Anton Dumm
Anton Dumm (* 1938), genannt Dummse Tünn, ist ein ehemaliger deutscher Zuhälter. Er wurde in den 1960er Jahren eine bekannte Persönlichkeit des Kölner Rotlichtmilieus.
Leben
Dumm absolvierte eine Lehre als Rohrleger[1] und wurde bereits als Jugendlicher durch Straftaten auffällig. Anfang der 1960er wurde er als Zuhälter überregional bekannt und galt als Sinnbild des Kölner Rotlichtmilieus.[2] Zahlreiche Anzeigen und Anklagen gegen Dumm blieben erfolglos, bis zur Bekämpfung der Kriminalität in Köln ein Sonderbevollmächtigter des Innenministeriums berufen wurde, der sich auch insbesondere den Ermittlungen gegen Dumm widmete. Im Dezember 1965 wurde Dumm schließlich festgenommen[1] und später wegen Notzucht, Zuhälterei, Körperverletzungen und Fahrens ohne Führerschein im Oktober 1966 zu einer dreijährigen Zuchthausstrafe verurteilt.[3] Im Verlauf der Verhandlungen kam es zu Attentatsdrohungen gegen das Gericht und Einschüchterungsversuchen gegen Richter und Staatsanwälte.[2]
Auch nach der Haft blieb Dumm im Milieu aktiv und stritt mit „Schäfers Nas“ um die Vorherrschaft. Im September 1975 kam es zu einer Auseinandersetzung auf offener Straße, bei der Dumm von Schäfer bewusstlos geschlagen wurde. Der Film Heißes Pflaster Köln (Premiere: 31. August 1967) von Ernst Hofbauer mit Arthur Brauss und Klaus Löwitsch lehnt sich an die Geschichte des „Dummse Tünn“ an.[4][5]
Dumm wurde auch als Leibwächter von Romy Schneider bekannt.[6] Heute betreibt er einen Reiterhof in Köln-Rath. 2009 geriet Dumm in die Schlagzeilen, weil sich auf dem Hof eine Entführung ereignete, in die sein Sohn verwickelt war.[7] Mit der ehemaligen Gastwirtin Ruth war Dumm über 25 Jahre liiert und von 1998 bis zu ihrem Tod im Jahr 2009 verheiratet.
Literatur
- Peter F. Müller und Michael Mueller: Chicago am Rhein – Geschichten aus dem kölschen Milieu. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2011, ISBN 978-3-462-03830-9, S. 15–39.
Weblinks
- Foto von Anton Dumm bei Spiegel Online
- Chicago am Rhein. Von großen und kleinen Ganoven in Köln. einsfestival
- Kölner Milieu mit Dummse Tünn und Frischse Pitter. Welt online, 3. Oktober 2011 zum Erscheinen des Films Wir waren das Miljö von Peter F. Müller
Einzelnachweise
- Wasser für den Stärksten. In: Der Spiegel. Nr. 1, 1966 (online).
- Der Kölner Lotterlord. In: Die Zeit, Nr. 11/1966.
- Drei Jahre Zuchthaus für Schläger „Dummse Tünn“. (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) In: Hamburger Abendblatt, 29. Oktober 1966, S. 34.
- Heisses Pflaster. Köln im Film
- Interview mit Arthur Brauss vom 27. Januar 2002
- Mit Schäfers Nas und Dummse Tünn. In: Kölner Stadtanzeiger, 28. August 2010
- Urteil im Amtsgericht: Entführung auf dem Hof von Dummse Tünn. In: Express, 8. April 2009