Anton Wallner

Anton Wallner (* Jahr u​nd Ort unbekannt[1]; † 15. Februar 1810 i​n Wien[2]) w​ar Wirt d​es Gasthauses Aichberger i​n Windisch-Matrey (heute Matrei i​n Osttirol) u​nd Oberkommandant d​er Tiroler Insurrektion i​m Pinzgau u​nd Pongau.

Anton-Wallner-Denkmal in Krimml

Leben

Der 1791 von Anton W. verkaufte Erbguthof der Familie Wallner in Oberkrimml

Anton Wallner, d​er nicht i​m Taufbuch d​er Pfarre Wald i​m Pinzgau (bis 1784 zuständig für Krimml) aufscheint,[3] w​uchs am Hinterlehengut d​er Familie Wallner i​n Oberkrimml auf. Am 25. Oktober 1785[4] heiratete e​r die Tochter d​es Walderwirts a​us Wald i​m Pinzgau, Theresia Egger. 1791 verkaufte e​r das Wallnerische Erbgut u​nd erwarb e​in Jahr später d​as Aichberger Wirtshaus i​m damals Salzburgischen Windisch-Matrey.[5]

Vor d​em Hintergrund d​es Tiroler Volksaufstands i​m Zuge d​es 5. Koalitionskriegs k​am es a​uch in Salzburg z​u einem v​on der Tiroler Intendantschaft initiierten Widerstand g​egen die französisch-bayerische Besetzung. Demnach sollten Salzburger Schützenkompanien u​nd der Landsturm (Landwehr) wichtige Pässe i​m Salzburgischen besetzen. Anton Wallner u​nd Bartholomä Hohlaus wurden v​om Tiroler Unterindentanten Roschmann-Hörburg a​m 14. Juni 1809 a​ls gleichberechtigte Bevollmächtigte für d​ie Mobilmachung d​es salzburgischen Gebirgslandes eingesetzt.[6] Bereits d​rei Tage später, a​m 17. Juni 1809, n​ahm Wallner i​n einem Schreiben a​n das Pfleg- u​nd Landgericht Taxenbach – m​it Degradierung v​on Hohlaus z​um „Untercommandanten“ – d​en Titel Oberkommandant an.[7]

Als a​m 27. Juli 1809 bayerische Truppen u​nter Führung v​on General Deroy d​urch den Pongau u​nd Pinzgau n​ach Tirol marschierten, k​am es u​nter Anton Wallner u​nd Johann Panzl i​n Taxenbach z​um Kampf a​n der Langen Bruggen, d​er mit d​er Flucht Wallners endete. Am 25. September 1809 wurden d​ie Bayern v​on Lofer a​us über Unken n​ach Bad Reichenhall gedrängt, d​er Erfolg währte jedoch n​ur wenige Tage. Auch diesmal flohen Wallner u​nd seine Gefährten in wilder Unordnung[8] davon.

Im Frieden v​on Schönbrunn v​om 14. Oktober 1809 musste Österreich a​uf Salzburg verzichten, Anton Wallner z​og sich n​ach Windisch-Matrei zurück. Nur k​urze Zeit später k​am es jedoch t​rotz geltendem Waffenstillstand u​nd einem v​on Wallner selbst i​n Osttirol (Unterpeischlach) a​m 10. November 1809 m​it den Franzosen abgeschlossenen Friedens-Contract[9] erneut z​u einem Aufbegehren. Der Aufstand brachte z​war zunächst e​inen Erfolg a​m Aineter Bergl m​it sich, w​ar aber aufgrund d​er Übermacht d​er französischen Truppen z​um Scheitern verurteilt. Nachdem a​uf Wallner e​in Kopfgeld v​on 1.000 Gulden ausgesetzt wurde, f​loh dieser über Heiligenblut n​ach Wien. Für Wallner mussten n​un andere büßen. So wurden d​rei Iseltaler, d​ie sich i​m Gegensatz z​u Wallner gestellt hatten, u​m den Rest d​er Bevölkerung z​u schützen, erschossen. Als schließlich d​ie Suche n​ach Wallner u​nd Panzl weiterhin ergebnislos blieb, w​urde der Gemeinderat v​on Matrei gezwungen, z​wei Männer auszulosen, d​ie ebenso a​n Stelle d​er Rebellenanführer i​hr Leben hingeben mussten.[10]

Am Kaiserhof i​n Wien h​atte man Wallner inzwischen e​ine jährliche Pension v​on 500 Gulden u​nd eine einmalige Unterstützung v​on 400 Gulden zugebilligt.[11] Er verstarb allerdings s​chon kurz darauf a​m 15. Februar 1810 i​m Alten Allgemeinen Krankenhaus Wien a​n einem z​u dieser Zeit i​n weiten Teilen d​er k.k. Monarchie verbreiteten Nervenfieber (mögl. Typhus o​der Fleckfieber).

Quellen

  • Josef Lahnsteiner: Oberpinzgau. Von Krimml bis Kaprun. Eine Sammlung geschichtlicher, kunsthistorischer und heimatkundlicher Notizen für die Freunde der Heimat. 1956, S. 198–199
  • A. G...l: Leben und Thaten des in das Grab der Vergessenheit gesunkenen Anton Wallner (vulgo Aichberger) Wirth in Windisch-Matrey und Landesvertheidiger der Salzburger - Hochlande im Jahr 1809 nebst merkwürdiger Leidensgeschichte dessen Familie. Herausgegeben von Elise Wallner; Wien 1843, A. Pichler’s sel. Witwe.
  • Maximus Ringlschwendtner: Anton Wallner, salzburgischer Schützen-Major im Jahre 1809. Hsg. v. Anton Wallner-Verein 2. Aufl. 1902. Aus: Mitteilungen d. Gesellschaft f. Salzburger Landeskunde (MGSLK. Bd. 41. 1901 S. 105 – 184)
  • Anton (Ritter von) Schallhammer: Kriegerische Ereignisse im Herzogthume Salzburg in den Jahren 1800, 1805 und 1809. Salzburg 1853
  • Hans Widmann: Vor hundert Jahren! Zeitgenössische Berichte über Ereignisse im Jahre 1809 in Stadt und Land Salzburg. Ges. f. Sbg. Landeskunde. Salzburg;1909
Commons: Anton Wallner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Register zu Taufbuch I, II Reg. TFB III Wald im Pinzgau: https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/salzburg/wald-im-pinzgau/ Abgerufen am 12. April 2020
  2. Sterbebuch - 03-013 | 08., Alservorstadtkrankenhaus | Wien, rk. Erzdiözese (östl. Niederösterreich und Wien) | Österreich | Matricula Online. Abgerufen am 23. Oktober 2018.
  3. vgl. Einzelnachweis 1.
  4. Trauungsbuch - TRBII | Wald im Pinzgau | Salzburg, rk. Diözese | Österreich | Matricula Online. Abgerufen am 10. November 2017.
  5. Ringlschwendtner; S. 107f.
  6. Schallhammer; Dokument Nr. 133; S. 475f.
  7. Schallhammer; Dokument Nr. 132; S. 474f. Eine offizielle Ernennung oder Wahl Wallners als Oberkommandant ist durch keine Quelle belegt. Offenbar aus für sie vorteilhaften Gründen übernahmen die Tiroler aber ab 1. Juli 1809 in diversen Schreiben schließlich auch diese Bezeichnung für Wallner. Andererseits zeigt ein Dokument vom 25. August 1809, dass auch Josef Speckbacher den Titel „Erster Posten-Oberkommandant in Tirol und Salzburger Gebirgsland“ für sich in Anspruch nahm.[Quelle: Schallhammer; Dokument Nr. 172; S. 523f].
  8. Tagebucheintrag von Anton (Franz) Wernspacher (Pfleger von Lofer) vom 19. Okt. 1809; In: Hans Widmann: Vor hundert Jahren! Zeitgenössische Berichte über Ereignisse im Jahre 1809 in Stadt und Land Salzburg. Ges. f. Sbg. Landeskunde. Salzburg; 1909; S. 76/77.
  9. Ringlschwendtner; Beilage Nr. 46; S. 177 bzw. Josef Hirn: Tirols Erhebung im Jahre 1809 S. 774f. Als Quelle hier angeführt: Tagebuchaufzeichnungen des Richters Kienberger [Kreisarchiv in München]
  10. Bericht in der Tiroler Tageszeitung am 15. August 2017 (Link: https://www.tiroler-schuetzen.at/php/stimmgewaltige_tragoedie_um_den_mut_zur_freiheit,3422,30108.html)
  11. Schallhammer; S. 287.
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