Artemia
Artemia (auch Salzkrebschen oder Salzwasserkrebse, engl. brine shrimp) ist der Name einer Gattung von Krebstieren, es ist die einzige Gattung der Familie Artemiidae in der Ordnung der Kiemenfüßer (Anostraca). Bekanntester Vertreter der Gattung ist die Art Artemia salina (Salinenkrebs).
Artemia | ||||||||||
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Salinenkrebse (Artemia salina), einer davon mit Eiern | ||||||||||
Systematik | ||||||||||
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Wissenschaftlicher Name der Familie | ||||||||||
Artemiidae | ||||||||||
Grochowski, 1896 | ||||||||||
Wissenschaftlicher Name der Gattung | ||||||||||
Artemia | ||||||||||
Leach, 1819 |
Entdeckt wurde die Gattung Artemia 1755 in Lymington, England.
Vorkommen und Lebensweise
Artemia sind typische Bewohner von Binnensalzgewässern und können mit ihren Dauereiern das Austrocknen dieser Gewässer überstehen. Auch neue Lebensräume können die Arten durch ihre Dauereier besiedeln, da diese häufig von Wasservögeln verschleppt werden.
Die Tiere ernähren sich von Bakterien und Algen, die sie aus dem Wasser filtern. Durch aktive Salzausscheidung über die Kiemen halten die Krebschen ihren osmotischen Wert konstant, benötigen dafür allerdings bis zu einem Drittel der aus der Nahrung gewonnenen Energie.
Die Fortpflanzung erfolgt über Begattung oder Jungfernzeugung, durch eine bei einigen Arten vorhandene Zwitterdrüse, also Selbstbefruchtung. Artemia können sowohl Eier legen als auch lebende Junge zur Welt bringen.
Vertreter der Gattung Artemia kommen in riesigen Mengen in Salzseen wie dem stark alkalischen Mono Lake in Kalifornien (Art Artemia monica) oder dem Großen Salzsee in Utah vor.
Arten
Die folgenden, getrenntgeschlechtlichen Arten der Gattung werden derzeit anerkannt:[1]
- Artemia franciscana Kellogg, 1906: Nordamerika, von dort weltweit verschleppt
- Artemia monica Verrill, 1869: ausschließlich im Mono Lake, Kalifornien, Nordamerika
- Artemia persimilis Piccinelli & Prosdocimi, 1968: Argentinien
- Artemia salina (Linné, 1758) oder Salinenkrebs: Europa, Nordafrika.
- Artemia sinica Cai, 1989: Zentralasien, China
- Artemia tibetiana Abatzopoulos, Zhang & Sorgeloos, 1998: Tibet, China
- Artemia urmiana Gunther, 1899: Iran, Krim
Die Arten sind mit einfachen Methoden nicht unterscheidbar. Morphologische Differenzierung ist ausschließlich im männlichen Geschlecht möglich und nicht immer verlässlich. Zusätzlich existieren zahlreiche parthenogenetische Populationen rund um den Globus (thelytok, d. h. nur Weibchen sind bekannt), diese sind meist diploid, teilweise aber auch tri-, tetra- oder pentaploid, d. h. der Chromosomensatz ist verdreifacht bis verfünffacht; sie können automiktisch sein (d. h. alle Chromosomensätze stammen von derselben Art) oder apomiktisch (d. h. Chromosomensätze von verschiedenen Arten sind beteiligt, Ergebnis einer Hybridisierung)[2] und können lokal häufiger sein als die sexuell fortpflanzenden Arten. Sie sind keiner biologischen Art zuzuordnen und werden meist nur „parthenogenetische Artemia-Stämme“ genannt; ihre Mitglieder sind überwiegend genetisch identische Klone. Sie werden gelegentlich mit dem Binomen Artemia parthenogenetica bezeichnet, dieser Name sollte aber vermieden werden, weil er ganz unterschiedliche genetische Einheiten zusammenwirft, er ist nomenklatorisch ungültig[3].
Bedeutung in der Aquaristik und Aquakultur
Einige Arten der Gattung werden lebend, getrocknet oder gefroren als Fischfutter verwendet. Die Nauplien, die sehr einfach aus den Dauereiern erbrütet werden können, sind ein sehr wichtiges Futtermittel in der Aquakultur und der Aquaristik.[4] Dekapsuliert (geschält) können die Artemia-Eier auch direkt verfüttert werden. Leere Eihüllen oder nichtgeschälte, nichtgeschlüpfte Eier sollten nicht gefüttert werden, da sie unverdaulich sind und bei Jungfischen zu Darmverschluss oder Verletzungen der Darmwand durch scharfe Schalenkanten führen können.
Artemiaeier können tiefgefroren über viele Jahre, ohne Verlust der Schlupfrate, gelagert werden. Feuchtigkeit führt zu einem vorzeitigen Entwicklungsbeginn der Zellkerne und in der Folge zu schlechten Schlupfergebnissen.
Artemia wird als Zierfischfutter auch in Teichen und Seen in Deutschland gezüchtet und geerntet.[5]
Literatur
- Oliver Drewes: Artemia – Der Urzeitkrebs. VIVARIA Verlag, Meckenheim 2007, ISBN 978-3-9810412-7-9.
- Atlant Bieri: Salzkrebschen. SJW 2013, ISBN 978-3-7269-0644-3, SJW-Nr. 2456.
Weblinks
- Urzeitkrebse aus Yps
- Artemia als Fischnährtier und Haustier
- Artemia spec. auf der Webseite der Arbeitsgemeinschaft Urzeitkrebse in Deutschland
Einzelnachweise
- D. Christopher Rogers (2013): Anostraca Catalogus (Crustacea, Branchiopoda). Raffles Bulletin of Zoology 61 (2), S. 525–546.
- Ernani J.S. Pilla & John A. Beardmore (1994): Genetic and morphometric differentiation in Old World bisexual species of Artemia (the brine shrimp). Heredity 73, S. 47–56.
- Denton Belk, Jan Brtek (1995): Checklist of the Anostraca. Hydrobiologia 298, S. 315–353.
- Erich Eder, Walter Hödl: Wozu "Urzeitkrebse"? Praktische Bedeutung der Groß-Branchiopoden für Wirtschaft, Naturschutz und Wissenschaft. In: Stapfia. 42, Linz 1995, S. 149–158 (zobodat.at [PDF]); zugleich Kataloge des Oberösterreichischen Landesmuseums N.F. 100, 1996.
- http://www.aquariummagazin.de Bericht in Ausgabe Dez. 2008, S. 10.