Ansitzjagd
Bei der Ansitzjagd, kurz Ansitz oder auch Anstand,[1] handelt es sich um eine Jagdart, bei der der Jäger dem Wild an geeigneter Stelle auflauert.[2][3][4]
Jagdart
Die Ansitzjagd wird von einem Jäger alleine oder als sogenannter Sammel-/Gemeinschaftsansitz von mehreren Jägern gemeinsam ausgeübt. Im Gegensatz zu Bewegungsjagden, wie etwa der Drückjagd, wird das Wild dem Schützen dabei nicht von Treibern oder Hunden zugetrieben. Beunruhigung des Wildes wird bei der Ansitzjagd vermieden. Auf dem Hinweg zum Hochsitz oder Ansitz muss der Jäger die Windrichtung beachten. Er darf sich der Fläche, auf der er das Wild erwartet, nur aus der Richtung nähern, in welcher der Wind von der Fläche und den Einständen zu ihm, nicht aber von ihm zur Fläche und zu den Einständen weht. Annäherung aus einer ungünstigen Richtung würde das Wild veranlassen sich zurückzuziehen. Deshalb ist der Erfolg der Ansitzjagd ihn hohem Maße von der Auswahl des richtigen Hochsitzes oder Platzes abhängig, die mit Orientierung an den Windverhältnissen an dem betreffenden Tag getroffen werden sollte.
Das Auflauern bei der Ansitzjagd bietet dem Jäger den Vorteil, dass auftauchendes Wild sich ruhig und angstfrei verhält, solange es vom Jäger keinen Wind bekommt und keine Geräusche des Jägers wahrnimmt. Das erleichtert das Identifizieren sowie Beurteilen (jägersprachlich: Ansprechen) des Wildes und ermöglicht einen vergleichsweise zielsicheren Schuss.[5] Für die Auswahl von geeigneten Ansitzen bedarf es guter Kenntnisse über die Wildwechsel, Einstände, Nahrungsflächen, Windverhältnisse und das Raum-Zeit-Verhalten des Wildes.[6][7]
Durch häufige Ansitzjagd im selben Gebiet kann jedoch hoher Jagddruck erzeugt werden, der das Wild zur Vermeidung des betreffenden Bereichs veranlasst und im Rahmen der Schwerpunktbejagung zur gezielten Vergrämung von Wild aus einem bestimmten Gebiet angewandt werden kann, etwa um Wildschäden zu vermeiden.[8] Bei unsachgemäßer Anwendung kann der durch andauernde Ansitzjagd erzeugte Jagddruck beim Wild auch unerwünschte Vermeidungsstrategien, wie Nachtaktivität und Scheu vor dem Menschen, verstärken.[9]
Ansitzeinrichtungen
An besonders geeigneten Plätzen, wie etwa oft genutzten Wildwechseln, Waldrändern oder an Kirrungen, werden bevorzugt verschiedene Formen von Ansitzeinrichtungen (z. B. Jagdschirme, Ansitzleitern, Klettersitze oder Kanzeln) platziert. Abhängig von der Bauform können Ansitze dabei verschiedene Funktionen erfüllen: An ihren Seiten verblendete Ansitze können optische Tarnung bieten, überdachte Ansitze können dem darunter verharrenden Jäger Schutz vor Wind und Wetter gewähren, erhöhte Ansitze können einen besseren Überblick und einen sichereren Kugelfang bei Schussabgabe gewährleisten. Besonders hohe Ansitze können neben der optischen Tarnung auch geruchstarnend wirken, indem sie den Körpergeruch des Jägers für das Wild „aus dem Wind halten.“
Literatur
- Ilse Haseder, Gerhard Stinglwagner: Knaurs Großes Jagdlexikon, Augsburg 2000, ISBN 3-8289-1579-5
Weblinks
Einzelnachweise
- Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6., gänzlich neubearbeitete und vermehrte Auflage. Band 1. Bibliographisches Institut, Leipzig und Wien 1905, S. 561, Anstand (Ansitz) (zeno.org).
- Ansitz | Rechtschreibung, Bedeutung, Definition, Herkunft. In: Duden. Abgerufen am 25. November 2020.
- Ansitz. In: DWDS – Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache. Abgerufen am 25. November 2020.
- Haseder, S. 40
- Andreas Haug: Wildlife-Management und Forstwirtschaft unter besonderer Berücksichtigung der Randbedingungen und Möglichkeiten einer Optimierung jagdwirtschaftlicher Aspekte für Waldeigentümer. Tenea, Berlin 2004, ISBN 978-3-86504-042-8, S. 92 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Gerhart Zwirglmaier: Jagdliche Praxis der Schwarzwildbejagung. In: waldwissen.net. 10. Februar 2011, archiviert vom Original am 21. Oktober 2019; abgerufen am 21. Oktober 2019.
- Friedrich Reimoser, Josef Zandl: Ansitzplätze richtig positionieren. In: Weidwerk. Nr. 5, 2014, ISSN 1560-9162, S. 14–17 (archive.org [PDF]).
- Oswald Odermatt: Schwerpunktbejagung | Area Focused Hunting. In: Schweizerische Zeitschrift für Forstwesen. Band 150, Nr. 9, September 1999, ISSN 0036-7818, S. 332–334, doi:10.3188/szf.1999.0332 (szf-jfs.org [abgerufen am 21. Oktober 2019]).
- Gerhart Zwirglmaier: Vertreibung aus dem Paradies. In: waldwissen.net. 10. Februar 2011, archiviert vom Original am 21. Oktober 2019; abgerufen am 21. Oktober 2019.