnjähriger in Kairo eingetroffen war.
Bekannteste Werke
- al-Itqān fī ʿulūm al-qurʼān, Enzyklopädie der Koranwissenschaften, die in 80 Kapiteln die verschiedenen Einzeldisziplinen, die sich mit dem Koran befassen, vorstellt. (englische Übersetzung in Auszügen (online) von Muneer Fareed)
- Tafsīr al-Dschalālain (von Dschalāl ad-Dīn al-Mahalli begonnen)
- Alfīya al-Ḥadīṯ
- Al-Dschāmiʿ al-Kabīr
- Al-Dschāmiʿ aṣ-Ṣaghīr
- Durr al-Manṯūr
- Tadrīb al-Rāwī
- Taʾrīch al-Chulafāʾ (Geschichte der Kalifen)
As-Suyūṭī schrieb im Laufe seines Lebens über 500 Werke, 283 davon listete er selbst in seiner Schrift Husn al-Muhađarah auf.
Weblinks
Literatur
- Ibn Fahd: Dhail Tadhkira al-Huffadh. S. 6–10.
- as-Suyuti: Tarikh al-Khulafa. Einleitung, S. 5–10.
- Nuh Keller: Reliance of the Traveller. Sunna Books, Evanston 1994, ISBN 0-9638342-2-3, S. 1100.
- Zusammenfassung von G.F Haddad: AL-SUYUTI By Dr. G. F. Haddad
Einzelnachweise
- Rippin, Andrew: The exegetical genre asbāb al-nuzūl: a bibliographical and terminological survey, in: Bulletin of the School of Oriental and African Studies 48/1985, S. 9–10