Arkadia (Poznań)
Arkadia ist ein historisches Gebäude in Poznań in Polen. Es beherbergt das Kulturinformations-Zentrum der Stadt, das Theater Der achte Tag und gewerbliche Nutzungen. Das Gebäude in der Altstadt am Plac Wolnośći 11 (Platz der Freiheit, bis 1919 Wilhelms-Platz) war 1879 als Stadttheater gebaut worden.
Stadttheater
1804–1874
Seit 1796 gab es Pläne, in Posen ein Stadttheater zu bauen.[1] Von 1802 bis 1804 wurde der Neubau in der damaligen Neustadt nach Plänen des Baurats Johann Anton Theodor Heermann fertiggestellt.[2] (Ein Entwurf von David Gilly von 1801 wurde nicht berücksichtigt.)[3] Es war in dieser Zeit das einzige Theater der Stadt. Dort wurden Opern, Operetten und Schauspiele, vor allem in deutscher Sprache gezeigt. Daneben gab es polnischsprachige Aufführungen und Gastspiele. 1829 war der Geiger Nicolo Paganini zu Gast.
1874 wurde das Stadttheater wegen baulicher Mängel und finanzieller Probleme geschlossen.
1879–1910
Von 1878 bis 1879 wurde ein Neubau nach Plänen des Stadtbaumeisters Caesar Stenzel errichtet.[4] Am 30. September 1879 fand die feierliche Eröffnung mit Die Zauberflöte von Mozart statt. Danach gab es wieder Opern, Operetten, Konzerte und Schauspiele, jetzt ausschließlich als deutschsprachige Veranstaltungen, da es ein eigenes Polnisches Theater in Posen seit 1875 gab. Solisten waren unter anderen der Komponist und Pianist Franz Liszt. 1896 gab es Umbauten.
1910 wurde ein neues Stadttheater an der Paulikirchstraße (jetzt ul. Aleksandra Fredry 9) eröffnet.
Weitere Nutzung
Das bisherige Gebäude am Wilhelmsplatz wurde umgebaut und für Gewerbe und Wohnzwecke genutzt. 1912 eröffnete das Café Esplanade, das später (um 1914?) in Kaffeehaus Hohenzollern umbenannt wurde.[5][6] Nach 1919 erhielt es den Namen Esplanade in der nun polnischen Stadt Poznań zurück. Von 1927 bis 1939 war hier auch der polnische Radiosender der Stadt untergebracht.
Nach 1945 gab es verschiedene Nutzungen. Seit 1992 spielt dort wieder ein Theater, Teatr Ósmego Dnia, daneben gibt es verschiedene gewerbliche Nutzungen und das Kulturinformations-Zentrum der Stadt. Seit 1979 steht das Bauwerk unter Denkmalschutz.
Literatur
- Hans Knudsen: Deutsches Theater in Posen. Erinnerungen und Beiträge zu seiner Geschichte. Bad Nauheim, 1961 Zitate, wichtigste Darstellung zur Geschichte des Stadttheaters
- Ryszard J. Wieczorek: Organisationsformen des Musiklebens in Posen im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Musik im Theater. In Helmut Loos (Hrsg.): Traditionen städtischer Musikgeschichte in Mittel- und Osteuropa, Band 1. Leipzig 2010, S. 3–34 (= S. 117–148) Digitalisat
Weblinks
Einzelnachweise
- Die Stadt Posen/Poznań gehörte seit 1772 zum Königreich Preußen, die Stadtbevölkerung war zum größten Teil polnisch, vor allem delegierte Beamte und Militärs waren zu dieser Zeit deutsch
- Julius Kohte: Die Kunstdenkmäler des Stadtkreises Posen, 1896, S. 86f. Digitalisat (15. Reihe, 1. Bild), mit Beschreibung des historischen Baus von 1804 und Abbildung; auch Julius Kohte: Übersicht der Kunstgeschichte der Provinz Posen, 1896 S. 120 (Digitalisat); Julius Kohte war Landeskonservator, daher sind seine Angaben wahrscheinlich richtig
- Tadeusz J. Żuchowski: Der Einfluss des preußischen Städtebaus auf die städtebauliche Entwickling Poznańs. In: Christof Baier, u. a. (Hrsg.): Retablissement. Preußische Stadtbaukunst in Polen und Deutschland. Lukas Verlag Berlin, 2016, S. 297–308, hier S. 303, gab (irrtümlich?) David Gilly als Architekten an, so auch in den meisten polnischen Beschreibungen; es ist unklar, ob diese Darstellung richtig ist und auf welchen historischen Quellen sie beruht (in dem Artikel gibt es einige historische Fehler, z. B. ein falsches Sterbejahr des Architekten Heermann)
- Ryszard J. Wieczorek, Organisationsformen, 2010, S. 22f.
- Café Esplanade Poznań Wiki, Geschichte mit historischen Fotos (übersetzt)
- Kaffeehaus Hohenzollern Dawny Poznań, zwei Fotografien, eine um 1939/44?